Geldsegen:Gaißach und Tölz profitieren von Windkraft in Berg

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Die Kommanditisten der Gesellschaft, die vier Rotoren in den Wadlhauser Gräben betreibt, erhalten eine Sonderausschüttung, da der Bau günstiger als kalkuliert war. Sie sind aber auch mit dem Betrieb der Anlage hochzufrieden

Von Ingrid Hügenell, Bad Tölz/Gaißach

Die Bürgerwind Berg GmbH & Co. KG hat erstmals Geld ausgeschüttet: Gut 276 000 Euro gingen an die 169 Kommanditisten, jeder bekam vier Prozent auf seine Einlage. 20 000 Euro erhielten die Stadtwerke Bad Tölz, 30 000 die Gemeinde Gaißach. Die Bürgerwind Berg betreibt die vier Windräder in den Wadlhauser Gräben. Das Geld der Sonderausschüttung stammt aber nicht aus Erträgen der Stromerzeugung. Vielmehr seien die Baukosten gedrückt worden, berichtet Thomas Tronsberg von der Bürgerwind: "Da bekommen die Beteiligten Geld zurück."

"Damit haben wir nicht gerechnet", sagt Bürgermeister Fadinger

Gaißach ist mit einer Einlage von 750 000 Euro zweitgrößter Kommanditist der Bürgerwind Berg - der größte ist die Gemeinde Berg selbst, die eine Million Euro angelegt hat. "Damit haben wir nicht gerechnet", sagt Gaißachs Bürgermeister Stefan Fadinger (parteifrei) zu der Sonderausschüttung. "Das ist dem Robert Sing zu verdanken, der bei der Bauausführung sicher alle Register gezogen hat." Sing ist der Geschäftsführer der GmbH. Ihn lobt auch Walter Huber, der Geschäftsführer der Stadtwerke Bad Tölz - vor allem für seine vorsichtige finanzielle Planung. Offenbar hatte Sing die Kosten beispielsweise für den Wegebau zur Baustelle für die Windräder eher zu hoch kalkuliert. Es sei eben besser, hinterher Geld zurückzugeben als nachzufordern, sagt Huber. Auch die Gesamtwirtschaftlichkeit werde so besser. Der Stadtwerke-Chef ist sehr zufrieden mit dem Projekt, das besser laufe als die Beteiligungen in Norddeutschland. "Wir sind froh, dass wir die Bürger in Tölz daran beteiligt haben", sagt er. Er finde die Windräder auch ästhetisch - vor allem im Vergleich mit einem Atomkraftwerk als Alternative.

Dass Gaißach so viel in die Windräder investiert hat, liegt Fadinger zufolge daran, dass die Gemeinde wenig eigene Möglichkeiten hat, regenerative Energien zu nutzen. Windräder dürfen in Gaißach nicht gebaut werden - der Ort liegt schon im Vorranggebiet Alpen, wo sie ausgeschlossen sind. Wasserkraft gehe auch nicht, denn die sei nur noch an vorhandenen Querbauwerken in Gewässern erlaubt. Solche habe man aber nicht. Fotovoltaik-Anlagen habe man an den gemeindlichen Bauwerken installiert, Schule und Kindergarten zwecks Energieeinsparung saniert. Biogas-Kraftwerke passten nicht nach Gaißach und wären in der Gemeinde mit vielen Ortschaften und Weilern wenig sinnvoll. "Da hat sich die Beteiligung als Alternative angeboten." Gerne würde Gaißach laut Fadinger im Energiesektor noch mehr machen. Kürzlich habe aber eine Untersuchung ergeben, dass das neue Gewerbegebiet nicht wirtschaftlich mit regenerativen Energien versorgt werden könnte. Grund ist eine geplante Gesetzesänderung, nach der jeder, der sich mit mehr als 20 Megawattstunden pro Jahr selbst versorgt, Stromsteuer entrichten soll.

Strom haben die Windräder auch schon erzeugt: Dem Geschäftsbericht zufolge bis 31. Mai 8,2 Millionen Kilowattstunden. "Das ist in etwa das, was wir erwartet haben", sagt Tronsberg. "Damit sind wir recht zufrieden." Gerade in den ersten Monaten könne man den Ertrag nicht besonders gut planen. "Im Niedrigwindbereich scheint der Wirkungsgrad besonders gut zu sein", kommentiert Huber die ersten Zahlen. Bei wenig Wind sprängen die Rotoren offenbar recht gut an.

Seit Dezember 2015 sind die Windräder am Netz, aber erst seit Mai alle vier offiziell im Dauerbetrieb. Dass sie sich auch bei stärkerem Wind nicht besonders schnell zu drehen scheinen, liege an ihrer Größe, erklärt Tronsberg. Die Geschwindigkeit an den Flügelspitzen sei bei großen und kleinen Windrädern gleich. Große wirkten träger, obwohl sie auch zwölf bis 13 Umdrehungen pro Minute schafften.

© SZ vom 12.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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