Geretsried:CSU attackiert Bürgermeisterin

Die Christsozialen gehen auf Distanz zur parteifreien Cornelia Irmer und machen Differenzen an Plänen zur Böhmwiese fest. Über den dritten Bürgermeister Lug spotten sie.

Matthias Köpf

Die Geretsrieder CSU geht immer deutlicher auf Distanz zu Bürgermeisterin Cornelia Irmer und auf Konfrontationskurs mit den Freien Wählern. Die parteifreie Irmer, die 2008 mit der Unterstützung der selbst kandidatenlosen CSU wiedergewählt worden war, habe eindeutig "ein Freie-Wähler-Denken", sagte der Geretsrieder CSU-Vorsitzende Ewald Kailberth am Sonntag am lokalpolitischen Stammtisch seiner Partei. Der dritte Bürgermeister Robert Lug, der den Freien Wählern tatsächlich angehört, renne wiederum "wie ein Laufhunderl der Bürgermeisterin hinterher".

Dies geschehe wohl aus gutem Grund, legte Kailberth nach und spottete über Irmer als die "große Mama" und über Lug als "Bürgermeister in spe". Volker Reeh schien die wachsende Distanz zeigen zu wollen, als er mit Händen einen Abstand von der Höhe seines wassergefüllten Bierglases beschrieb. So dicke Bretter müsse man bei Irmer derzeit bohren, um etwas zu erreichen, sagte Reeh. Auch dass Irmer selbst erklärtermaßen nichts auf "Stammtischgerede" gibt, verwendet die CSU gegen sie: An Stammtischen anderer Gruppen sei Irmer durchaus anzutreffen - und ihre eigenen Beiträge dort seien also wohl auch nur Gerede.

Inhaltlich macht die CSU diese Differenzen etwa an der Entwicklung der Böhmwiese fest. So sei es nur der CSU zu verdanken, dass vorher die B 11 verlegt werden soll, um eine Verbindung mit dem Karl-Lederer-Platz zu schaffen. Dort entfalte sich das städtische Leben als zartes Pflänzchen, das man nicht durch überhastetes Bebauen der Böhmwiese gefährden dürfe, mahnte Franz Wirtensohn. Statt auf lange Sicht eine Mischung aus Gewerbe und qualitätvollem Wohnen zu schaffen, wollten die Freien Wähler und Irmer die Böhmwiese nur zügig "vollklatschen", respektive "einem Investor zum Fraß vorwerfen", wie Kailberth und Reeh ergänzten.

Irmer und Lug beim Thema Böhmwiese vom Wert der Bürgerbeteiligung zu überzeugen, sei ebenso schwierig gewesen wie durchzusetzen, dass der Aufsichtsrat der neuen Stadtwerke aus mehr als nur vier Personen bestehen solle, sagte Kailberth. Die Stadtwerke sollen zum 1. Januar die Rechtsform eines Kommunalunternehmens erhalten.

Laut Kailberth ist die Besetzung des Vorstands hinter verschlossenen Türen bereits geregelt worden, Namen wollte er aber nicht nennen. Von der Umwandlung verspricht sich die CSU, dass die Stadtwerke auch für andere Kommunen tätig werden und andere Dienste wie Wärme- oder Stromversorgung anbieten können.

Durch solche Einnahmen könnten Schritte wie die jüngste Erhöhung des Trinkwasserpreises überflüssig werden, hofft Kailberth, der zugleich auf nötige Investitionen ins Kanalnetz und damit eventuell steigende Abwassergebühren hinwies. Mittelstandsfunktionär Gerhard Knill verlangte, dass die Stadtwerke keinesfalls Privatfirmen Konkurrenz machen dürften.

Das neue Hallenbad sollte Geretsried laut CSU nach den bisherigen Plänen bauen, weil eine Beteiligung umliegender Gemeinden wenig wahrscheinlich sei und die Zeit dränge. Heinz Ocker erinnerte dabei an eine Vereinbarung aus den 1970-er Jahren, wonach Geretsried ein Hallenbad und Wolfratshausen ein Freibad schaffen sollte. Gebaut wurde nur das Hallenbad. "Wir haben mit Wolfratshausen nie richtig zusammenarbeiten können, die sind uns immer ins Kreuz gefallen", sagte Ocker.

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