Gemeinde muss Planung ändern:Suche nach Alternativen

Gasthof zur Post

Nichts wird es mit einer großen Gastronomie im früheren Gasthaus Post.

(Foto: Manfred Neubauer)

Brauereien zeigen wenig Interesse am Gasthof Post

Von Petra Schneider, Lenggries

Vor fünf Jahren hat die Gemeinde den Gasthof Post gekauft, um zu verhindern, dass dort Wohnungen gebaut werden und die Marktstraße verödet. Stattdessen sollte die Gastwirtschaft und der Biergarten wiederbelebt werden. Das ist nun gescheitert, weil sich kein Wirt finden lässt - zumindest nicht für eine "große Gastronomie", die im Erdgeschoss geplant war. Wie Bauamtsleiter Anton Bammer am Montag erklärte, habe keine der 25 Brauereien, die die Gemeinde angeschrieben hatte, Interesse an einer Anpachtung des Gasthofs gezeigt.

Nur sehr vereinzelt sei eine Zusammenarbeit mit einem Pächter in Aussicht gestellt worden. Der Gemeinderat nahm die Mitteilung zur Kenntnis und folgte einstimmig der Empfehlung der Bauverwaltung, Alternativen für eine Nutzung des Erdgeschosses zu prüfen. Vorstellbar wäre laut Bammer ein kleinerer Gastronomiebetrieb, etwa ein Bistro, eine Weinstube oder ein Café. In den übrigen Räumen im Erdgeschoss könnten Ladengeschäfte, Büros, Praxen oder eine Kinderbetreuungseinrichtung einziehen.

Wie der Bauamtsleiter erklärte, hatten sich die Rückmeldungen auf das Interessenbekundungsverfahren für eine große Gastronomie in einem "sehr überschaubaren Maß" gehalten. Zu den beiden angebotenen Besichtigungsterminen seien nur Vertreter zweier Brauereien gekommen. Dabei habe einer der Interessenten Zweifel geäußert, dass unter den gegebenen Rahmenbedingungen ein Gastronom zu finden sei. Die Auflagen seien extrem hoch und es werde immer schwieriger, Wirte für eine Gastwirtschaft dieser Größenordnung zu finden, die rund 100 Plätze plus 40 im Biergarten bietet. Zumal die erforderlichen Investitionen hoch seien und wohl nicht herein geholt werden könnten, so die Einschätzung des Brauereivertreters. Sie liegen bei geschätzt 300 000 Euro und müssten von einem künftigen Pächter selbst finanziert werden.

Das hat der Gemeinderat im März entschieden und war damit dem Vorschlag einer Arbeitsgruppe gefolgt. Diese war im Oktober gebildet worden, um die Kosten für den Umbau des Gasthofs Post zu reduzieren. Durch die eruierten Einsparmöglichkeiten konnten sie von 7,8 Millionen Euro auf rund 6,1 Millionen gedrückt werden, unter anderem dadurch, dass man die Einrichtung sowie die Anschaffung gastrotechnischer Anlagen für das Wirtshaus dem künftigen Pächter überlassen wollte. Zudem könnte es auch mit dem Lärmschutz Probleme geben: Die Untere Immissionsschutzbehörde im Landratsamt hat bei den geplanten Stellplätzen Abschirmwände zur Stefan-Glonner-Straße und der Johann-Probst-Straße gefordert, um Anwohner nachts vor Abfahrtslärm zu schützen. "Nach allen vorliegenden Erkenntnissen rät die Bauverwaltung dringend davon ab, eine große Gastronomie im Erdgeschoss einzurichten", fasste Bammer zusammen.

Als Alternative sei eine "kleine Gastronomie" mit maximal 60 Sitzplätzen denkbar. Hierzu gebe es bereits eine Interessentin: CSU-Gemeinderätin Christine Rinner, die gelernte Köchin ist, habe ein ausführliches Konzept eingereicht. In den übrigen Erdgeschoss-Räumen seien auch Ladengeschäfte vorstellbar, die allerdings wegen des denkmalgeschützten Gebäudes keine großen Schaufensterbereiche bekommen könnten. Im zweiten Obergeschoss sind Büros und Praxen geplant, für die es laut Bammer bereits einige Anfragen gebe. Im ersten Stock des Gebäudes soll der ehemalige Postsaal wiederhergestellt, im Dachgeschoss zwei Wohnungen gebaut werden.

Eine Genehmigung des Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen für den Umbau steht noch aus. Bis zu 80 Prozent Förderung aus dem Topf der Städtebauförderung könnte die Gemeinde Lenggries bei grünem Licht bekommen. Weil man bei den anderen Geschossen "relativ weit" sei, sei es sinnvoll, diese Planungen vom Erdgeschoss zu "entkoppeln", sagte Bürgermeister Werner Weindl (CSU). "Wenn der eine oder andere Raum im Erdgeschoss länger leer steht, hätte ich kein Problem."

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