Süddeutsche Zeitung

Gefährlicher Winter:Schnee und kein Ende

Die Wetterlage bleibt im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen kritisch. Straßen sind gesperrt und Skilifte stellen den Betrieb ein. Das Hallenbad in Penzberg wird geschlossen und in die Schulen bleiben leer.

Von Benjamin Engel

Die Lage nach dem Wintereinbruch vom Wochenende bleibt am Dienstag im Landkreis angespannt. Morgens stellt Peter Lorenz den Betrieb der Kabinenbahn und der Sessellifte am Brauneck ein. Nur noch im Tal laufen die Lifte. "Wir haben Angst, dass Bäume in die Seilbahntrasse fallen könnten", sagt der Geschäftsführer der Bergbahn GmbH. Mehr als ein Meter Schnee ist am Brauneck in den vergangenen Tagen gefallen. Es laste so viel nasser Schnee auf den Bäumen, dass diese in Verbindung mit den angesagten Sturmböen umstürzen könnten. Dieses Risiko wolle er vermeiden, sagt Lorenz.

Am Dienstag fahren zwar die Züge der Wolfratshauser S 7 und der Bayerischen Oberlandbahn (BOB) nach Lenggries wieder. Doch einige Straßen bleiben gesperrt. Bis Donnerstagabend prognostiziert der Deutsche Wetterdienst (DWD) weitere große Neuschneemengen. Daher sperrt die Penzberger Bürgermeisterin Elke Zehetner am Dienstag das städtische Hallenbad. Bislang lasten 72 Kilogramm Schnee pro Quadratmeter auf dem alten Dach. Die zulässige Traglast liegt bei 90 Kilogramm. Da auch Wasser in die Dachdämmung eindringt, schließt Zehetner das Hallenbad voraussichtlich bis Montag, 14. Januar.

Der DWD prognostiziert bis Donnerstagabend in Staulagen auf den Bergen am Alpenrand bis zu 90 Zentimeter Neuschnee. In Bad Tölz könnte ein halber Meter Schnee im Tal fallen, schildert Meteorologe Dirk Mewes von der Münchner DWD-Station. Zudem soll der Wind stark auffrischen. Mit Böen von bis zu 85 Stundenkilometern sei schon in der Nacht auf Mittwoch zu rechnen. So viel Schnee gebe es eher selten, sagt Mewes. Am 12. Januar 1988 lagen in der Landeshauptstadt München 55 Zentimeter Schnee. Im Lauf der Woche sei mit massiven Verkehrsbehinderungen zu rechnen.

Aufgrund der Wetterprognosen fällt der Unterricht an allen staatlichen Schulen im Landkreis bis einschließlich Freitag aus. Das haben die Behörden bereits am Montag beschlossen. Zu diesem Zeitpunkt sei der Schienenverkehr in der Region stillgestanden. Auch das Busnetz habe nur teilweise funktioniert, sagt Sabine Schmid, Pressesprecherin am Tölzer Landratsamt, am Dienstag. "Wenn die Wetterprognosen stimmen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Züge nicht mehr fahren." Die Schulen seien daher nicht sicher zu erreichen.

Die Entscheidung hat das Schulamt laut Schmid erst nach intensiver Beratung getroffen. Stückweise von Tag zu Tag über Schulschließungen zu entscheiden, sollte vermieden werden. Allen sei bewusst, dass der Schritt Eltern vor Probleme stelle. Sie müssten eine Ersatzbetreuung organisieren. Die Schulen hielten aber einen Notbetrieb aufrecht. Eltern können ihre Kinder in die Bildungseinrichtungen bringen. Sie sollten die Schüler nur vorher per Mail oder telefonisch anmelden, sagt Schmid.

An die Grundschule Lenggries mit ihren Zweigstellen sind nur 13 von 365 Kindern gekommen. Wie Rektorin Ursula Neff berichtet, hätten die Lehrer mit den Schülern in der Turnhalle gespielt. Anschließend hätten sie nahtlos in die Mittagsbetreuung wechseln können. "Wir hätten mit mehr Kindern gerechnet", sagt Neff. Gleichwohl könne sie die Entscheidung der Behörden sehr gut nachvollziehen. Hinter den dicken Schneehaufen seien die kleinen Grundschulkinder kaum auszumachen, wenn sie die Straße überqueren wollten. Wenn Unfälle auf dem Schulweg passierten, würde es sicher einen "Aufschrei" geben. "Das ist eine Ausnahmesituation", sagt Neff. Von bisher ganz normalem Winterwetter spricht Kreisbrandrat Alfred Schmeide. Seit dem Wochenende habe die Feuerwehr im Landkreis 123 Mal wegen umgeknickter Bäume ausrücken müssen. Schwerpunktmäßig seien Egling und Dietramszell mit 60 Einsätzen betroffen gewesen. Die Lage sei sehr unterschiedlich. Rund um Kochel am See liege weit weniger Schnee als im Isarwinkel bei Lenggries und der Jachenau. Wie sich die Situation mit weiteren Schneefällen entwickle, bleibe abzuwarten, sagt Schmeide.

Weil Bäume wegen Schneelast umbrechen können, sind die Staatsstraßen 2072 von Lenggries in die Jachenau ab Langeneck sowie 2073 von Dietramszell nach Holzkirchen (frei bis Reith) gesperrt. Geschlossen sind ebenso die Kreisstraßen von Kirchbichl nach Sachsenkam, Bairawies - Untermühltal und zwischen Degerndorf und Wolfratshausen. Wegen Lawinengefahr gesperrt bleiben die Bundesstraße 307 vom Sylvensteindamm in Richtung Kaiserwacht und die Straße von Vorderriß nach Wallgau. In Dietramszell schließt die Verwaltung das Rathaus von diesem Mittwoch bis Freitag. Der Degerndorfer Wertstoffhof bleibt diesen Donnerstag geschlossen. In Wolfratshausen ist der Bergwald gesperrt. Es besteht die Gefahr, dass Äste auf Fußgänger fallen können.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4279215
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 09.01.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.