Gemeinderat:Doch kein schnelles Internet für Schäftlarn

Auf eigene Rechnung Glasfaserkabel verlegen? In Schäftlarn will man dieses Risiko nicht eingehen.

Von Wolfgang Schäl, Schäftlarn

Die Gemeinde Schäftlarn verzichtet darauf, in eigener Regie das örtliche Telekommunikationsnetz mit Glasfaserkabeln bis zu den Gebäuden hin auszubauen. Darauf hat sich der Gemeinderat bei seiner Sitzung am Mittwoch verständigt. Die bislang unterversorgten Gebiete sollen stattdessen im Rahmen des Bayerischen Breitbandförderprogramms erschlossen werden, dessen Ziel es ist, bis 2018 ein flächendeckendes Hochgeschwindigkeitsnetz im Freistaat zu schaffen.

Gleichzeitig wird die HPE GmbH in Johanniskirchen beauftragt, einen "Leerrohr-Masterplan" zu erarbeiten. Er hält fest, wo bei anstehenden Bauvorhaben Leitungen mitverlegt werden können, denn ein großer Teil der Investitionen für den Netzausbau entfällt auf Grabungsarbeiten. Die Kosten allein für den Masterplan belaufen sich auf 22 000 Euro, die das Ratsgremium jetzt auch genehmigt hat.

Mindestens 30 MB pro Sekunde

Die Gemeinde verabschiedet sich damit von einem Projekt, das einer Wirtschaftlichkeitsberechnung von HPE zufolge rund 7,5 Millionen Euro gekostet hätte, aber mit großen finanziellen Risiken verbunden gewesen wäre. Der Grund dafür ist, dass die Deutsche Telekom in Teilbereichen der Gemeinde das Netz bereits ausgebaut hat, ohne die Interessen der Gemeinde zu berücksichtigen.

Aus diesem Grund, so hieß es, sei nur in sehr eingeschränktem Maße damit zu rechnen, dass die Schäftlarner Kunden ein weitergehendes Angebot der Gemeinde überhaupt wahrnehmen würden. Stattdessen strebt die Gemeinde an, im Rahmen des genannten bayerischen Förderprogramms nur noch all jene Gebiete, die von der Telekom nicht abgedeckt werden, mit einer Übertragungsrate von mindestens 30 Megabit pro Sekunde (abgekürzt Mbit/s)zu versorgen.

Am Vorgehen der Telekom wurde im Ratsgremium deutliche Kritik laut. Gerd Zattler (Grüne) trug den Beschluss am Ende zwar ebenso wie weitere 17 Ratsmitglieder mit, fühlte sich erklärtermaßen aber "verschaukelt" - die Gemeinde habe ein gutes Konzept erarbeitet, das aber nicht zum Tragen gekommen sei, "weil uns die Telekom die Butter vom Brot genommen hat". Das sei "Rosinenpickerei".

Die gesamte Gemeinde müsse "sauber versorgt werden"

Dass dies "eine ärgerliche Geschichte" besonders für die von der Telekom noch nicht berücksichtigten Ortsteile sei, bekannte auch Bürgermeister Matthias Ruhdorfer (CSU). Ein möglicher Kompromiss wäre aus seiner Sicht, eine Übertragungsrate von 50 bis 80 Mbit/s auszuschreiben, was freilich mit einer Zuschussminderung von einer bis anderthalb Millionen Euro verbunden wäre.

Unzufrieden mit der Beschlusslage war auch die Zweite Bürgermeisterin Maria Reitinger (Wählergruppe Gemeindewohl). Mit der Beschränkung auf 30 Mbit/s werde ein besonders für Firmen unbefriedigender Zustand "auf Jahre hinaus festgeschrieben", kritisierte sie.

Auch Michael Waldherr (Gemeindeunion) vertrat die Meinung, "dass die gesamte Gemeinde sauber versorgt werden muss". Schließlich könne man ja nicht ermessen, wie viel an Gewerbesteuern der Kommune womöglich verloren gehen, weil sich Unternehmen aufgrund der unbefriedigenden Versorgungslage anderswo ansiedelten.

Georg Lang (CSU) sah sich außerstande, einem Beschlussvorschlag zuzustimmen, der darauf hinauslaufe, "dass wir die Telekom sponsern". Besser wäre es aus seiner Sicht, "wenn wir alles kommunalisieren". Und die Leerrohre, die brauche man angesichts des rasend schnellen Fortschritts in ein paar Jahren vielleicht überhaupt nicht mehr.

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