Gelungene Integration:Angekommen

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Möchte Karriere machen, vielleicht sogar wieder studieren: Ahmad Othman mit seiner Betreuerin Ursula Floßmann vom Penzberger Helferkreis. (Foto: Vecchiato/oh)

Der 25-jährige Syrer Ahmad Othman darf in Deutschland bleiben. In Penzberg baut er sich sein Leben auf

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Vor drei Jahren ist Ahmad Othman in Penzberg angekommen. Er war einer der ersten Asylbewerber in der Stadt. Seitdem hat sich viel im Leben des heute 25-jährigen Syrers getan. Er steht auf eigenen Beinen, macht eine Ausbildung beim Pharmaunternehmen Roche und ist im gesellschaftlichen Leben integriert. An seiner Seite steht Ursula Floßmann vom Penzberger Helferkreis.

Zu Hause in Syrien habe ihm sein Vater gesagt, was er zu tun habe, sagt Ahmad Othman. In Deutschland habe diese Rolle "Mama Ursula" übernommen. "Ich bin ein armer Mann", scherzt er. All seine Bemühungen und sein Streben nach Integration wurden belohnt. Ahmad Othman hat seit Oktober dieses Jahres eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis in der Tasche. Zu diesem Zeitpunkt war er der erste Asylbewerber im Landkreis Weilheim-Schongau, der dieses Ziel erreicht hat.

Die Geschichte des 25-Jährigen sei eine Erfolgsstory, sagte Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteifrei/SPD). Aus diesem Grund bat sie zum Pressetermin ins Penzberger Rathaus. Die ehemalige Bergarbeiterstadt sei schon immer bunt gewesen. Roche habe sie noch mehr multikulti gemacht. Nun lebten 85 Nationen in Penzberg. Integration habe immer funktioniert. "Wir können damit umgehen", sagt Bürgermeisterin Zehetner.

Drei Jahre lang lebte Ahmad Othman in Ungewissheit. Sein Aufenthalt in Deutschland war zunächst befristet. "Man hat immer ein bisserl Angst", erzählt er und von seiner Überzeugung, etwas tun zu müssen, um im Land bleiben zu können. Die Sprachkurse, die die islamische Gemeinde in Penzberg anbietet, waren dem 25-Jährigen nicht genug. Ahmad Othman, der in seinem Heimatland zwei Jahre Betriebswirtschaftslehre studiert hatte - das Studium wird in der Bundesrepublik nicht anerkannt -, wollte unbedingt eine Ausbildung machen. Am besten etwas mit BWL. Es sei ein Tipp der Migrationsbeauftragten in Weilheim gewesen, der ihrem Schützling diesen Weg ebnen sollte. Ahmad Othman bekam ein Stipendium der "Otto Benecke Stiftung e.V., besuchte zwei Intensiv-Sprachkurse in München und erwarb so Sprachkenntnisse, die ihn zu einem Studium in Deutschland berechtigen. Das sei, sagt Floßmann, die Voraussetzung dafür gewesen, dass er die Lehrstelle als Kaufmann für Büromanagement bei Roche antreten konnte. Nun ist er im zweiten Ausbildungsjahr, Ende Februar 2018 hat er Zwischenprüfung.

Die "allerschönste Stadt" Aleppo, wo er einst mit seiner Familie lebte, kann er nicht vergessen. Auch die Trennung von seinem Vater und den Geschwistern ist nicht leicht. Sieben Monate war er auf dem Landweg unterwegs. 2014 kam er in Deutschland an. Ahmad Othman blickt nicht zurück. Seit September 2016 bezieht er keine staatliche Unterstützung mehr. Um sich seine Wohnung leisten zu können, jobbt er als Kellner in der Stadthalle. Neben dem Führerschein hat er auch einen Kutschenführerschein gemacht.

Zurückkehren nach Syrien - ja, das könne er sich vorstellen. Aber zuerst will Ahmad Othman Karriere machen. "Das Leben ist top."

© SZ vom 20.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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