Gedenkkultur:Ein Jakob-Bleyer-Platz für Geretsried

Noch erinnert am Maiglöckchenweg/Ecke Tulpenstraße ein Gedenkstein an Jakob Bleyer, nun wird der ganze Platz nach ihm benannt. (Foto: Hartmut Pöstges)

Stadt erinnert an Politiker, der sich für die Belange der Ungarndeutschen eingesetzt hat.

Die Stadt Geretsried erhält einen Jakob-Bleyer-Platz: In der Sitzung des Bau- und Umweltausschusses am Dienstag haben sich die Mitglieder unisono dafür ausgesprochen, die Grünfläche mit Parkplatz am Maiglöckchenweg/Ecke Tulpenstraße entsprechend zu benennen.

Jakob Bleyer war ein ungarischer Germanist, Literaturwissenschaftler und Abgeordneter ungarndeutscher Herkunft und in den Jahren 1919 bis 1920 ungarischer Minister für nationale Minderheiten. Für sein Engagement für die Deutschen in Ungarn und sein Eintreten für ein gleichberechtigtes Miteinander wird Bleyer bis heute hoch geachtet, insbesondere von der Südostdeutschen Landsmannschaft.

1917 hatte Bleyer einen Aufsatz veröffentlicht, in dem er kulturelle Rechte für die Donauschwaben einforderte. Seine Mitgliedschaft in der Partei der Nationalen Einheit und sein Ministeramt für nationale Minderheiten nutzte er für seine Ideen von einer donauschwäbischen Doppelidentität und seine liberalen Vorstellungen von einer Minderheitenpolitik, in der Deutsche und Ungarn gleichberechtigt und in Eintracht miteinander leben. Dem zunehmenden Nationalismus setzte Bleyer 1921 die Gründung des Sonntagsblatts für das deutsche Volk in Ungarn entgegen, das einzige deutschsprachige Wochenblatt des Landes und binnen kurzer Zeit die wichtigste Interessenvertretung der Ungarndeutschen.

Aus der Ungarnsiedlung wurde 1956 schon eine Dr.-Bleyer-Siedlung

Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen viele Familien aus Ungarn, vor allem aus Pusztavám, als Vertriebene nach Geretsried. Im Laufe der Zeit wurden sie in der sogenannten Ungarnsiedlung heimisch. 1956 beantragte der damalige Gemeinderat Josef Stammler erfolgreich, die Ungarnsiedlung offiziell in Dr.-Bleyer-Siedlung umzubenennen.

Die Südostdeutsche Landsmannschaft gedenkt Jakob Bleyer bis heute regelmäßig an einem Gedenkstein an der Ecke Maiglöckchenweg/Tulpenstraße, die ihm nun offiziell als Platz gewidmet sein wird.

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