Geretsried:Hindernisse im Stadtgebiet

Geretsried: Der Arbeitskreis für Behinderte hat vor Jahren schon einen Stadtrundgang gemacht (hier mit Sabine Gus-Mayer, Tim Kaufmann und Gabriele Wurst).

Der Arbeitskreis für Behinderte hat vor Jahren schon einen Stadtrundgang gemacht (hier mit Sabine Gus-Mayer, Tim Kaufmann und Gabriele Wurst).

(Foto: Hartmut Pöstges)

Bis zur Barrierefreiheit hat Geretsried noch einen langen Weg vor sich. Der Sozialverband VdK hat die Schwachstellen der Kommune dokumentiert.

Von Felicitas Amler, Geretsried

Holpriges Kopfsteinpflaster, nicht abgesenkte Bordsteine, ein Gehweg, der ohne Vorwarnung fließend in die stark befahrene Straße übergeht, und ein gerade erst komplett sanierter Platz, der nicht sehbehindertengerecht ist: Der Sozialverband VdK hat viele Schwachstellen dokumentiert, die auf dem Weg zu einer barrierefreien Stadt Geretsried behoben werden müssen. Vorstandsmitglied Arno Bock präsentierte am Dienstag dem Seniorenbeirat des Landkreises, wo es überall hapert. Der Beirat tagte diesmal im Geretsrieder Rathaus.

Bock erklärte, Bürgermeister Michael Müller (CSU) und die Stadtverwaltung unterstützten den VdK im Bemühen um Barrierefreiheit. Im kommenden Frühjahr werde das Thema den Bauausschuss des Stadtrats beschäftigen, und zwar bei einer Begehung. Das große Ziel fordere tatsächlich den Einsatz aller politischen Ebenen, vom Bund - der nach VdK-Forderung 800 Millionen Euro für ein Investitionsprogramm bereitstellen müsste - bis zur Kommune. "Das lohnt sich für alle", sagte Bock, "denn Barrierefreiheit spart Sozialausgaben in Milliardenhöhe; die Investitionen wirken wie ein Konjunkturprogramm."

Der VdK-Sprecher zeigte mit Fotos Defizite im Stadtgebiet auf. So haben die Bordsteine am Waldfriedhof eine Höhe von sieben Zentimetern - für Rollatoren und Rollstuhlfahrer unüberwindlich, aber auch für Menschen mit Kinderwagen echte Hindernisse. Es gibt Gehwege, die sich zwischen Bäumen und Straßenmasten durchschlängeln, und wenn sie dazu noch teilweise mit Pflastersteinen belegt sind, haben Gehbehinderte kaum eine Chance, sich gefahrlos fortzubewegen. Der Gehweg an der Adalbert-Stifter-Straße hat ein acht Zentimeter starkes Gefälle: "Rollifahrer müssen stets gegenlenken, um nicht auf die Straße zu gelangen." Auch im Winter gebe es viele Herausforderungen für Behinderte, sagte Bock. So würden Bushaltestellen, Eingänge und Zufahrten vom Pflug mit Schnee zugeschüttet. Schnee und Eis hätten für Sehbehinderte Tücken, das könne er aus eigener Erfahrung sagen, so der VdK-Sprecher: Wenn schneebelastete Zweige weit in Gehwege hinein hingen, erschräken Menschen mit reduzierter Sehkraft, weil ihnen auf dem sonst hindernisfreien Weg plötzlich etwas entgegenschlage.

Der Geretsrieder Bürgermeister hat nach Bocks Aussage sehr offen auf die VdK-Anregungen reagiert. Und am Neuen Platz, der versehentlich nicht sehbehindertengerecht umgestaltet wurde, ist Besserung bereits in Arbeit.

Der VdK sammelt weiter Hinweise auf Schwachstellen, im Internet unter www.vdk.de/ov-geretsried

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