HG Butzko ist topaktuell - der Kabarettist geht bei seinem Auftritt am Donnerstagabend im Geltinger "Hinterhalt" auch auf den Sturm des Trump-Mobs aufs Kapitol in Washington ein. Er arbeitet die Doppelbedeutung des Begriffs "Geistesfreiheit" heraus: "Vom Geist befreite Leute erschienen auch vor dem Kapitol." Butzko ist einer der Gäste, die der Bund für Geistesfreiheit (BfG) München zusammen mit anderen Veranstaltern zum Gedenken an den Anschlag auf Charlie Hebdo vor sechs Jahren zu einem Auftritt in Gelting eingeladen hat.
Neben der Satire darf an diesem Abend, der als Livestream via Internet übertragen wird, auch die strafrechtliche Aufklärung nicht fehlen. Hans-Joachim Schemel von der Humanistischen Union Bayern (HU) fordert die Abschaffung des Paragrafen 166 Strafgesetzbuch, den er für einen Skandal hält, da er das öffentliche Zeigen religionskritischer Karikaturen zum Strafbestand mache. Wer es dennoch tue, habe nicht nur "die Rache fundamentalistischer Islamisten" zu befürchten, so Schemel, sondern auch "eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren".
HG Butzko nimmt sich auch der innerdeutschen Lage an. Trump sei bald Geschichte, sagt er, aber Friedrich Merz probiere schon orangefarbene Perücken aus. Gesundheitsminister Jens Spahn nutze den "Deckungsschatten der Pandemie" für die Einführung der elektronischen Krankenakte. Sie werde dazu führen, so Butzkos zugespitzte Prognose, dass die eigenen Gesundheitsdaten am Ende "durch den NTV-Ticker" laufen. Die "Webcam im Enddarm" werde das Innenleben der Patienten sowieso bald live übertragen. Der Kabarettist nennt die von Finanzminister Olaf Scholz angekündigte "Bazooka" gegen Corona einen Rohrkrepierer, und auch die von Wirtschaftsminister Peter Altmaier versprochenen Novemberhilfen seien noch nicht ausgezahlt. "Das ist das Opfer, das wir Künstler bringen müssen. Die Lufthansa bekommt dafür neun Milliarden Euro!", sagt er, und BMW-Großaktionäre wie die Familie Quandt sahnten Dividenden in dreistelliger Millionenhöhe ab.
"Sage Nein!": Liedermacher Konstantin Wecker - nicht live anwesend, sondern eingespielt - inszeniert seinen Klassiker mit Tamara Banez und Sarah Straub. Kabarettist Andreas Rebers sagt zum Glück Ja, als er auf die Bühne gebeten wird. Er beginnt mit leisen Tönen am Klavier - doch spätestens nach einer Minute ist klar, wie gallebitter weit sein kabarettistischer Rundumblick von den Religionen der Welt bis zur deutschen Zeitgeschichte ist.
"Reverend Rebers", wie er sich nennt ("Der Hausmeister des Herrn, der Türsteher Gottes"), beruhigt das Publikum nur zum Schein: "Wir wollen heute Abend kein Öl ins Feuer gießen, wir wollen einfach mal die Kirche im Dorf anzünden." Tatsächlich bekennt Rebers sich zwar zum Beten, will sich aber nicht vorschreiben lassen, in welche Richtung er dies tut. Er distanziert sich vom Christentum wie vom Islam, spottet über evangelische Gottesdienste im Fernsehen genauso wie über Kardinal Woelki und richtet den Fokus dann auf die Islamisten: "Ich bin ein Mann der Mathematik. Ich ziehe Ihnen einen geraden Strich von der Imam-Ali-Moschee an der Hamburger Außenalster bis zu den Terrorcamps der Al-Qaida bei Teheran. Ich ziehe Ihnen einen geraden Strich vom Islamischen Staat in die Höhle Erdolfs aus Ankara in seinem Präsidentenpalast."
Zurück geht es nach Deutschland. Rebers präsentiert seine erschütternde Theorie über die "in uns allen hinterlegte nationalsozialistische DNA". Diese zeige sich an drei Beispielen. Wenn in Sibirien der Wald brenne, halte sich das mediale Mitgefühl hierzulande sehr in Grenzen - in Sibirien hätten die Deutschen schließlich nach dem verlorenen Krieg keine allzu guten Erfahrungen gemacht. Brenne hingegen in Brasilien der Wald, sei das Geschrei groß, von der taz bis zu Markus Lanz. Denn dort hätten die Deutschen nach dem verlorenen Krieg - Stichwort "Rattenlinie" - ausgezeichnete Erfahrungen gemacht. Beispiel drei: "Wenn im Kongo der Regenwald brennt, interessiert das hier keine Sau. Keine einzige Meldung."