Geretsried:Freude am Lernen inklusive

Geretsried: Kerstin Halba, Vorsitzende des TVJA (links), und Geschäftsführer Rudi Mühlhans (rechts) mit dem Team der Schulbegleitung: Angela Heim, Lara Bauer, Udo Heyder (vorn), Andrea Wank, Barbara Freitag, Larisa Sulejmeov.

Kerstin Halba, Vorsitzende des TVJA (links), und Geschäftsführer Rudi Mühlhans (rechts) mit dem Team der Schulbegleitung: Angela Heim, Lara Bauer, Udo Heyder (vorn), Andrea Wank, Barbara Freitag, Larisa Sulejmeov.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Der Trägerverein Jugend- und Sozialarbeit in Geretsried engagiert sich in der Schulbegleitung. "Eigentlich gehört in jede Klasse eine Zweitkraft" - darin sind sich alle Beteiligten einig.

Von Felicitas Amler

Mit Freude in die Schule gehen - wer hätte sich das nicht gewünscht. Kinder und Jugendliche, denen es nicht so leicht fällt, dem Unterricht zu folgen, brauchen Hilfe, damit sie gut und gerne lernen. Die gibt es in Gestalt der Schulbegleiter, die teils vom Bezirk Oberbayern, teils vom Jugendamt des Landkreises finanziert werden. Der Trägerverein Jugend- und Sozialarbeit Geretsried (TVJA) hat diese Schulbegleitung nun auch bei sich institutionalisiert. Sozialpädagogin Angela Heim leitet die Koordination der bisher fünf "topmotivierten Mitarbeiter". Zusammen mit TVJA-Geschäftsführer Rudi Mühlhans haben sie von ihren Erfahrungen und Wünschen berichtet.

Die Erfahrung, die nach Ansicht der Beteiligten über allem steht: Es bringt etwas. Oder, wie es laut Bericht einer Schulbegleiterin die Mutter des von ihr betreuten Schülers formuliert hat: Das Kind packt am Ende des Tages seinen Ranzen - mit Vorfreude auf den nächsten Schultag. Auch im Wunsch Nummer eins sind sich alle Beteiligten einig. "Eigentlich gehört in jede Klasse eine Zweitkraft rein." So formuliert es Barbara Freitag, die schon neun Jahre lang Schulbegleiterin ist und sich auch zur Lernbegleiterin weitergebildet hat.

Geistig oder körperlich behinderte Kinder, Autisten, Jugendliche mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) oder Verhaltensauffälligkeiten - sie alle haben wie jedes Kind einen Anspruch darauf, die Schule ihrer Wahl zu besuchen. Dies betont Mühlhans unter Verweis auf die im Jahr 2006 in New York von der Uno-Generalversammlung verabschiedete Behindertenrechtskonvention. Von Inklusion werde seitdem viel geredet, aber dafür sei noch nicht genug getan worden. Der Bedarf an Schulbegleitung sei hoch. Der Trägerverein wolle wenigstens im Bereich von Geretsried, Königsdorf, Dietramszell - dem Sozialraum Mitte des Landkreises - dazu beitragen, ihn zu decken.

Die Schulbegleiter des Vereins sind zwischen 18 und 30 Stunden pro Woche "ganz nah dran am Kind". Sie treffen sich jeweils vor Schulbeginn mit ihm oder ihr und sind während des ganzen Unterrichts dabei. "Ich schaue einfach, dass der Schulalltag funktioniert", sagt Andrea Wank. "Ich reagiere sehr sensibel und sehe, wann und wie braucht mich das Kind." Lara Bauer ergänzt, es gehe darum, "den Schulalltag zu strukturieren und Sozialkonflikte zu minimieren". Larisa Sulejmeov, aus Russland stammende ausgebildete Lehrerin, sieht es als ihr Ziel an, dass sich die Kinder "in unserer Gesellschaft gut fühlen". Und Udo Heyder, Quereinsteiger aus der Industrie, will seinen Schützling "motivieren, am Erlernen von Inhalten teilzunehmen". Wenn dies klappe, seien Eltern, Lehrer und, so vermute er, auch die Mitschüler entlastet.

Die fünf Schulbegleiter des Trägervereins bringen unterschiedliche Kompetenzen mit. In der Suchanzeige des Vereins, so erzählen sie, seien "Herz und Verstand" gewünscht worden. Dies ist aus Sicht aller entscheidend. Oder, wie Mühlhans sagt, "die Zugewandtheit zu Menschen". Danach haben auch Kerstin Halba, Vorsitzende des Trägervereins, und Koordinatorin Angela Heim die Kandidatinnen und Kandidaten ausgewählt. "Offenheit und Lebenserfahrung" seien für sie wichtig, erklärt Halba.

Mühlhans gibt zu bedenken, es sei einzig und allein dem "Enthusiasmus" der Schulbegleiter zu verdanken, dass diese Arbeit geleistet werden kann. "Wenn der Bedarf steigt, müssen wir auch erst wieder suchen", sagt er. Denn so weit wie in skandinavischen Ländern sei Deutschland mit der Inklusion in Schulen noch längst nicht. Vor dem Hintergrund einer massiv veränderten Gesellschaft - Mühlhans nennt nur die Stichworte Scheidungsrate und Alleinerziehende - sieht der TVJA-Geschäftsführer aber auch hierzulande einen erheblichen Bedarf an Schulbegleitung. Dazu müsste man, so Mühlhans, die Bildungs- und Sozialberufe durch angemessene Bezahlung aufwerten.

Der Trägerverein Jugend- und Sozialarbeit Geretsried begleitet aktuell zwei Kinder an Geretsrieder Grundschulen, zwei an der Mittel- und eins an der Förderschule. Für die Unterstützung ist grundsätzlich eine konkrete Diagnose erforderlich. Auskünfte kann das Amt für Jugend und Familie im Tölzer Landratsamt geben: www.lra-toelz.de/ajf

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