Geretsried:Lug fordert Ersatz für das Eisstadion

Die Freien Wähler in Geretsried wollen die Sportstätten zum Wahlkampf-Thema machen und schlagen eine Multifunktionshalle auf der Böhmwiese vor. Die Reaktionen sind verhalten.

Wolfgang Schäl

Geretsried: Das Geretsrieder Heinz-Schneider-Eisstadion hat schon bessere Zeiten gesehen, in denen es zum Beispiel auch noch ein Dach gehabt hat. Das wurde nach dem Einsturz der Eishalle in Bad Reichenhall sicherheitshalber demontiert. Seither steht der örtliche Eissportclub in vielerlei Hinsicht im Regen

Das Geretsrieder Heinz-Schneider-Eisstadion hat schon bessere Zeiten gesehen, in denen es zum Beispiel auch noch ein Dach gehabt hat. Das wurde nach dem Einsturz der Eishalle in Bad Reichenhall sicherheitshalber demontiert. Seither steht der örtliche Eissportclub in vielerlei Hinsicht im Regen

(Foto: Manfred Neubauer)

Setzt nach der ausladenden Hallenbad-Debatte in Geretsried jetzt die große Diskussion um das betagte Eisstadion an der Jahnstraße ein? Die Freien Wähler haben das Thema Sportstätten-Auslagerung nach einem ersten Durchgang im Jahr 2007 jedenfalls wieder aus der Schublade gezogen. Sie sind nach den Worten ihres Fraktionssprechers und designierten Bürgermeisterkandidaten Robert Lug entschlossen, damit in den Kommunalwahlkampf zu ziehen.

Was Lug vorschwebt, ist der Neubau einer Multifunktionshalle auf der Böhmwiese, in der neben dem Eissport allerlei Kulturelles wie Public Viewing und ein Discobetrieb möglich wäre. Auch ein Bürgerhaus und Lagerräume für das Heimatmuseum könnten darin integriert werden, meint Lug, der das Thema in der jüngsten Versammlung der Freien Wähler ins Spiel gebracht und damit große Zustimmung gefunden hat. Die Gefahr, dass sich die Stadt mit zwei so kostspieligen Projekten - Hallenbad und Stadion - überheben könnte, sieht Lug nicht, denn für ihn gilt hier wie da: Ein Neubau kommt billiger als eine Sanierung. Und finanzieren ließe sich ein neues Stadion seiner Ansicht nach problemlos durch den Verkauf der Fläche an der Jahnstraße. Die umfasse rund 30 000 Quadratmeter und werde beim Verkauf, einen moderaten Grundstückspreis von 400 Euro pro Quadratmeter vorausgesetzt, "pi mal Daumen zwölf Millionen Euro" in die Stadtkasse spülen. Weitere Vorteile nach Lugs Prognose: Die Anwohner der Jahnstraße wären das Lärmproblem los und der Eishockeyclub ESC könnte übergangslos umziehen. Denn eine Saison ohne Stadion würden die River Rats nicht überleben, das sehe auch der ESC so, der schon seit geraumer Zeit auf eine Entscheidung dränge. Den Zeitrahmen, in dem dies alles realisiert werden könnte, setzt Lug mit grob geschätzten acht Jahren an. Dass damit auch der Volksfestplatz wegfallen würde, ficht ihn nicht an. "Da finden wir immer irgendwo eine Fläche."

Bei alledem bezieht sich der FW-Fraktionssprecher auf eine schriftliche Ausarbeitung des Bauamts, von der allerdings dessen Leiter Jochen Sternkopf nichts wissen will. Es habe mal ein internes Papier zu Zeiten von Bürgermeister Hans Schmid gegeben, konkrete Zahlenangaben enthalte es aber nicht. "Da bräuchten Sie mehrere Fachleute, um ein belastbares Ergebnis zu bekommen." Sternkopfs nüchternes Urteil über Lugs Kostenschätzung: "Das ist Wahlkampf und hat mich nicht zu interessieren." Wohl aber verweist der Amtsleiter auf die nächste Stadtratssitzung am 30. April. Dort werde ein Planungsbüro zwei Varianten der Böhmwiesen-Entwicklung vorstellen, bei der es zwar nicht um eine konkrete Flächennutzung gehe, aber um Verkehrswege im Kontext mit der B 11-Verlegung. Auch ein Bürgerworkshop am 5. Juni in den Ratsstuben werde sich mit dem Thema befassen. Gegenüber dem bisherigen Rahmenplan aus dem Jahr 2010 "wird es eine Überraschung geben", kündigt Sternkopf an, ohne mehr zu verraten. An eine Multifunktionshalle sei zur Zeit aber nicht gedacht.

Auch Stefan Strobl, kommissarischer Vorsitzender des ESC, möchte nichts übers Knie brechen, so begrüßenswert eine neue Halle grundsätzlich für den Verein wäre. Man sei mit den Fraktionen im Rathaus so verblieben, dass man zunächst einmal eine gründliche Kostenanalyse erarbeite, in die auch der Umwelt- und Lärmschutz einfließt, um dann zu überlegen, ob eine Sanierung oder ein Neubau die beste Option wäre. Und da dürfe man sich nicht auf Milchmädchenrechnungen verlassen. "Dass da was passieren muss", steht für Strobl außer Frage. Eine Sanierung sei "kein Hexenwerk" und insofern zu erwägen, als ein neues Stadion frühestens in zehn Jahren kommen würde. Und bis dahin müsse der Geretsrieder Eissport ja irgendwie überleben.

Das wünscht sich auch Bürgermeisterin Cornelia Irmer, schließlich sei Geretsried eine Sportstadt. Der Idee, eine Multifunktionshalle zu bauen, stimmt sie grundsätzlich zu, sie sei "völlig richtig" und auch im Leitbild enthalten. Der Stadtrat werde sich deshalb schon bald damit beschäftigen. Ob auf der Böhmwiese oder anderswo, müsse man sehen. "Es muss sich nur rechnen, sonst bekommen wir keine Zuschüsse."

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