"Modern, innovativ, nach vorne gerichtet": Mit diesen Worten hat Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) am Dienstag das Leben am Geretsrieder Schulzentrum beschrieben. Dort, wo Gymnasium, Real- und Mittelschule beheimatet sind, stand an diesem Tag alles unter feierlichen Vorzeichen, denn es galt, das 50. Jubiläum des Zentrums zu begehen. Niedermaier war dabei der erste von mehreren Laudatoren in der Turnhalle, die vor rund 300 Schülern, Lehrern, Eltern und weiteren Gästen auf die Besonderheiten der Einrichtung hinwiesen. Und natürlich hatte Niedermaier auch einen Wunsch in der Tasche, wie es sich für eine echte Geburtstagsfeier gehört: "Möge Euch dieser Geist erhalten bleiben", sagte er und nahm damit Bezug auf seine drei vorher genannten Eigenschaften.
Mit dem Verweis auf den genius loci war er nicht alleine. Geretsrieds Bürgermeister Michael Müller (CSU) etwa stellte die Frage, wie man ein Jubiläum in einer Institution feiern soll, die durch ein ständiges Kommen und Gehen geprägt sei - und brachte am Ende alles auf einen Nenner, den "guten Geist". Auch für ihn sei es "eine Schule des Lebens" gewesen, sagte Müller.
Durch Musikbeiträge aufgelockert, führte Moderator Felix Leipold durchs Programm - auch wenn nicht jede Pointe das Publikum erreichte. Auf großes Wohlwollen stieß hingegen ein Appell von Florian Huber. Der Mitarbeiter von Wilhelm Kurzeder, dem Ministerialbeauftragten der Realschulen Oberbayern-Ost, der aus Terminkollisionsgründen nicht am Festakt teilnehmen konnte, betonte, dass es auf "Vielfalt, Achtsamkeit und Toleranz" ankäme und dass gerade das Schulzentrum Geretsried hierbei über eine "außergewöhnliche Integrationskraft" verfüge. "Geretsried ist und war etwas Besonderes", stellte er fest. Huber, der speziell das auch in Geretsried praktizierte Lerninsel-Konzept hervorhob, freute sich, dass "das Zukunftsweisende auch nach 50 Jahren noch zu spüren" sei. Ein Faktor, den auch Friederike Rappel, stellvertretende Ministerialbeauftragte für Gymnasien in Oberbayern-West, betonte. "Als Schulleiterin aus München" - Rappel leitet das Klenze-Gymnasium - "bin ich fast ein bisschen neidisch, was hier so alles vorwärts geht." Rappel hob besonders das Miteinander hervor, dass aufgrund der räumlichen Nähe der unterschiedlichen Schulformen zueinander praktiziert werde - und beschwor ihrerseits den "Geist des Miteinanders".
Schulleben bedeutet aber auch Wandel, Anpassung, Fortschritt. "Seit 20 Jahren hat sich wahnsinnig viel getan", sagte Sabine Apprecht, die stellvertretende Direktorin des Gymnasiums, die in einer von drei Schülerinnen moderierten Talkrunde zu Wort kam. "Vor zehn Jahren wurden die Gebäude generalüberholt - und wir haben unsere Chance gewittert, das SOL-Konzept umzusetzen". SOL steht für selbst orientiertes Lernen und beinhaltet unter anderem die Wahl eigener Fächer im Lernatelier sowie das Lernen im eigenen Tempo. "Das haben wir zu einem großen Teil erreicht", sagte Apprecht. Florian Kropius, Schulleiter der Mittelschule, verwies seinerseits auf das TAFF-Programm, das an seiner Schule praktiziert wird. TAFF steht für "Talente finden und fördern". Denn, so sagte Kropius, "jeder hat ein Talent, und dieses gilt es zu fördern".
Das besondere Engagement vieler, so viel wurde jedenfalls deutlich, war nicht alleine auf den Festakt beschränkt. Die Menschen an den Geretsrieder Schulen haben im vergangenen halben Jahrhundert etwas geschaffen, das eine gute Grundlage bietet, auch die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.