Geretsried:Aufschwung in der Insolvenz

Huber Präzisionstechnik geht nach der Rettung an einen Formel-1-Ausrüster aus Österreich.

Bernhard Lohr

Zwei Jahre nach dem drohenden Ende des Unternehmens steht die Geretsrieder Huber Präzisionstechnik GmbH besser da denn je. Die Zahl der Beschäftigten stieg in der Formel-1-Schmiede, die für BMW, McLaren, Mercedes und Ferrari arbeitet, seit Beginn der Insolvenz von 160 auf derzeit 182. Für sechs Millionen Euro stehen derzeit mehr Aufträge in den Büchern als in den besten Zeiten. Das sanierte Unternehmen hat nun noch einen Käufer gefunden, der nach Überzeugung von Insolvenzverwalter Josef Hingerl den Geretsriedern noch einen steilen Aufstieg mit vielen Arbeitsplätzen bringen wird.

Noch vor kurzem mussten die Beschäftigten mit dem Schlimmsten rechnen, wenn eine Betriebsversammlung einberufen wurde. Am gestrigen Donnerstag, 14 Uhr, dagegen verkündete Hingerl vor der Belegschaft das Ende der Sanierungsphase und gab bekannt, dass die österreichische Pankl Racing Systems AG mit Sitz in Kapfenberg neuer Eigentümer ist.

Pankl produziert für die Luftfahrtindustrie, ist aber wie Huber vor allem eng mit der Formel 1 verbunden. Pankls Kolben, Antriebswellen und Pleuel stecken angeblich in den Fahrzeugen sämtlicher Rennteams. Die Geschäfte laufen offenbar gut. Nach Angaben des Aktienunternehmens stieg dessen Umsatz in den ersten drei Quartalen 2011 um 16 Prozent auf 79,1 Millionen Euro. Der Gewinn legte um mehr als 50 Prozent zu.

Die enge Bindung an die Formel 1 hatte der Huber Präzisionstechnik vor Jahren einen starken Aufschwung beschert. Mehr als 70 Prozent der Aufträge kamen aus dem Formel-1-Bereich. Mit BMW als Hauptkunden wuchs der Umsatz, und noch im Jahr 2006 investierte das Unternehmen 15,7 Millionen Euro in den Ausbau der Produktionsstätten.

Doch ausgerechnet dann kam die Wirtschaftskrise. Als im Sommer 2009 BMW aus der Rennserie ausstieg, brach nach Angaben von Insolvenzverwalter Hingerl der Umsatz von damals 18,7 Millionen Euro um die Hälfte ein. Selbst Geschäftsführer Josef Niggl senior rechnete damals mit der Zerschlagung seines Unternehmens. Er habe sich nicht vorstellen können, wie ein derartiger Umsatzeinbruch auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise hätte verkraftet werden sollen. Es waren Bankdarlehen zu bedienen, der Auftragseingang tendierte laut Hingerl gegen Null. Im August 2009 meldete das Unternehmen Insolvenz an.

Jetzt ist nach Verhandlungen mit Gläubigerbanken und Geschäftspartnern die Rettung aus eigener Kraft gelungen. Hingerl und Niggl sprachen bei BMW, Audi, Krauss-Maffei und Porsche vor, und Vertreter von Mercedes, McLaren und Ferrari kamen im Lauf des Insolvenzverfahrens nach Geretsried. Es wurden noch einmal Darlehen in Höhe von 2,3 Millionen Euro aufgenommen.

Hingerl sagt, die Pankl Racing Systems komme nicht als Retter. Huber sei dank guter Produkte, seinem Engagement in Forschung und Entwicklung und motivierter Mitarbeiter ein Vorzeigeunternehmen, das allein bestehen könnte. Vom Verkauf verspricht er sich freilich bessere Chancen auf dem Markt. Gemäß Kaufvertrag übernimmt Pankl alle Beschäftigten von Huber. Die Gläubiger müssen dem Kauf noch zustimmen.

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