Aus dem Geretsrieder Stadtrat:"Jede Schraube muss stimmen"

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Der Bauherr nennt das Vorhaben "Opus G". Man kann die Ausmaße bisher nur erahnen. Das Quartier wird teils achtgeschossig bebaut. (Foto: Hartmut Pöstges)

Das neue Quartier an der Banater Straße in Geretsried soll wegen der anhängigen Nachbarklage rechtlich absolut abgesichert sein. Architekt Klaus Kehrbaum erläutert Veränderungen am sieben Jahre alten Plan.

Von Felicitas Amler, Geretsried

"Leicht, grün, visionär": So preist die Krämmel-Unternehmensgruppe ihr riesiges Wohnprojekt mit 770 Einheiten in bis zu achtgeschossigen Gebäuden an der Banater Straße in Geretsried an. Da es aber nicht nur Befürworter des zu einem Drittel sozial ausgerichteten Vorhabens gibt, wollen Investor und Stadt es rechtlich hieb- und stichfest machen. Daher werden einige aktuelle Änderungen an dem inzwischen sieben Jahre alten Plan, die Architekt Klaus Kehrbaum im Einzelnen als "marginal" bezeichnet, akribisch festgehalten, und der Plan wird öffentlich neu ausgelegt. Der Stadtrat hat dieses Vorgehen am Dienstag bei drei Gegenstimmen gebilligt. Die Vertreter der Geretsrieder Liste (GL), Volker Reeh, Elmar Immertreu und Patrik Kohlert votierten dagegen. Die GL hat sich ursprünglich aus Gegnern des Krämmel-Baus am Karl-Lederer-Platz gebildet.

Gegen das neue Quartier ist ein Verfahren vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof (VGH) anhängig. Die Klage der benachbarten Bauer Kompressoren GmbH hat allerdings den Baubeginn nicht verhindert; das Projekt ist bereits erheblich fortgeschritten. Klaus Hoffmann, Rechtsanwalt der Stadt, erläuterte in der Sitzung am Dienstag, das Normenkontrollverfahren sei zunächst für März terminiert gewesen, aber verschoben worden. Er empfahl dem Stadtrat dringend, die überarbeiteten Pläne neu zur Bürgerbeteiligung auszulegen. Die Änderungen, so betonte er, beträfen aber nicht den - rechtlich umstrittenen - Schallschutz. Die Bauer-Unternehmensleitung klagt, da sie wegen eventueller Lärmbeschwerden künftiger Bewohner um den Standort fürchtet.

Angesichts gestiegener Preise und Zinssätze dürfte sich die Bauwirtschaft erst einmal schwertun, Projekte wie das an der Banater Straße in Geretsried mit knapp 800 Wohnungen zu stemmen. (Foto: Krämmel Wohn- und Gewerbebau GmbH by smpl/oh)

Auch Architekt Kehrbaum betonte, es müsse nun "jede Schraube stimmen". Die Kubaturen der Gebäude hätten sich nicht geändert. Neu seien vor allem eine noch intensivere Begrünung des im Inneren autofreien Quartiers auch mit tief wurzelnden Bäumen; eigene Rampen für Lastenfahrräder in die Tiefgarage, Anpassungen der internen Treppenhäuser und privater Dachterrassen. Es handle sich ausschließlich um "Themen, die nicht nachbarrelevant sind", so Kehrbaum. Er zeigte beispielhaft Darstellungen üppig bepflanzter Innenhöfe und begrünter Fassaden und sagte, es solle an der Banater Straße auch "schön sein, wenn man aus den Wohnungen rausschaut".

Wie hoch der Heizturm wird, steht noch nicht fest

Die Frage von Franz Wirtensohn, ob die Anzahl der Stellplätze in der Tiefgarage reduziert wurde, verneinte der Architekt. Elmar Immertreu (GL) und Martina Raschke (Grüne) erkundigten sich nach der Heizanlage, die nicht mehr, wie ursprünglich geplant, mit Gas, sondern mit Holzpellets betrieben werden soll. Immertreu fragte, wo der dazugehörende Kamin installiert werde. Kehrbaum sagte, es werde noch geprüft, wie hoch der Kamin werde und wo er genau angebracht werden soll. Raschke sagte, Pellets kämen ja nicht aus der Region, und fragte, ob auch Hackschnitzel möglich seien. Das bejahte Kehrbaum ebenso wie die Frage, ob das Quartier gegebenenfalls an das in Gelting erhoffte Geothermie-Fernwärmenetz angeschlossen werden kann.

30 Prozent Sozialwohnungen

Nach den Plänen der Krämmel-Gruppe entsteht auf den 4,7 Hektar des früheren Lorenz-Areals zwischen Elbe- und Banater Straße bis 2027 "ein autofreies, nachhaltiges Quartier" mit einer "naturdominierenden Gestaltung mit grünen Plätzen, hohen Bäumen, Frei- und Spielflächen sowie Vertical Gardens an den Fassaden". Vorgesehen sind auch Gemeinschaftsflächen, ein Mobilitätskonzept, ein Haus für Kinder, kleinteilige Gewerbeeinheiten mit Co-Working-Space und Gastronomie sowie ein Boarding House. Die 770 Einheiten sind zu 30 Prozent Sozialwohnungen, zu 30 Prozent frei finanzierte Mietwohnungen und zu 40 Prozent Eigentumswohnungen

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