Geretsried:Ein Lehrer, der keine Ferien macht

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Enno Strauß leitet die Groove Academy, die Jugendlichen Spaß an der Musik vermitteln will. Urlaubszeit ist für den Inhaber Büro- und Aufräumzeit.

Von Barbara Szymanski

Enno Strauß mit Schülerin Nicole Mühlbauer. (Foto: Hartmut Pöstges)

Wenn hier im Raum mit den Spiegeln von Amsterdam, Kalbsleberwurst oder Schokoladenpudding die Rede ist, dann wird nicht gespeist, sondern geübt. Wenn nämlich Schüler Triolen gegen Achtel, oder Zweier- und Dreierunterteilung oder aber Synkopen beherrschen lernen auf dem Schlagzeug, helfen diese Worte, den Rhythmus zu begreifen. Das ist oft mühsam, weil die rechte Hand schließlich ganz anders arbeiten muss als die linke oder der Fuß für die Base. "Ich unterrichte ausgesprochen gern", sagt Enno Strauß, Gründer und Inhaber der Groove Academy in Geretsried. Wem das zu Englisch klingt, der könnte auch Musikschule sagen für das Institut, das in Kürze die staatliche Anerkennung und Förderung erhält. Denn hier lernen Kinder, Jugendliche und Erwachsene ein Instrument zu beherrschen oder zu singen.

Doch Musikschule ist ein geschützter Begriff, deshalb diese Bezeichnung, die aber auch Programm ist für den staatlich anerkannten Musiklehrer mit kaufmännischem Background. Er meidet schulische Begriffe wie Klassenvorspiel, pflegt aber eine gute Kooperation mit den öffentlichen Musikschulen. So hat ein Drummer ausgeholfen beim Kindermusical "Die verbotene Tür" bei der Feier zum 30-jährigen Bestehen der Wolfratshauser Musikschule.

Benno Strauß, der jetzt in den Ferien den Papierkram und die Förderunterlagen bearbeitet und sich nur einen kurzen Ausflug mit seiner Familie gönnt, sagt energisch, dass er es nicht mag, wenn die Leute streng zwischen E- und U-Musik unterscheiden. Auch Songs von AC/DC, Whitney Houston, den Beatles, Stones, Eric Clapton, Bob Dylan und anderen Pop-Größen hätten hohe Ansprüche, was Präzision, Stimmigkeit und den Groove angeht. Denn selbst die harten AC/DC haben Anleihen und Zitate vom Blues. Da hilft kein Schummeln. Der Rhythmus muss stimmen, das Tempo, die Tonalität, der Sound.

Klassik freilich wird hier nicht unterrichtet. U-Musik sei kindgerecht, mache den jungen Leuten Spaß - was nötig ist, damit sie dranbleiben. Das tun viele der jetzt 82 Schüler mit festen Verträgen. Unterrichtet wird einzeln oder in Gruppen. Die Schüler lernen Noten, erhalten Unterricht in Musiktheorie, vor allem haben sie Gelegenheit, bald in einer Band zu spielen wie in der Jazz-Combo mit Marius Hammerschmied (Drums), Simon Hammerschmied (Gitarre), Moritz Brückner (Saxofon), Daniel Motan (Trompete), Markus Schöttle (Piano) und Sebastian Baumgartner (Bass). Diese Musikanten haben sich Ende Juli vorgestellt beim Festival "Blech meets Blues" auf der Königsdorfer Alm. Es gibt aber auch eine Girl-Group und eine Kids-Band sowie Vokal-Ensembles. Und einmal im Jahr präsentieren sich die Fortgeschrittenen auf der Kulturbühne Hinterhalt in Gelting, und zwar immer eine Woche vor Karfreitag.

Auf der Homepage der Groove Academy (www.grooveacademy.de) steht groß: "Wir messen uns am Erfolg unserer Schüler." Was das bedeutet, erklärt Enno Strauß: "Unsere Arbeit ist, dass die Schüler den Weg in die Musik finden, dass sie in einer Band spielen, dass sie dranbleiben." Unbegabte gibt es nicht für ihn und die anderen Lehrer auf Honorarbasis. Das einzige Handicap ist: Faulheit. "Auch weniger Talentierte können es mit Fleiß und Ausdauer zu etwas bringen", sagt Strauß.

Manche bringen es aber tatsächlich weiter. Ein junger Mann hat auf dem Schlagzeug sein Abitur gemacht, andere organisieren Festivals, arbeiten als Tontechniker oder wettstreiten bei "Jugend musiziert". "Ich bin dann wirklich stolz darauf, dass ihnen auf meiner Academy diese Möglichkeiten rund um die Musik eröffnet wurden", sagt Strauß und zeigt wie so oft ein Lächeln, das sein ganzes Gesicht beansprucht.

Jetzt in den Ferien hat Strauß Zeit, sich über die Expansion Gedanken zu machen, welche die staatliche Förderung ermöglichen könnte. Das heißt, dass er noch mehr Lehrer beschäftigen kann, die an noch mehr Instrumenten unterrichten. Dass die Schüler fürs Leben lernen oder für ein lebenslanges, schönes und Menschen zusammenbringendes Hobby, nämlich die Musik, dafür will Benno Strauß sorgen: "Ich kämpfe bei jedem Schüler, dass er Fortschritte macht und dran bleibt."

© SZ vom 24.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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