Hallenbad:Geretsried stellt Wolfratshausen ein Ultimatum

Frau in Schwimmbad

Kopf über Wasser: Noch steht der Plan für ein gemeinsames Hallenbad im Nordlandkreis. Jetzt kommt alles auf Wolfratshausen an.

(Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Die Loisachstadt soll bis September eine Kosten-Beteiligung am großen Hallenbad für den Nordlandkreis zusagen - sonst wird eine eigene, kleine Halle gebaut.

Von Thekla Krausseneck, Geretsried

Jetzt wird's ernst: Im September trifft der Geretsrieder Stadtrat eine Entscheidung zum interkommunalen Hallenbad - und zwar eine endgültige. Nach der Sommerpause heißt es "Hopp oder Topp", sagte Bürgermeister Michael Müller (CSU) in der Stadtratssitzung am Dienstag. Jetzt hängt alles von der Stadt Wolfratshausen ab, die 105 000 Euro der insgesamt auf 750 000 Euro bezifferten Betriebskosten pro Jahr übernehmen müsste, damit Geretsried das große Bad zusammen mit den anderen Kommunen im Nordlandkreis bauen könnte. Der in der Hallenbad-Frage gespaltene Wolfratshauser Stadtrat wollte Mitte Juli eine Entscheidung fällen, hat sie dann aber doch in den September verschoben. Um sich in einer gefestigten Verhandlungsposition wähnen zu können, hat Müller nun die Rückendeckung des Stadtrats eingefordert - und diese am Dienstag auch einstimmig zugesprochen bekommen.

Konkret bezog sich der Beschluss auf die Verteilung der Betriebskosten auf die Nordlandkreis-Gemeinden. Nach den auf Kante genähten Berechnungen eines Ingenieurbüros konnte das zu erwartende Betriebskostendefizit von knapp einer Million Euro auf 750 000 Euro reduziert werden, gespart wurde dabei vor allem bei Personal- und Energiekosten. Trotz der Kostenminderung wollte Geretsried bei seinem ursprünglichen Anteil in Höhe von einer halben Million Euro bleiben, obwohl die Stadt gemessen an der Einwohnerzahl nur 256 000 Euro zahlen müsste. Die übrigen 250 000 Euro sollen je nach Größe auf die übrigen Nordlandkreis-Gemeinden (ausschließlich Icking, das aus dem Projekt ganz ausgestiegen ist) verteilt werden. So entfiele auf die Stadt Wolfratshausen der zweitgrößte Anteil in Höhe von 105 000 Euro. Mit dieser Berechnung war Müller bereits im Mai an den Wolfratshauser Stadtrat herangetreten - wo ihn die Politik-Kollegen tatsächlich fragten, ob Müller für Verhandlungen überhaupt ein Mandat habe. Sicherheitshalber hat sich Müller dieses Mandat nun nachträglich geholt. Der Bürgermeister wollte mit dem Beschluss nicht nur die Ingenieursberechnungen "manifestieren", sondern er sah ihn auch als "starkes Signal". Dieses hätten sich die Kommunen gewünscht, sagte Müller. Bislang haben die Gemeinden Münsing (25 000 Euro Beteiligung) und Dietramszell (27 000 Euro) zugesagt. Auf ein abschließendes Ja aus Königsdorf (17 000 Euro), Egling (29 000 Euro) und Eurasburg (ebenfalls 25 000 Euro) muss Geretsried derzeit noch warten.

Ja in Dietramszell

Die Dietramszeller Gemeinderäte brauchten für ihre Entscheidung keine Bedenkzeit: Einstimmig und ohne Wortmeldung votierten sie am Dienstag dafür, sich mit 27 000 Euro an den jährlichen Betriebskosten eines großen Bads zu beteiligen. Die einmaligen Investitionskosten wurden inzwischen auf 40 000 Euro angepasst. Nach einhelliger Meinung des Gemeinderats ist das interkommunale Hallenbad die beste Lösung. Denn die Gemeinde kann sich weder eine Sanierung des Ascholdinger Hallenbads, geschweige denn einen Neubau leisten. Selbst wenn sich Wolfratshausen und Egling daran beteiligen würden, käme das alle drei Kommunen teurer, wie Bürgermeisterin Leni Gröbmaier (BLD) kürzlich vorrechnete. Das Ascholdinger Bad, das im Vorjahr ein Defizit von 40 000 Euro verursachte, soll nur noch weiterlaufen, solange keine Reparaturen nötig sind, die mehr als 10 000 Euro kosten. schp

Müller machte deutlich, welche Konsequenzen ein Nein von den Kommunen für den Nordlandkreis hätte. Die Bäder in Geretsried und Ascholding würden über kurz oder lang schließen, während bei wachsender Bevölkerung der Bedarf ständig steige. "Das Ascholdinger Hallenbad ist durch", sagte Müller, "und die Gemeinde Dietramszell wird ein neues Bad nicht alleine stemmen können." Sollte Geretsried jedoch ein kleines Bad bauen müssen, könnte es den Bedarf anderer Kommunen nicht mehr decken, weshalb der Landkreis sich dazu gezwungen sehen könnte, ein zweites Bad oder ein Lehrschwimmbecken zu bauen. Die Kosten für Bau und Betrieb würden aber über die Kreisumlage die Kommunen wiederum treffen. Er appelliere deshalb an die Vernunft, sagte Müller.

Lorenz Weidinger (Freie Wähler) ergänzte den Vortrag um den Hinweis darauf, dass das Risiko allein bei Geretsried liege - sollten die Betriebskosten wider Erwarten steigen, ginge dies ganz zu Lasten der Stadt, der Anteil der umliegenden Kommunen an den Betriebskosten werde - unter Berücksichtigung der Inflationsrate - fixiert. Erst nach zehn Jahren soll neu verhandelt werden. Dritter Bürgermeister Gerhard Meinl (CSU) fasste die Lage in einem englischen Spruch zusammen: "Take it or leave it." Auch Freie Wähler-Fraktionssprecher Robert Lug sagte: "Wir wollen das große interkommunale Bad und sollten daran festhalten."

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