Asyl und Migration im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen:Gemeinden schaffen Platz für Geflüchtete

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In Münsing wird im Gewerbegebiet am Schlichtfeld eine Unterkunft für Flüchtlinge errichtet. Sie soll im November bezugsfertig sein. (Foto: Felicitas Amler/oh)

Münsing, Sachsenkam, Greiling, Dietramszell und Benediktbeuern erfüllen die Quote noch nicht. Geretsried lehnt neue Unterkunft ab.

Von Felicitas Amler; Von Tim Jost, Bad Tölz-Wolfratshausen

In Münsing ist es bereits unübersehbar: Es wird eine neue Unterkunft für Flüchtlinge errichtet. Denn dem Königsteiner Schlüssel nach seien in Münsing ebenso wie in Sachsenkam, Greiling, Dietramszell und Benediktbeuern bisher am wenigsten Geflüchtete untergekommen, so das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen. Doch in all diesen Gemeinden, so heißt es weiter, werden in den nächsten Monaten größere Unterkünfte zur Verfügung stehen: an der Scharfreiterstraße und in der Kaserne Lenggries, im Lindenhof in Bad Tölz, am Kranzer in Reichersbeuern und „hoffentlich auch noch die Unterkunft in Benediktbeuern“. Zudem seien größere Wohnungen angemietet worden. Dies ist auch in Münsing geschehen, wie Bürgermeister Michael Grasl (FW) erklärt. Grasl sagt, das Landratsamt sei bemüht, für Flüchtlinge mehr Privatsphäre zu ermöglichen.

In Münsing werden im Gewerbegebiet am Schlichtfeld – von Wolfratshausen aus gesehen am Ortseingang rechts – drei zweigeschossige Gebäude in Modulbauweise mit je um die 212 Metern Grundfläche sowie knapp 7,40 Meter Wandhöhe errichtet. Da dort ganz bewusst auch Platz für Familien mit Kindern geschaffen werden soll, entstehen Einheiten mit jeweils eigener Sanitäranlage, Küche und Aufenthaltsbereich für je sechs bis acht, vier bis sechs sowie ein bis zwei Personen. Insgesamt sollen 94 Geflüchtete unterkommen.

Der Helferkreis für Geflüchtete existiere in Münsing nach wie vor, sagt Bürgermeister Grasl auf Nachfrage. Ansprechpartnerin sei weiterhin die Dritte Bürgermeisterin Regina Reitenhardt (Wählergruppe Münsing). Um Sprachkurse für die Geflüchteten im Münsinger Gemeindesaal habe sich auch Grünen-Gemeinderat Matthias Richter-Turtur gekümmert.

Tag der offenen Tür vor dem Einzug

Das Landratsamt, das die Unterkunft im Auftrag der Regierung von Oberbayern betreut, rechnet damit, dass sie im November belegt werden kann. Kurz zuvor soll es einen Tag der offenen Tür geben, zu dem Nachbarn, Polizei, Feuerwehr, Bürgermeister und Gemeinderat eingeladen werden, so die Auskunft der Pressestelle im Amt. „Informiert werden sie von unseren Mitarbeitern, Sicherheitsdienst und Sozialdienst.“

Insgesamt stelle die Unterbringung Geflüchteter das Landratsamt „unverändert vor eine große Herausforderung“. Weiterhin würden dem Landkreis im Zwei-Wochen-Rhythmus etwa Menschen zugewiesen. Dies bringe weitere Aufgaben mit sich, beispielsweise im Bereich der Bildung. Das Landratsamt betont, es bleibe erklärtes Ziel, die derzeit belegten Turnhallen in Wolfratshausen und Geretsried wieder für Schule und Vereine zugänglich zu machen.

Aktuell 1701 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine

Laut Übersicht des Landratsamts sind derzeit 3216 Geflüchtete im Landkreis untergebracht, davon sind 870 Asylsuchende, 1701 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine und 472 Bleibeberechtigte. Dazu kommen 173 Menschen im Übergangswohnheim in Geretsried, für das allein die Regierung von Oberbayern verantwortlich ist. Die Differenz zur Quote nach dem Königsteiner Schlüssel ist am größten in Sachsenkam (minus 91 Prozent), in Greiling (minus 87 Prozent) und in Benediktbeuern (minus 81 Prozent).

Ablehnung in Geretsried

Im Bau- und Umweltausschuss der Stadt Geretsried wurden am Donnerstag drei Anträge zur Abstimmung gestellt, die im März bereits abgelehnt worden waren. Dabei handelte es sich um einen Antrag zur Verlängerung der Nutzung einer Lagerhalle in der Blumenstraße als Asylunterkunft. Hier sollten dem Bauantrag zufolge 110 geflüchtete Personen untergebracht werden. Die Zustimmung wurde aus juristischen Gründen verweigert, die Asylbewerber werden dort momentan lediglich geduldet. Weitergehend wurde der Vorbescheid zur Errichtung einer Asylbewerberunterkunft in Modulbauweise abgelehnt. Stadtbaurat Rainer Goldstein bezeichnete den Antrag als „mangelhaft“. Abschließend wurde über den Neubau von drei Containergebäuden als Asylbeherbergung entschieden, auch hier wurde aus formellen Gründen keine Zustimmung erteilt.

Der Ausschuss zeigte sich bei den Abstimmungen einig, alle Entscheidungen wurden unisono getroffen. Bürgermeister Michael Müller (CSU) betonte, dass man die Unterbringung von Geflüchteten nicht ablehne. Lediglich seien die juristischen Rahmenbedingungen der Anträge mangelhaft und die konkreten Standorte für Asylunterkünfte ungeeignet.

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