Geretsried:Flüchtlinge, TTIP, Erdoğan

Geretsried: Klaus Barthel und die Zehntklässler des Gymnasiums Geretsried.

Klaus Barthel und die Zehntklässler des Gymnasiums Geretsried.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Klaus Barthel spricht mit Schülern über wichtige Themen

Von Sophia Joos, Geretsried

Klaus Barthel versucht, möglichst alle seine E-Mails zu lesen. Allerdings erst, nachdem ein Mitarbeiter die 300 bis 500 Spam-Mails herausgefiltert hat, die den Bundestagsabgeordneten pro Woche erreichen. Es sei ihm wichtig zu wissen, was in den Köpfen der Leute vorgehe, erklärt der SPD-Politiker, der an diesem Tag am Gymnasium Geretsried den Schülern von zwei 10. Klassen erklärt, was er in seinem Beruf als Politiker mitentscheiden kann und wie er zu den Themen steht, die den Schülern wichtig sind. Eingeladen hat ihn Geschichtslehrer Heinz Kiess. Die Zehntklässler reisen in zwei Wochen zur Studienfahrt nach Berlin.

"Was ist Ihre Meinung zur aktuellen Flüchtlingspolitik?", fragt Anna Mehrkens (16). Es wichtig sei zu wissen, warum jemand aus seinem Heimatland flüchte, sagt Barthel und fordert die Schüler auf, sich zu überlegen, aus welchen Gründen sie ihr Zuhause verlassen würden. Eine wichtige Aufgabe der Politik sei es, gesetzliche Grundlagen zu schaffen, damit die Integration der Geflohenen klappe. Weiter erklärt Barthel, er werden dagegen stimmen, Marokko, Algerien und Tunesien zu sicheren Herkunftsstaaten zu erklären. Menschen aus diesen Ländern, die tatsächlich Asyl bräuchten, würden leichter übersehen werden, weil die Asylanträge dann nicht mehr so genau geprüft würden. Zudem werde das Grundrecht auf Asyl immer mehr ausgehöhlt, wenn es immer mehr sichere Herkunftsländer gebe. Ein Schüler fragt nach, ob man sich das Abkommen mit der Türkei hätte sparen sollen. Barthel erwidert, seiner Ansicht nach hätte man handeln und die Türkei bei der Aufnahme von Flüchtlingen unterstützen müssen, bevor viele sich nach aufmachten. Barthel sagt: "Weil wir in Europa es nicht geschafft haben, das Flüchtlingsproblem zu lösen, nutzt Präsident Erdoğan das jetzt aus. Wir müssen nun zeigen, das wir uns nicht auf der Nase herum tanzen lassen."

Luca Lang (15) führt das Gespräch zum nächsten Thema: TTIP. "Wenn es bei dem bleibt, was bis jetzt beabsichtigt ist, könnte ich dem nicht zustimmen", erklärt Barthel. Allerdings müsse man noch viele Verhandlungen führen, bis ein einheitlicher Vertrag ausgearbeitet sei. Kiess fragt nach dem Zusammenhang zwischen Handelsabkommen und Flüchtlingskrise. Barthel sagt "Mit Handelsabkommen macht man Armut und Reichtum." Wenn man etwa mit einem afrikanischen Land weniger Handel treibe, weil man wegen eines Abkommens die Produkte in einem anderen Land billiger bekomme, könne das sehr vereinfacht gesagt zu Armut führen, diese zum Bürgerkrieg und damit zur Flucht.

Schließlich wird auch die Frage nach der S-Bahn für Geretsried gestellt. "Manchmal ist es für mich auch nicht nachvollziehbar, warum das so lange dauert", sagt Barthel. Als Politiker müsse man eben versuchen, dass die Deutsche Bahn solche Maßnahmen in einem angemessen Zeitrahmen durchziehe.

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