Geretsried:Landratsamt gegen Elefanten-Verbot

Geretsried sperrt den Ickinger Circus Crocofant mit seinen Elefanten aus. Doch das Landratsamt will Wildtierdressuren weiterhin erlauben - und verweist auf ein einschlägiges Gerichtsurteil.

Bernhard Lohr

Mit seiner Ächtung von Wildtier-Dressuren steuert Geretsried auf einen Konflikt mit dem Landratsamt zu. Dieses hat die Stadt informell aufgefordert, ihren Beschluss rückgängig zu machen. Andernfalls will die Behörde einschreiten. Dieses ist seit Dienstagabend ein Stück wahrscheinlicher geworden. Denn der Hauptausschuss des Stadtrats hat einstimmig bestätigt, dass Zirkusunternehmen, die Löwen, Tiger, Elefanten, Robben und andere wilde Tiere im Programm haben, auf städtischen Plätzen nicht gastieren dürfen.

Geretsried: Bisher kamen Betty und Miri vom Circus Crocofant mit ihrem Chef Francois Meise gerne nach Geretsried. Die Stadt billigt jetzt aber keine Wildtiere mehr, die in Zirkussen gehalten werden.

Bisher kamen Betty und Miri vom Circus Crocofant mit ihrem Chef Francois Meise gerne nach Geretsried. Die Stadt billigt jetzt aber keine Wildtiere mehr, die in Zirkussen gehalten werden.

(Foto: Neubauer)

Der Zweite Bürgermeister Gerhard Meinl (CSU) war am Dienstag voll in seinem Element. Meinl ist Jurist aus Leidenschaft und wiederholte sein Plädoyer aus der Februarsitzung des Stadtrats, als er dazu ermunterte, im Zweifel der Überzeugung zu folgen und auch gegen geltendes Recht Zirkussen mit Wildtieren ein Gastspiel zu verwehren. "Wir unternehmen ein Lausbubenstück", sagte er. Man werde sehen, ob das Bestand haben werde, auf diesen Weg würde Recht in sinnvoller Weise weiterentwickelt.

Das Landratsamt hält als staatliche Aufsichtsbehörde von solchen Methoden wenig. Iris Korth, Sachgebietsleiterin Kommunalwesen, sagte am Mittwoch, die Kommune handle ohne Rechtsgrundlage, der nächste Schritt des Landratsamts wäre eine sogenannte Ersatzvornahme, um den Beschluss außer Kraft zu setzen. Und am Ende könnte der Fall - so wie es Meinl offensichtlich auch vorschwebt - vor Verwaltungsgerichten grundsätzlich entschieden werden.

Korth räumt der Stadt unter Verweis auf einschlägige Urteile aber geringe Erfolgschancen ein. So hat das Verwaltungsgericht Chemnitz die Stadt Chemnitz im Jahr 2008 per einstweiliger Anordnung dazu verpflichtet, einen von der Liste gestrichenen Zirkus mit Wildtieren wieder in die Reihe der Bewerber um ein Gastspiel aufzunehmen. Einen Stadtratsbeschluss, vergleichbar dem in Geretsried, verwarf das Gericht, weil er gegen die Berufsfreiheit verstoße und das Tierschutzgesetz das Halten und Zurschaustellen von Wildtieren nicht verbiete.

Geretsried will es aber darauf ankommen lassen. Die Stadträte ergänzten am Dienstag per Beschluss die bisher lückenhafte Liste der Wildtiere, um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein. Ausdrücklich aufgenommen wurden Großkatzen, weibliche Elefanten, aber auch Delfine, Robben oder Riesenschlangen; das ganze zur Sicherheit versehen mit dem Zusatz "Wildtiere, so wie", um keine noch so ausgefallene Tierart auszulassen. Für den aus Icking stammenden Circus Crocofant, der Tiger und Elefanten im Programm hat, ist das Vorgehen nicht nachvollziehbar. Der Circus nutzt traditionell den Tourauftakt nach der Winterpause zu Gastspielen in der näheren Umgebung.

Heuer begann die Saison allerdings nicht in Geretsried oder in Wolfratshausen, wo wegen der regen Bautätigkeit der zuletzt noch verbliebene Platz an der Königsdorfer Straße nicht mehr zur Verfügung steht. Crocofant baute heuer sein Zelt in Weilheim auf, von wo es nach Landsberg am Lech und nach Erlangen ging. Petra Meise, die den Circus mit ihrem Mann leitet, sagte, Tierschützer, die sich beschwerten, gebe es andernorts auch. Aber ein solches Vorgehen einer Stadt sei ihr noch nicht begegnet. "Ich weiß nicht, woran das liegt."

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