Geothermie:Kraftwerk soll Mitte 2025 in Betrieb gehen

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Das Eavor-Loop-Projekt, hier ein Detail von der Baustelle in Gelting, ist zeitlich ein wenig in Verzug. (Foto: Christoph von Eichhorn)

Das Unternehmen Eavor spricht von „Meilensteinen“, die man in Geretsried erreicht habe. Der Fernwärmenetzausbau soll 2026 beginnen.

Von Benjamin Engel, Geretsried

Das Unternehmen Eavor möchte mit einem innovativen System von Tiefenbohrungen auf dem Areal von Gut Breitenbach bei Geretsried Energie und Fernwärme für die Region liefern. Dafür soll von der Oberfläche eingespeistes kaltes Wasser in 4500 Meter Tiefe durch ein Geflecht parallel verlaufender Schleifen zirkulieren. Das Wasser wird dann vom etwa 160 Grad heißen Umgebungsgestein so erhitzt, dass es im „Loop“ selbständig wieder nach oben steigt. Fachleute sprechen vom Thermosyphoneffekt. Zunächst soll die Wärme Strom erzeugen. „Wir gehen davon aus, dass wir mit dem Kraftwerk noch im ersten Halbjahr 2025 die Stromproduktion beginnen können“, erklärt Unternehmenssprecher Alexander Land.

Den ursprünglich avisierten Zeitplan kann Eavor damit nicht einhalten. Zunächst sollte das Kraftwerk, das Strom für etwa 5000 Haushalte liefern soll, bereits Ende 2024 fertig sein. Dass sich große Bohrkampagnen verzögerten, sei jedoch nicht ungewöhnlich, sagt Land. Anfängliche Probleme seien „Teil der Lernkurve“.

Die „längsten geothermischen Bohrungen weltweit“

Später sollen vier sogenannte Loops mit jeweils zwölf parallel verlaufenden Schleifensystemen entstehen. Laut Land wird derzeit die vierte Schleife des ersten Loops realisiert. „Wir haben mit mehreren Schleifen die längsten geothermischen Bohrungen weltweit erstellt“, sagt der Unternehmenssprecher. Am Ende soll die gebohrte Rohrstrecke pro Loop-System jeweils 90 Kilometer lang sein. Schon jetzt habe Eavor bewiesen, dass die Technologie wie geplant umzusetzen sei und funktioniere, so Land. „Zu den Meilensteinen gehören das Verbinden der Laterale nach rund acht Kilometern Länge, die multilaterale Auffächerung der Bohrung in mehrere Schleifen, das Versiegeln und der Thermosyphoneffekt.“

200 bis 350 Millionen Euro soll die Anlage laut Kalkulation kosten. Der Europäische Innovationsfonds fördert das Projekt mit 91,6 Millionen Euro. Die Fernwärme könnte am Ende circa 30 000 Durchschnittshaushalte versorgen. Für die spätere Fernwärmeversorgung hat die Eavor Erdwärme Geretsried GmbH einen Vertrag mit der Isar Loisach Nahwärme (ILN) unterzeichnet, einer Tochtergesellschaft der Geretsrieder Stadtwerke. Laut deren Geschäftsführer Jan Dühring soll der Netzausbau Mitte 2026 beginnen. Der Aufbau des „Grund- und Rumpfnetzes aus den Hauptleitungen“ in Geretsried werde etwa sechs bis sieben Jahre dauern und soll einen „mittleren zweistelligen Millionenbetrag“ kosten, der „über die Jahre verteilt über den Wärmeverkauf refinanziert“ werde.

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