Der Mooseuracher Bildhauer Otto Süßbauer hat gerade zum dritten Mal seine Vaterunser-Säule repariert. 2007 wurde sie von der evangelischen Kirchengemeinde in Geretsried gekauft und steht seither vor der Petruskirche an der Egerlandstraße. Unbekannte hatten die knapp vier Meter hohe Skulptur aus Tombak Anfang Dezember umgetreten. Zugleich wartet Süßbauer seit sechs Jahren darauf, dass die Stadt Geretsried seine Bronzeskulptur der "Geher" aufstellt. Sie wurde im Mai 2017 im Auftrag der Stadt gegossen, um Teil der geplanten Kunstmeile zu werden.
SZ: Herr Süßbauer, Sie haben die Vaterunser-Säule nun zum dritten Mal in sieben Jahren repariert. Steht sie am falschen Platz?
Otto Süßbauer: Sie ist womöglich zu fragil für den öffentlichen Raum, aber am falschen Platz steht sie nicht. Ich hätte gehofft, dass der Kirchenraum einen Schutz bietet, aber das tut er offenbar nur bedingt.
Sie haben Sie diesmal auf eigene Kosten repariert und wieder aufgestellt. Warum?
Die Versicherung hätte es sich gewünscht, dass man die Säule sicherer macht. Aber ich kann ja keine Stäbe einziehen oder sie mit Beton ausgießen. Das würde ihren Charakter zerstören und widerspräche meiner Intention. Für mich wäre es aber auch keine Option, sie hinten in den Garten zu stellen, wo keiner hinkommt. Man soll sie ja sehen. Und sie soll da stehen, wie es gedacht war.
Wie war es gedacht?
Wenn man aus der Kirche kommt, geht man auf die Säule zu: ein in Metall manifestiertes Gebet, das gen Himmel steigt. Deshalb wird sie nach oben hin immer lichter. Die Bronze hat mittlerweile eine schöne Patina angenommen, die wiederum gut mit der Kirchentür korrespondiert. Das alles ist für mich stimmig: Da ist die Kirche, da ist der Pfarrhof, da steht die Säule. Das gehört zusammen.

Die Vaterunser-Säule könnte so etwas wie das Endstück der Kunstmeile sein, mit der die Stadt Geretsried die Innenstadt aufwerten will. Sie haben im Auftrag der Stadt vor sechs Jahren eine große Bronze geschaffen, den "Geher". Wissen Sie, wo er künftig stehen wird?
Nein, ich habe seit Jahren nichts mehr von der Stadt gehört. Die Bronze ist irgendwo im Bauhof eingelagert. Ich hab das Gefühl, dass die Kunst bei der ganzen Baustelle und der Neuentwicklung der Innenstadt überhaupt nicht mitgedacht wurde.

Der Kulturausschuss des Stadtrats ist die Strecke Ende März abgegangen und möchte nun ein Konzept erstellen, wo welche Arbeit zu stehen kommt. Wie finden Sie das?
Was soll man sagen? Die Idee zur Kunstmeile ist grundsätzlich gut. Auch der Gedanke, dass immer wieder neue Leute eine Chance bekommen, sich mit einer Arbeit zu beteiligen. Aber offenbar weiß die Stadt gar nicht, wohin mit der Kunst. Offenbar hat sich niemand Gedanken gemacht, wie diese Kunstmeile ausschauen soll. Das hätte man bei der Neugestaltung von Anfang an mitdenken müssen. Das hätte man den Architekten fragen müssen. Das ist eine Frage der Wertigkeit. Offenbar war die Kunstmeile niemandem wichtig. Sie ist die Brotzeit nebenbei. Das gilt leider nicht nur für Geretsried.
Hätten Sie eine Wunschvorstellung, wo der "Geher" stehen könnte?
Zentral auf dem Karl-Lederer-Platz.