Geretsried:Industrie droht mit Klage gegen neues Wohngebiet am Lorenz-Areal

Geretsried: Aus der Brache soll eins der größten Quartiere mit öffentlicher Förderung im Großraum München werden.

Aus der Brache soll eins der größten Quartiere mit öffentlicher Förderung im Großraum München werden.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Behörden, Bürger und Unternehmen kritisieren die Pläne für 600 Wohnungen. Das Rathaus lässt die Einwände zu den Themen Lärm und Verkehr untersuchen.

Von Felicitas Amler

Ämter und Privatleute stellen das gemeinsame Vorhaben der Stadt Geretsried, der Krämmel KG und der Baugenossenschaft in Frage, inmitten des Gartenberger Gewerbegebiets ein Wohnquartier für bis zu 1500 Bewohner zu schaffen. Mit den Bedenken, die nach der öffentlichen Darlegung der Pläne im Sommer eingereicht wurden, hat sich am Mittwoch der Entwicklungs- und Planungsausschuss des Stadtrats auseinandergesetzt.

Grundsätzlich bezeichnet die Stadt in ihren Antworten das gut vier Hektar große ehemalige Lorenz-Areal zwischen Elbe- und Banater Straße als geeignet für ein umfangreiches Wohnbauprojekt, zumal in Geretsried kein vergleichbar großes geschlossenes Gelände verfügbar sei. Es sei aber im Großraum München dringend notwendig, Wohnungen zu schaffen. Das Areal an der Banater Straße sei zentrumsnah, erschlossen und an die Infrastruktur angebunden. Geplant sei ein Mix aus geförderten, "bezahlbaren" und Eigentumswohnungen, so dass "ein gesundes Wohnklima" hergestellt werde. Mögliche Konflikte zwischen Gewerbe und Wohnen habe man im Auge, umfangreicher Lärmschutz sei konzipiert; hier werden etwa Abschirmwände, verglaste Vorbauten, Wintergärten oder Prallscheiben genannt. Zu verschiedenen Aspekten kündigen Stadt und Planer neue Gutachten an, vor allem zum Schallschutz, aber auch zu Altlasten oder zur Beseitigung von Niederschlagswasser.

Die deutlichste Kritik an dem Wohnbauvorhaben äußern die Immissionsschutzbehörde des Landratsamts und die Speck-Kolbenpumpenfabrik in ihren Stellungnahmen. Die Behörde bezweifelt, dass die Planung an dieser Stelle sinnvoll sei, und zwar explizit auch schon für den Fall, dass im nächsten Verfahrensschritt die Einhaltung der Lärm-Grenzwerte durch verschiedene Maßnahmen nachgewiesen werde. Speck macht "größte Bedenken" geltend: Die Planung beschwöre Konflikte zwischen Gewerbe und Wohnen herauf. Das Unternehmen kündigt an: "Es bleibt uns daher nur der Klageweg, sollte der Stadtrat den Bebauungsplan in dieser Form beschließen."

Die Münchner Rechtsanwälte, die namens der Bauer Comp Holding, Einwände vorbringen, unterstellen der Stadt "ausschließlich" im Interesse des Investors Krämmel zu handeln, "zur Maximierung eines Plangewinnes". Sie spielen darauf an, dass das Areal seit Jahren brach liegt und nicht als Sondergebiet für großflächigen Einzelhandel genutzt werden konnte. Die Stadt weist dies zurück: Sie verfolge ausschließlich städtebauliche Ziele und betreibe keine "Gefälligkeitsplanung".

Einem Hinweis widerspricht die Stadt nicht völlig: Die Immissionsschützer am Landratsamt erklären, die Wohnungen am Rand des Baugebiets könnten wegen des nötigen Lärmschutzes "massiv in ihrer Qualität beeinträchtigt sein". Dies sei der Stadt bewusst, heißt es in der Stellungnahme aus dem Bauamt, die Lösung sei aber "doch sehr elegant", da ein in sich strukturierter Innenhof geschaffen werde.

Zur Verkehrssituation kündigt die Stadt die Veröffentlichung eines Gutachtens an, wonach der Knotenpunkt Elbe-/Blumenstraße bereits überlastet sei; die Stadt erwerbe gerade Grund, um dort eine dritte Fahrspur zu schaffen, sagte Stadtbauamtsleiter Jochen Sternkopf.

Architekt Klaus Kehrbaum erläuterte, dass in dem "kleinen Stadtteil", der an der Banater Straße entstehe, "kleine Versorgungseinrichtungen" wie ein Bäcker-Café geschaffen werden sollen. Auch eine Kindertagesstätte sei geplant. Der Bedarf an Schulen wird laut Stadt im Zuge der laufenden Neuaufstellung des Flächennutzungsplans geprüft.

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