Die individuelle Begleitung von jungen Menschen, teils auch in die Schule, ist ein stetig wachsender Bereich beim Trägerverein Jugend- und Sozialarbeit Geretsried (kurz TVJA). Der Verein habe jetzt insgesamt 15 solcher pädagogischen Hilfskräfte, sagt Rudi Mühlhans, Geschäftsführer des TVJA. „Das ist wirklich ein extrem hoher Anteil bei uns“. Kürzlich gewährte der Trägerverein einen Einblick in diese Arbeit und zeigte, was herausfordert und welche Motivation die Mitarbeitenden für diese Aufgabe mitbringen.
Schul- und Individualbegleiter, im TVJA vorwiegend Frauen, begleiten Kinder zwischen zwei und 13 Jahren im Kindergarten und in der Schule. Nur Kinder, die einen Förderbedarf diagnostiziert bekommen, haben Anspruch auf eine im Alltag unterstützende Person. Ein Förderbedarf kann sich sowohl durch eine emotionale oder soziale Beeinträchtigung als auch durch eine körperliche Behinderung ergeben. Diese Unterscheidung ist wichtig, um den Kostenträger festzustellen: „Ist es ein sozial-emotionales Thema, dann ist der Landkreis oder das Jugendamt zuständig“, erklärt Mühlhans. Bei körperlicher Beeinträchtigung sei dann in der Regel der Bezirk Kostenträger, sagt der Geschäftsführer.
Eine der neuen Begleitungen des TVJA ist Sandra Schmidseder. Sie hilft derzeit einem Jungen, der Autismus hat. Sie habe die Familie und das Kind bereits vor ihrer Anstellung beim TVJA gekannt und begleitet. „Ich habe das Glück, dass ich dann im Trägerverein übernommen worden bin, mit dem Kind“, sagt Schmidseder. Die Arbeit mache ihr sehr viel Spaß: „Die kleinen Schritte, die er macht, die sind für mich einfach ganz toll“. So könne das Kindergarten-Kind jetzt bereits alleine aus seinem Becher trinken und selbständig schaukeln. Die Begleitung zielt immer darauf ab, die Kinder so zu unterstützen, dass sie eigenständiger werden und langfristig keine Individualbegleitung mehr benötigen.
Auch Ildiko Peter begleitet seit ihrer Anstellung beim TVJA einen vierjährigen Jungen und geht mit ihm in den Kindergarten. Dieser habe ADHS und eine Aufmerksamkeitsstörung. Man könne mit ihm sehr gut kommunizieren, er sei sehr schlau. Daher würde er aber die Situation gerne ausnutzen, sagt Peter. „Er kann sehr viele Sachen selbst machen, aber seitdem ich da bin, macht er nichts mehr“, sagt Peter und lacht. Das sei auch eine große Herausforderung des Berufs, sagt der Geschäftsführer des TVJA: „Wie nah begleite ich, und wo schaue ich, dass die Kinder auch wirklich ins eigene Tun kommen“.
Die dritte neue Mitarbeiterin in der Schul- und Individualbegleitung ist Arta Gashi, sie hat selbst drei Kinder und begleitet nun zwei Jungen. Einer ist fünf Jahre alt, vormittags geht sie mit ihm in die Vorschule. Er hat eine Intelligenz- und Sozialschwäche. Das Kind sei sehr verträumt und viel für sich. „Er braucht die Sicherheit, dass er nicht alleine ist“, sagt Gashi. Nachmittags begleitet die 34-Jährige den zweiten Jungen in die Mittagsbetreuung. Er sei Epileptiker und Gashi sei für ihn da, falls er einen Anfall bekomme. Dies sei noch nicht vorgekommen, aber sie fühle sich gut eingearbeitet und auch bereit, im Ernstfall Erste Hilfe zu leisten, sagt Gashi.
Andrea Kaufmann ist die vierte neue Mitarbeiterin des TVJA, sie ist bereits seit Januar 2024 dabei. Ihre Stelle, die Assistenz der Geschäftsführung, gab es zuvor nicht. Deshalb habe die Einarbeitungszeit etwas länger gedauert, sagt Kaufmann. Man habe erst einmal die Aufgaben sammeln und sortieren müssen.
Jeder Mensch hat ein Recht auf Teilhabe, doch die Umsetzung bei Kindern gestaltet sich oft schwierig, wissen die Mitarbeitenden des TVJA. Wenn beispielsweise in einer Kindergarten-Gruppe mehrere Kinder einen Förderbedarf und eine begleitende Person dabei haben, führe das zu Herausforderungen in der Betreuung. „Wärme, Offenheit und ein Interesse an Kindern“ seien die wichtigsten Voraussetzungen für den Job als Schul- und Individualbegleiter, bringt es Mühlhans auf den Punkt.