Banater Straße:Hürdenlauf zum Großprojekt

Luftbild Lorenz-Areal 770 Wohnungen Bau Brache zwischen Elbe- und Banaterstraße Geretsried

Auf der Brache zwischen Elbe- und Banater Straße sollen 770 Wohnungen entstehen. Das Projekt gilt als beispielhaft, erntet aber auch Kritik.

(Foto: Manfred Neubauer)

Der Geretsrieder Stadtrat befasst sich erneut mit Stellungnahmen zur geplanten Wohnbebauung auf dem Lorenz-Areal

Von Arnold Zimprich

Das Bauprojekt auf dem ehemaligen Lorenz-Areal ist mit 770 geplanten Wohnungen des bislang größte in Geretsried. Und es macht Stadtrat und Verwaltung viel Arbeit. Nach der erneuten öffentlichen Auslegung des Bebauungsplans für das Wohnprojekt an der Banater Straße, die vom Landratsamt wegen der Länge des Verfahrens und "neuer Aspekte", die in der Zwischenzeit dazu gekommen seien, gefordert worden war, hat sich der Stadtrat am Montag in einer rund zweistündigen Sondersitzung mit weiteren Stellungnahmen befasst. "Vieles, was bereits vorgelegt wurde, haben wir noch einmal vorgelegt bekommen" leitete Stadtbaumeister Rainer Goldstein ein. Trotzdem: Um beschlussfähig zu sein, ging der Stadtrat jeden der 16 Einwände, die in einem 62 Seiten starken Papier zusammengefasst wurden, noch einmal durch.

Rechtsanwalt Klaus Hoffmann, der die Stadt vertritt, betonte die Bedeutung des Schriftsftücks, in dem auch die Stellungnahmen der Stadt enthalten sind. "Sie haben hier ein umfangreiches Abwägungskonvolut vor Augen", sagte er zu den Stadträten. Es sollte nochmals ein Abwägungsbeschluss gefasst werden. "Wir bemühen uns, eine Zügigkeit in das Verfahren reinzubringen" fasste Hoffmann zusammen.

Speziell die Firma Bauer Kompressoren habe "redlich Stellung genommen", 95 Prozent der Einwände seien jedoch wortidentisch mit bereits vorher Geäußertem. Die Bauer-Juristen fahren schwere Wortgeschütze auf, sprechen von einer "verfehlten Planung" und davon, dass "zentrale Informationen, die grundlegende Bedenken bezüglich der Planung begründen, gezielt vorenthalten wurden". Es lägen "beachtliche Verfahrensfehler" vor.

Im Detail sieht die Münchner Rechtsanwaltskanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek, die Bauer Kompressoren vertritt, die Mindestanforderungen an die Mindestbesonnung - ein Begriff aus dem Baurecht - an sämtlichen Nordfassaden nicht eingehalten. Zudem sprechen die Rechtsanwälte von einer "monströsen Riegelbebauung", durch die der Innenbereich "gefängnisartig eingekesselt" sei. Bauer kritisiert damit die Planung an sich: Diese könne nicht den Anspruch haben, "gesunde Wohnverältnisse zu schaffen". Es seien "gravierende Lärmeinwirkungen sowohl aus dem Umfeld des Plangebiets" zu erwarten "als auch aus dem Innenbereich (Lärm aus der Tiefgarage)", heißt es in den Einwendungen der Rechtsanwälte.

Der Stadt Geretsried wird zudem die Fähigkeit abgesprochen, das Bauprojekt, das mit "extremen Investitionskosten verbunden wäre, umzusetzen". Sogar von potenziellen Bauruinen ist die Rede, die "den umliegenden gewerblichen und industriellen Nutzern sämtliche Entwicklungsspielräume nehmen" würden. Bauer sieht sich auch als Anwalt benachbarter Firmen. Die Anwälte der Firma weisen darauf hin, dass dem Aldi-Markt in der Banater Straße eine Anlieferung zur Nachtzeit genehmigt wurde, dies aber nicht im Schallgutachten berücksichtigt werde. Ebenso würden weitere Schallverursacher wie die BayWa-Filiale und das Unternehmen Pulcra Chemicals in der Elbestraße nicht beachtet.

Erneut lässt Bauer auf Alternativstandorte für das Wohnprojekt verweisen. So sei die Böhmwiese aufgrund des S7-Planungsstillstands nach wie vor eine Option, auch das Areal südlich der Staatstraße 2369.

Bürgermeister Michael Müller (CSU) war am Ende der Sitzung anzumerken, dass er das Projekt vorantreiben will. Nicht einmal drei Minuten, nachdem die letzte Stellungnahme der Stadt verlesen und der Abwägungsbeschluss mit einer Gegenstimme gefasst worden war, beendete er die Sitzung und wünschte einen schönen Abend. Der Hürdenlauf an der Banater Straße kann weiter gehen.

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