Gemeindliche Finanzen:Plötzlich wohlhabend

Dietramszell präsentiert neuen Rekordhaushalt

Von Petra Schneider, Dietramszell

Die Gemeinde Dietramszell investiert kräftig: Bis zum Jahr 2023 sind Ausgaben von rund 20 Millionen Euro geplant - vor allem für Kindergärten, Straßen, Wasser- und Abwasserentsorgung sowie für den Breitbandausbau. Möglich ist das, weil Dietramszell in den vergangenen Jahren die Rücklagen aufgestockt hat und die Steuereinnahmen sprudeln. Vor allem die Gewerbesteuer ist vergangenes Jahr deutlich höher ausgefallen als erwartet: Statt der angesetzten 1,9 Millionen Euro hat die Gemeinde 2,5 Millionen eingenommen. Zudem wurden geplante Maßnahmen noch nicht umgesetzt. Das Rücklagenpolster ist deshalb üppig: Knapp 3,7 Millionen Euro hat die Gemeinde derzeit auf der hohen Kante. Und weil die Entnahmen mit 438 000 Euro heuer moderat angesetzt sind, werden die Rücklagen auch nur ein bisschen zusammenschmelzen.

Trotz der komfortablen Ausgangslage will die Gemeinde Kredite aufnehmen: Heuer ist im Rahmen des Kommunalen Wohnraumförderprogramms ein Darlehen von rund 584 000 Euro für den Umbau des ehemaligen Schulhauses in Linden vorgesehen, kommendes Jahr sollen 151 000 Euro für den alten Kindergarten in Ascholding dazukommen. Beide Gebäude werden zu Mietwohnungen für Mitarbeiter umgebaut. Die Darlehen der Wohnraumförderung haben eine Laufzeit von 20 Jahren und sind zinslos. Die Tilgung erfolgt über die Mieteinnahmen. Kämmerin Katharina Laß sprach von "rentierlichen Schulden", die sie den Gemeinderäten trotz hoher Rücklagen empfahl. Im Jahr 2022 ist nach Ansicht der Kämmerin zudem ein Kredit über 1,3 Millionen nötig, um künftige Investitionen stemmen zu können.

In den vergangenen Jahren wurden Schulden abgebaut; sie lagen am Jahresbeginn bei 1,8 Millionen Euro. Das entspricht einer Pro-Kopf-Verschuldung von knapp 331 Euro - deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 663 Euro. Im Gemeinderat wurde die Haushaltssatzung einstimmig und ohne Diskussion gebilligt. "Wir hinterlassen dem neuen Gremium ein wohl bestelltes Haus", sagte Bürgermeisterin Leni Gröbmaier (BLD). Der Zweite Bürgermeister Michael Häsch (CSU) lobte die Leistungen der vergangenen sechs Jahre. "Wir können stolz sein, dass wir uns wieder einiges leisten können."

Das Haushaltsvolumen beträgt heuer 21,5 Millionen Euro - und damit mehr als 2019, "das schon ein Rekordjahr war", wie Kämmerin Laß sagte. Dies liegt vor allem an den zahlreichen Investitionen: Die größten Posten sind der Kindergartenanbau in Linden sowie der Kindergartenneubau in Ascholding (drei Millionen). Für Straßenbau und -sanierung sind 927 000 vorgesehen. Die Generalsanierung der Schule schlägt mit 600 000 Euro zu Buche. In den Breitbandausbau investiert die Gemeinde knapp 720 000 Euro. Für die Dorferneuerung, die mit rund 1,4 Millionen Euro gefördert wird, sind in den kommenden drei Jahren 2,6 Millionen Euro vorgesehen.

Finanziert werden die Investitionen vor allem aus Steuereinnahmen, die Laß "zurückhaltend" angesetzt hat: Bei der Einkommensteuer sollen vier Millionen fließen, bei der Gewerbesteuer 1,9 Millionen. Die Schlüsselzuweisungen, die finanzschwache Kommunen erhalten, machen in diesem Jahr knapp 873 000 Euro aus. Einnahmen erwartet die Gemeinde zudem aus dem Verkauf von Grundstücken in Linden, Bairawies und Ascholding (3,4 Millionen Euro).

Die größten Ausgaben in der Gemeinde verursacht der sächliche Verwaltungs- und Betriebsaufwand für den Unterhalt von Liegenschaften und Einrichtungen (4,1 Millionen). Die Kreisumlage macht 2,8 Millionen aus, Personalkosten 3,4 Millionen. Kritik kam von Josef Hauser (FW): Eine Steigerung von 800 000 Euro in zwei Jahren beim Personal "werden wir uns mittelfristig nicht mehr leisten können". Gröbmaier begründete die höheren Ausgaben mit zusätzlichen Kitaplätzen, für die Personal nötig sei.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: