Süddeutsche Zeitung

Ortstermin des Kulturausschusses:Geretsried plant "Kunstmeile" durch die Innenstadt

Bürgermeister Michael Müller möchte Skulpturen "wertiger" platziert sehen. Gerhard Meinl wünscht sich Winterschutz aus Plexiglas für die "Wasserträgerinnen".

Von Felicitas Amler, Geretsried

Es ist eine der ältesten Ideen des Geretsrieder Bürgermeisters Michael Müller (CSU): Vom Stadtmuseum an der Graslitzer Straße bis zur evangelischen Petruskirche an der Egerlandstraße soll die Stadt eine Reihe von Skulpturen im öffentlichen Raum platzieren. Müller verkündete diesen Wunsch seinerzeit in einem SZ-Interview gemeinsam mit der heutigen Kulturamtsleiterin Anita Zwicknagl. Nun, acht Jahre später, wird mit der Umsetzung begonnen. Der Kulturausschuss des Stadtrats ist die Strecke am Dienstag unter Leitung von Müller und Zwicknagl abgegangen. Gemeinsam wurde nach geeigneten Standorten der bereits erworbenen Skulpturen und möglicherweise noch anzuschaffender Werke gesucht. Vor einer Entscheidung will Müller aber erst noch mit dem Kulturreferenten Hans Ketelhut (CSU), der Kulturamtsleiterin und dem Kunstbeirat ins Detail gehen. Über ein dann erarbeitetes Konzept soll der Kulturausschuss befinden.

Der Bronze-Gorilla von Hans Kastler, der ebenfalls in Bronze gegossene "Geher" von Otto Süßbauer, die mal "Flucht" und mal "Sterbendes Pferd" genannte Holzskulptur von Hans Neumann sind einige der Arbeiten, die aufgestellt werden sollen. Andere sind längst platziert: der "Dialog" von Ernst Grünwald direkt auf dem Karl-Lederer-Platz und die "Wasserträgerinnen" oder "Nornen" von Wilhelm Srb-Schloßbauer (1890-1972) vor dem Rathaus. Andere Werke dieses in Geretsried verstorbenen Künstlers müssten nach Ansicht von Kunstbeirat Albrecht Widmann prominenter präsentiert werden; er nannte als Beispiel den bronzenen "Jüngling", der am sogenannten Stern in Geretsried seiner Ansicht nach verschenkt ist. Widmann sagte, Srb-Schloßbauer sei "ein großartiger Mann der Neuen Sachlichkeit" und "unser Vater der Bildhauerei in Geretsried".

Gerhard Meinl regte angesichts der für die kalte Jahreszeit in Holz eingehausten Wasserträgerinnen an, dies doch lieber mit Plexiglas zu tun, da man sie dann weiter sehen könnte. Elmar Immertreu (Geretsrieder Liste) riet davon ab, "irgendwo irgendwelche Sachen hinzustellen". Sein Wunsch nach einem Konzept für die Kunstmeile wurde von Widmann in Frage gestellt: Er rate da zu Vorsicht.

Der Bürgermeister meinte, im Rathaus müssten die dort vorhandenen Kunstwerke - etliche kleinere Plastiken von Kastler und Geschenke aus der französischen Stadt Chamalières - "wertiger" platziert werden.

Auf Wunsch von Ernst Grünwald, der dem Kunstbeirat angehört, sollen nun Fotos aller vorhandenen Kunstwerke und ein Plan mit möglichen Standorten an den Beirat geschickt werden.

Verhülltes Rathaus?

Die Frage, wie und von wem neue Skulpturen erworben werden sollen, wurde nicht diskutiert. Im SZ-Interview vor acht Jahren hatte Müller auf die Frage: "Wenn Sie frei fantasieren, welches Kunstwerk würden Sie gern im Geretsrieder Stadtzentrum sehen - eine Nana von Niki de Saint Phalle, einen in Stein gemeißelten Karl Lederer oder ein von Christo verhülltes Rathaus?" geantwortet: "Ich hätte das à la Christo eingepackte Rathaus vorgezogen. Ich bin damals als Student extra nach Berlin gefahren, um mir den Reichstag anzuschauen. Ich fand das unglaublich klasse."

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