Süddeutsche Zeitung

Geretsried:Alles wird viel teurer

Bei Großprojekten in Geretsried explodieren die Kosten

Eine halbe Million Euro hier, zwei Millionen da, und alles wird später fertig: Vom Eisstadion übers Hallenbad bis zum Parkdeck sind die Kosten explodiert und die Eröffnungstermine geplatzt. Geretsried teilt mit anderen Städten die leidvolle Erfahrung, dass Bauen so teuer ist wie nie. Bürgermeister Michael Müller (CSU) hatte deshalb in die jüngste Sitzung des Stadtrats alle Architekten der städtischen Großprojekte zum Rapport über Kostenentwicklung und Fertigstellung bestellt.

Die Ausgaben für das interkommunale Hallenbad liegen momentan bei 18 Millionen Euro. Bei einem Anfangsstand von 15,33 Millionen entspricht dies einer Teuerung von 17 Prozent. Die Gründe dafür sind ähnlich wie bei den anderen Projekten: Gewerke liegen über den Kostenberechnungen, die Baubranche boomt, Angebote gehen deshalb kaum ein, was wiederum zu teuren Verzögerungen führt. Beim Hallenbad dauerte außerdem der Rohbau länger, bei zwei Gewerken musste den Firmen gekündigt werden. Der Probebetrieb vor der Eröffnung ist jetzt für Januar bis März 2021 und damit ein Dreivierteljahr später anvisiert.

Das neue Parkhaus wird vier Millionen anstatt 3,6 Millionen Euro kosten. Hier war die Crux, dass auf die Ausschreibung erst gar keine Angebote eingingen. Mit der jetzigen Firma sei man aber sehr zufrieden, sagte Thomas Kaltenmark vom Stuttgarter Büro Klotz und Partner, das auch das Hallenbad verantwortet. "Wir sind im Terminplan, und die Firma ist wild entschlossen, bis Weihnachten fertig zu werden."

Beim Eisstadion entstehen wohl Mehrkosten von mehr als drei Millionen Euro. Knapp vor der Fertigstellung schätzt Daniel Hock vom Münchner Büro Kiessler die Endkosten auf satte 10,5 Millionen Euro. Auch hier sind die Gründe für die Teuerung: "Mehrforderungen, Überraschungen, Bauzeitverzögerungen", so Hock. Die Eishalle soll bis Ende September übergeben werden. Die Mittagsbetreuung an der Isardammschule kann nicht wie geplant zum Schulanfang eröffnet werden, sondern durch "Auftragsverschleppung" des Generalunternehmers erst zwei Monate später. Das Budget von 2,5 Millionen Euro wird um 200 000 Euro überschritten. Ähnlich liegt der Fall der Mittagsbetreuung an der Karl-Lederer-Grundschule: Der Terminplan sei durch den Bauunternehmer "verrutscht", sagte der Wolfratshauser Architekt Klaus-Peter Scharf. So solle die Einweihung erst Ende des Jahres anstatt im Oktober sein. In den Baukosten von 2,4 Millionen Euro sind Mehrkosten von 300 000 Euro enthalten. Schon fertig ist der Kindergarten "Neue Blechkiste" im Robert-Schumann-Weg. Auch hier sind die Kosten von 750 000 auf 810 000 Euro geklettert.

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SZ vom 25.07.2020 / shau
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