Geretsried:Unterricht im Wald

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Im "grünen Klassenzimmer" lernen Kinder der Karl-Lederer-Grundschule in Geretsried die Natur hautnah kennen. (Foto: Harmut Pöstges)

Zwischen Moos und Bäumen entdecken Schülerinnen und Schüler der Karl-Lederer-Grundschule, wie faszinierend es sein kann, das Klassenzimmer mit der Natur zu tauschen.

Von Fiona Fuchs, Geretsried

Für die Schülerinnen und Schüler der Karl-Lederer-Grundschule in Geretsried gibt es nun einen Ort zum Lernen mitten im Wald. Um in dieses sogenannte grüne Klassenzimmer zu gelangen, müssen sie nur ein paar Minuten von der Schule in den Wald hinein laufen. Dort soll den Kindern die Natur wieder näher gebracht werden. So sagt es Barbara Süßmann, die Konrektorin der Grundschule. Sie möchte ihren Schülern mit dem Projekt das Lernen in der Natur ermöglichen, mit viel Platz für Bewegung. Das grüne Klassenzimmer hat keine Hütte oder einen Unterstand, lediglich ein paar Holzstumpen zum Hinsetzen wurden auf dem moosbewachsenen Waldboden aufgestellt.

Dieses Konzept gibt es bereits an mehreren Orten im Landkreis. Das Kloster Benediktbeuern bietet etwa für Fortbildungen ein Klassenzimmer draußen an, ebenso können Kinder in Münsing und Dietramszell bereits in der Natur lernen. Auch für die Grundschule in Geretsried ist es nicht das erste Projekt, um den Kindern Tiere und Pflanzen hautnah zu zeigen. Bei der Jugendsiedlung Hochland in Königsdorf konnten sie bereits einmal in der Woche „Draußentage“ abhalten. Allerdings ist dafür eine Busfahrt nötig. Nun hat die Grundschule auch ein eigenes grünes Klassenzimmer ganz in der Nähe.

Laura hängt zur Einweihung des grünen Klassenzimmers eine selbstgemachte Baumscheibe auf. (Foto: Hartmut Pöstges)

Das Lernen im Wald ersetze dann einen normalen Schultag, sagt Süßmann. Man sei entweder zur vierten oder auch zur fünften Schulstunde wieder zurück. Es gehe darum, „die Natur und auch den Unterricht miteinander zu verbinden“. Die Konrektorin hat sich mit ihrer Klasse etwa die Bäume im grünen Klassenzimmer genauer angeschaut und an einigen von ihnen Baumaugen entdeckt. Die Schüler hätten dann recherchiert, was diese Baumaugen seien und woher sie kommen könnten. Danach hätten die Kinder im Deutschunterricht einen Aufsatz darüber geschrieben, was so alte Bäume im Wald schon alles erlebt und mit den „Augen“ gesehen haben könnten.

Kinder und Eltern schätzen das grüne Klassenzimmer

Das grüne Klassenzimmer ist für die Schule und die Eltern kostenfrei, denn es wird von der Stadt Geretsried zur Verfügung gestellt. Diese übernimmt unter anderem die Verkehrssicherung des Bereichs im Wald. Alle Reaktionen seien durchweg positiv gewesen, so Süßmann – auch bei einer Befragung der Eltern: „Da standen diese Draußentage und das grüne Klassenzimmer ganz oben bei den positiven Sachen“, berichtet die Konrektorin. „Die Eltern und die Kinder erachten das als sehr wertvoll.“

Die Grundschule entwickelte vor ein paar Jahren ein Leitbild, das sich jedes Schuljahr einem anderen Thema widmet. Letztes Jahr sei es Demokratie gewesen, dieses Jahr die Verantwortung für das eigene Handeln. Dazu gehöre auch, die Umwelt zu schützen und dafür zu sorgen, dass diese bestehen bleiben könne, sagt Süßmann. „Daraufhin habe ich letztes Jahr den Umweltclub gegründet. Der ist dafür zuständig, das Thema den anderen Kindern in der Schule nahezubringen.“ Zum Umweltclub gehören außer der Konrektorin noch zwei Mütter und mehrere Schüler der Grundschule. Diese hätten dann allen anderen Kindern ihre Themen vorstellen dürfen; die gesamte Schule habe in einer demokratischen Wahl das Oberthema Tiere und Pflanzen für dieses Schuljahr gewählt.

Bei einer Schulstunde im Wald werden die Rucksäcke nicht gebraucht. (Foto: Harmut Pöstges)

Jede Lehrkraft an der Karl-Lederer-Grundschule darf sich nun in einen Kalender eintragen, um einen Tag draußen im grünen Klassenzimmer zu verbringen. Süßmann möchte mit ihrer Klasse alle 14 Tage im Wald lernen. In der Natur beginnt die Schulstunde immer mit einem Lied. „Lasst den Ranzen in der Ecke stehen, der bleibt heut eh zuhaus’“ singen die Kinder des Umweltclubs und der Klasse 1a zur Einweihung des grünen Klassenzimmers, das an diesem Wintermorgen immer weißer wird. Denn auch bei weniger gutem Wetter finden diese Stunden im Wald statt. „Im Schnee kann man toll Symmetrie lernen, wir haben zum Beispiel Schneeengel selber gemacht“, erzählt die Konrektorin. So lassen sich spielerische Elemente in der Natur mit dem Lernen verbinden.

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