Geretsried:"Immer noch ein Klotz und kein Hochhaus"

Am CSU-Stammtisch werden die Pläne für den Karl-Lederer-PLatz kontrovers diskutiert

Von Felicitas Amler, Geretsried

Auf drei negative Stimmen zur Neugestaltung des Karl-Lederer-Platzes kämen fünf positive: Diese Erfahrung brachte der Geretsrieder CSU-Vorsitzende Ewald Kailberth am Sonntag beim Stammtisch seiner Partei im Gasthaus Geiger ein. Auslöser war eine Wortmeldung von Joachim Heydasch, der das Verfahren nach eigener Aussage nicht vom ersten Tag anmitverfolgt hat. In der Sitzung des Stadtrats-Bauausschusses vergangene Woche sei er aber doch erstaunt gewesen, dass das Bauvorhaben der Krämmel Familien GbR ohne Weiteres durchgewinkt worden sei.

Das Bauunternehmen Krämmel plant in enger Abstimmung mit der Stadt, seine Häuser am Karl-Lederer-Platz 14 bis 18 abzureißen und dort einen Neubau für großflächigen Einzelhandel, Dienstleistung und Wohnen zu errichten. Der hat teils sieben Geschosse - vier mehr als die bisherigen Häuser -, wird bis zu 27,4 Meter hoch und schiebt sich auf den Platz hinaus.

Die beim Stammtisch anwesenden Stadträte erklärten Heydasch, es möge in der Sitzung, in der es um das gemeindliche Einvernehmen ging, nach einer kommentarlosen Zustimmung ausgesehen haben. Tatsächlich aber sei das Vorhaben seit mehr als einem Jahr, teils in ganztägigen Workshops, diskutiert und erarbeitet worden. "Es ist nur der Abschluss eines langen Prozesses", sagte Wolfgang Möckel.

Volker Reeh, Vorsitzender der CSU-Fraktion im Stadtrat, nutzte aber die Gelegenheit, um seine abweichende persönliche Meinung zu dem Projekt kundzutun. "Ich bin nicht unbedingt ein Freund dieses Klotzes", sagte er, denn in seinen Augen sei es "immer noch ein Klotz und kein Hochhaus". Er kritisierte den Bauwerber und Eigentümer, der die Ladenzeile so habe "runterkommen lassen", dass man einem Abriss nur noch zustimmen könne. Es seien keineswegs alle Geschäfte nicht gelaufen, vielmehr "sind alle gekündigt worden". Diese ganze Vorgehensweise, so Reeh unter teils zustimmendem Nicken der Zuhörer, "kann nicht unser Stil sein". Was die Architektur des geplanten Neubaus angehe, so sehe er darin eine "Runterstufung" des gegenüberliegenden Rathauses.

Kailberth wiederum würdigte Krämmels Bemühungen um eine gute Tiefgarage unter dem Karl-Lederer-Platz. Die Pläne dafür werden am Dienstag im Stadtrat vorgestellt. Das unterirdische Bauwerk koste "ein Heidengeld", sagte der CSU-Vorsitzende. Dergleichen hätte sich die Stadt wohl nicht leisten können. Überhaupt wäre es nach Kailberths Ansicht "das Schlimmste", wenn am Karl-Lederer-Platz gar nichts passierte - "wie in anderen Kommunen, auch im Landkreis".

Der Stammtisch hatte sich zuvor mit dem städtischen Haushalt 2017 befasst, über den Reeh berichtete. Er hob die finanziell günstige Lage hervor und nannte dafür als Beleg "49,7 Millionen Einnahmen im Rekordjahr 2016", fast 19 Millionen Euro aus der Gewerbesteuer - "eine einmalige Situation". Geretsried könne daher vieles in Angriff nehmen, was seit der Krise vor sieben Jahren liegen geblieben sei: Schulen, das Eisstadion und das Hallenbad, aber auch eine neue Drehleiter für die Feuerwehr und die Abdichtung des Schwaigwaller Bachs zum Hochwasserschutz - falls das Wasserwirtschaftsamt mitspiele.

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