Bürgerpreis Geretsried:Am Ende bleibt die Ehre

Bürgerpreis Geretsried: Gebrauchte Kinderkleidung konnten Eltern 30 Jahre lang günstig im Kinderkleidermarkt der AWO in Geretsried kaufen.

Gebrauchte Kinderkleidung konnten Eltern 30 Jahre lang günstig im Kinderkleidermarkt der AWO in Geretsried kaufen.

(Foto: Florian Peljak)

30 Jahre lang haben Erika Halba und Anni Osterer für die AWO ehrenamtlich einen Kinderkleidermarkt in Geretsried betrieben. Für ihr Engagement wurden sie nun mit dem Bürgerpreis der Stadt ausgezeichnet. Ein versöhnlicher Abschluss einer Ära, denn nun schließt der Markt seine Pforten.

Von Susanne Hauck, Geretsried

Nach drei Jahren hat die Stadt Geretsried erstmals wieder einen Bürgerpreis vergeben: Erika Halba und Anni Osterer wurden damit für ihre fast 30-jährigen Verdienste um den Kinderkleidermarkt der Arbeiterwohlfahrt (AWO) geehrt.

Die seit 2008 im Zweijahresrhythmus für besonderes bürgerschaftliches Engagement vergebene und mit einem Preisgeld von 2500 Euro verbundene Auszeichnung hatte eine pandemiebedingte Pause machen müssen. Und in ihrer Neuauflage wurde sie nicht wie sonst bei der Gartensoiree im Mai vergeben, sondern beim traditionellen Sauessen zum Jahresabschluss, das diesmal wieder stattfinden konnte, und bei dem sich der Stadtrat ein gestiftetes Schwein in allen Variationen - vom Würschtl bis zur Haxe - schmecken lässt. Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde von den beiden "Jugend musiziert"-Nachwuchstalenten Eva Immertreu und Anna-Maria Thoma.

Die Preisträgerinnen Erika Halba und Anni Osterer wurden von Bürgermeister Michael Müller und Stadtrat Hans Hopfner ausführlich gewürdigt. Erika Halba ist seit 1985 die Vorsitzende des Geretsrieder AWO-Ortsverbands, der Menschen bei der Bewältigung sozialer Probleme hilft. 1993 haben sie und Stellvertreterin Anni Osterer den Kinderkleidermarkt nach einem Penzberger Vorbild aus der Taufe gehoben. Er fand seine Heimat unterm Dach des Schützenhauses an der Jahnstraße. "In der damaligen Zeit war so eine Institution ein Novum, dass es in dieser Form noch nicht gab", sagte Hopfner. Jeden Donnerstagnachmittag hatte der Secondhandladen, in dem es nicht nur gebrauchte Kinderkleidung, sondern von Babybetten bis Spielzeug alles Mögliche rund um die Kinderausstattung gab, geöffnet.

Bürgerpreis Geretsried: Erika Halba und Anna Osterer wurden mit dem Bürgerpreis der Stadt Geretsried von Sabine Lorenz (links) und Bürgermeister Michael Müller für ihr ehrenamtliches Engagement im Kinderkleidermarkt ausgezeichnet.

Erika Halba und Anna Osterer wurden mit dem Bürgerpreis der Stadt Geretsried von Sabine Lorenz (links) und Bürgermeister Michael Müller für ihr ehrenamtliches Engagement im Kinderkleidermarkt ausgezeichnet.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Halba und Osterer, die beide heute Anfang 80 sind, hatten alle Hände voll zu tun: Die Leute brachten an zwei Terminen im Jahr ihre Winter- beziehungsweise Sommersachen, und dann mussten mit weiteren Helferinnen Listen angefertigt, Nummern vergeben und der Verkauf organisiert werden. Das war Woche für Woche viel Arbeit, vom Sortieren und Aufbau der Sachen vorher bis zum Aufräumen und Abrechnen hinterher, das oft bis 20 Uhr dauerte. "Dass die beiden mit diesem Kleidermarkt einen Volltreffer gelandet hatten, zeigte sich an den langen Schlangen, die sich sehr oft an den Tagen der Ausgabe bildeten", so Hopfner. Kein Wunder: Die Preise waren die günstigsten in der ganzen Umgebung. Achtzig Prozent vom Verkaufserlös ging an die Verkäufer, zwanzig Prozent blieben bei der AWO, die mit den Einnahmen Bedürftige unterstützte und ihnen auch oft Bekleidung oder Spielsachen umsonst spendierte.

"Jede Stadt kann sich glücklich schätzen, Menschen mit ihrer Haltung in ihren Reihen zu wissen", würdigte Müller die beiden Ehrenamtlichen, die sich nie ins Rampenlicht gedrängt hätten, sondern einfach "tun, was sie für richtig und wichtig halten". "Es waren schöne 30 Jahre, die ich nicht missen möchte, auch wenn sie oft anstrengend waren", sagte Erika Halba anschließend, die sich bei ihren langjährigen Helferinnen für das harmonische Miteinander bedankte: "Nie gab es Streit."

Doch die Ehrung ist mit einem Wermutstropfen verbunden. Der AWO-Kinderkleidermarkt hat sich überlebt. So ist die Nachfrage in den letzten Jahren stetig zurückgegangen, es gibt zu viele ähnliche Angebote und auch die Konkurrenz von Flohmärkten und Basaren von Kindergärten und Kirchengemeinden ist groß. Zudem kaufen und verkaufen junge Mütter zunehmend auf E-bay im Internet. Eine Zäsur war dann die zweijährige coronabedingte Schließung des Gebrauchtkleidungsmarkts. "Als Erika Halba und Anni Osterer, die letzten verbliebenen aus der Helferriege, den Betrieb wieder aufnahmen, mussten sie feststellen, dass das Interesse der Menschen erlahmt war", bedauerte Hopfner. So wird der AWO-Secondhandladen am Ende des Jahres für immer seine Pforten schließen.

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