Süddeutsche Zeitung

Veranstaltungen im Oberland:Mit Willy Astor und Hygienespray

Der Geretsrieder Kulturherbst soll unter Corona-Bedingungen stattfinden. Wegen dem beschränkten Kartenkontingent rechnet die Stadt mit einem Defizit von 160.000 Euro

Von Florian Zick

Nach dem Ausfall des Geretsrieder Kulturherbstes im vergangenen Jahr will die Stadt das Musik- und Kabarettfestival heuer trotz der unsicheren Corona-Lage nachholen. "Wir müssen für die Kultur und Geretsried etwas machen", sagte der städtische Kulturreferent Hans Ketelhut (CSU). Zwar wird die Stadt durch die coronabedingt nur eingeschränkt zugelassene Zuschauerzahl um die 160 000 Euro draufzahlen müssen. "Aber wir haben schon für ganz andere Geschichten viel mehr Geld in die Hand genommen", so Ketelhut.

Veranstalter Günter Wagner rechnete dem Geretsrieder Stadtrat am Dienstagabend dezidiert vor, wie hoch das finanzielle Risiko ist. Demnach sind für Vorauszahlungen von Gagen und Buchungsgebühren für das Festzelt schon jetzt fast 86 000 Euro an Kosten angefallen. Sollten bei einer erneuten Absage die gebuchten Künstler wie La Brass Banda, Christian Springer oder Willy Astor ihre Gagen einklagen, so Wagner, könnte sich diese Summe auf mehr als 260 000 Euro erhöhen - "ohne dass wir davon etwas haben". Die Veranstalter haben deshalb viele Alternativen geprüft. Aber das Eisstadion fällt als Veranstaltungsort aus, dort wird bereits das Eis für die neue Saison präpariert; ein größeres Bierzelt passt nicht auf das Festgelände an der Jahnstraße; und einfach die Zeltwände hochzuziehen, um mehr Platz und eine bessere Durchlüftung zu haben, geht auch nicht. "Das ist Anfang Oktober ausgeschlossen, dafür ist es abends dann zu kalt", so Wagner.

Der Stadtrat hat sich deshalb einstimmig dafür ausgesprochen, den Kulturherbst unter Corona-Einschränkungen durchzuführen. Es müssen also Laufwege abgegrenzt, Sitzplätze markiert und Desinfektionsmittel bereitgestellt werden. Dazu braucht es Platzanweiser, zusätzliche Sicherheitskräfte und mehr Toiletten. Das Festival noch einmal zu verschieben, sei keine Option, sagte Veranstalter Wagner. Denn um die Künstler für kommenden Herbst zu buchen, sei es inzwischen schon zu spät. Zudem werde Corona nicht einfach so verschwinden, merkte Martina Raschke (Grüne) an. Es sei deshalb gut, "ein Zeichen zu setzen, dass wir eben mit Covid leben müssen".

Vom 30. September an wird es an der Jahnstraße und an anderen Spielorten in Geretsried nun also insgesamt 42 Veranstaltungen geben. Noch nicht ganz geklärt ist dabei, wie mit überbuchten Veranstaltungen umgegangen werden soll. Für manche Auftritte sind schon knapp 700 Karten verkauft worden, ins Zelt dürfen unter Corona-Bedingungen jetzt aber nur 300 rein. Veranstalter Günter Wagner will deshalb an die Künstler herantreten und fragen, ob sie ihr Programm nicht womöglich zweimal spielen könnten.

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Quelle:
SZ vom 29.07.2021
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