Süddeutsche Zeitung

Geretsried:Buon appetito!

Lesezeit: 2 min

Christoph Schramm und Guido Haugg versprechen mit ihren Produkten der Marke "Gustavo Gusto" aus Geretsried quasi die Quadratur des Kreises: Tiefkühlpizzen, die so gut schmecken sollen wie frische italienische aus dem Steinofen

Von Floriana hofmann, Geretsried

Drei Männer kneten jeweils einen Pizzateig, drehen ihn in ihren Händen und rollen eine dünne, runde Fläche aus. Ein Vierter bestreicht dann jede mit Tomatensoße. Das geschieht nicht etwa in einer Pizzeria in Italien, sondern in der Produktionshalle des Geretsrieder Start-Ups "Gustavo Gusto".

Vor drei Jahren gründeten die gebürtigen Münchner Christoph Schramm, 37, und Guido Haugg, 35, das Unternehmen: Sie produzieren Tiefkühlpizzen, die nicht nach Tiefkühlpizza schmecken sollen, sondern wie eine originale. Schramm sagt, er sei seit zwölf Jahren "in der Holzofenpizzabranche" tätig. Während er Betriebswirtschaftslehre in Passau studierte, betrieb er vier Pizzalokale. "Irgendwann habe ich mich gefragt, ob man so eine Pizza in tiefgekühlter Form hinbekommt - die dann optisch und geschmacklich an eine echte erinnert." Haugg studierte in Innsbruck und Buenos Aires ebenfalls Betriebswirtschaftslehre und betreibt heute mit Schramm das Unternehmen.

In den vergangenen Jahren habe ein Umdenken in der Gesellschaft stattgefunden, sagen die Jungunternehmer: Konsumenten suchten auch im Convenience-Food-Bereich - also bei Fertiggerichten - nach hochwertigen Produkten, die nachhaltig produziert werden und keine Zusatzstoffe enthalten. Bevor sie mit "Gustavo Gusto" auf den Markt gingen, habe es nur zwei sehr gegensätzliche Produkte gegeben, sagen die beiden: frische Pizza und Tiefkühlpizza. Geschäftsführer Schramm habe hier die Marktlücke entdeckt: "frische Pizza, die tiefgefroren wird".

Heute stellt das Unternehmen mit 23 Mitarbeitern täglich rund 4000 Tiefkühlpizzen her. In zwei Schichten sind sechs Mitarbeiter damit beschäftigt, den Teig auszurollen, jeder davon knetet, rollt und formt also knapp 667 Stück pro Tag. Bis Jahresende soll Gustavo Gusto es auf 10 000 Pizzen pro Tag bringen. "Ein sportliches Ziel, das ist aber erreichbar" - durch Prozessoptimierung: Die Qualität soll beibehalten, aber bisherige Engpässe sollen beseitigt werden - kürzlich investierte das Unternehmen etwa in einen größeren Schockfroster.

Es würden nur hochwertige Zutaten verwendet, erklären die Gründer, etwa Mozzarella statt billigen Industriekäses, den viele Mitbewerber auf die Pizza streuten. Der Mozzarella komme aus Bayern: "Alles, was regional sein kann, ist regional." Der Pizzateig enthält Hefe und reife länger als bei herkömmlichen Anbietern, sagen die Unternehmer. Wie lange genau, soll aber ein Geheimnis bleiben.

Da der Teig von Hand ausgerollt wird ("Wie in einer Pizzeria"), bleibe die Struktur erhalten, sagen die Unternehmer. Nachdem der Teig ausgerollt und mit Tomatensoße bestrichen ist, wird er im 400 Grad heißen Steinofen vier bis acht Minuten lang vorgebacken. Dadurch werde die Pizza knusprig und nicht trocken. Mitarbeiter belegen die Pizzen anschließend wiederum von Hand. Im Schockfroster bleiben die Produkte für rund 30 Minuten, wie lange genau, daran werde noch herumexperimentiert, sagt Haugg. Nach der Abkühlung werden die fertigen Tiefkühlpizzen im Metalldetektor auf Splitterteile abgesucht und auf der Waage überprüft, zusätzlich führt eine Qualitätsmanagerin Sichtkontrollen und Geschmackstests durch. Dabei probiert sie die Pizzen stichprobenartig. Auch während der Herstellung werden die Produkte regelmäßig gewogen und von den Mitarbeitern überprüft.

Die "Gustavo Gusto"-Pizzen haben einen Durchmesser von 30 Zentimetern - fünf Zentimeter mehr als die Produkte der meisten Mitbewerber. "In Anlehnung an italienische Pizzen, die auch größer sind", sagen die beiden. In der Herstellung würden weder Konservierungs- noch Zusatzstoffe wie Backtriebmittel hinzugefügt, sagt Schramm. Das mache sie " gesünder" als andere Tiefkühlpizzen.

Die Pizzen sind in etwa 250 Rewe-Märkten in Südbayern zu kaufen. Der Preis beträgt zwischen 3,29 und 3,49 Euro. Es gibt derzeit die Sorten "Margherita", "Salame Piccante" und "Prosciutto e Funghi". Eine vegetarische und eine nicht scharfe Salamipizza sind in Planung.

Die Kunden zeigen sich begeistert von "Gustavo Gusto" - der Name steht italienisch für Geschmack. Die positive Resonanz im sozialen Netzwerk Facebook sei immens. "Das motiviert natürlich sehr." Für einige Kunden sei dadurch sogar "der Lieferservice gestorben", sagen die beiden.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3137576
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 27.08.2016
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.