Bürgermeister Michael Müller (CSU) ist in diesem Sommer auf Reisen gegangen – im Interesse seiner Stadt Geretsried. In Rumänien, der Slowakei und Ungarn hat er Wurzeln jener Menschen gesucht, die Geretsried nach dem Zweiten Weltkrieg überhaupt erst zur Stadt aufgebaut haben: der deutschen Heimatvertriebenen. Wie deren materielles und immaterielles Erbe bewahrt werden kann, soll Müller im Auftrag des Stadtratsausschusses für Jugend, Senioren, Soziales, Kultur und Sport (Jusskus) klären. Am Dienstag hat er dazu dem Jusskus einen ersten Bericht gegeben.
Eine Idee, die womöglich stärker in den Blick genommen wird, ist es, die Urzeln „als Thema rauszupicken“, wie Müller es ausdrückte. Diese aus Siebenbürgen stammende Tradition wird von der Urzeln-Zunft gepflegt und dient dem Austreiben der Wintergeister und dem Schutz der Frühjahrssonne sowie der Schutzpatronin Sankt Agnetha, die den Frieden sichern soll.
„Brückenbauer zwischen Kulturen und Nationen“
Der Bürgermeister betonte, es gehe grundsätzlich nicht um „Vergangenheitstümelei“, vielmehr wolle Geretsried „Brückenbauer zwischen Kulturen und Nationen“ sein. Die Stadt mit inzwischen mehr als hundert Nationalitäten sei ein Schmelztiegel der Kulturen. „Das kulturelle Erbe umfasst eine breite Palette materieller und immaterieller Vermögenswerte, die als wertvoll für die kulturelle Identität einer Gesellschaft gelten.“ Dazu zählten Stätten, Denkmäler, Artefakte, mündliche Überlieferungen, darstellende Künste, Rituale und Feste.
In Geretsried habe sich vieles erhalten, was andernorts bereits in Vergessenheit geraten sei. Allerdings gehe nun auch die letzte „Erlebnisgeneration“, sodass man klären müsse, was weiterhin erhalten und gepflegt werden soll – und vor allem, wie. „Langfristige Planung und Strategien sind erforderlich“, sagte Müller.

All dies hat der Bürgermeister in einer bebilderten Präsentation festgehalten. Der Jusskus nahm seinen Vortrag zur Kenntnis. Ins Detail wird das Gremium erst im kommenden Jahr gehen. „Zunächst gilt es darüber zu entscheiden, welches Erbe man besonders erhalten will und was als besonders schützenwert einzustufen ist“ – diesen Schlusssatz illustrierte Müller mit zwei Fotos: der neuen Stadtmitte und einem Urzel-Kopf.