Geburten in Tölz:Wohl und Wehen

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Der Kreißsaal im Klinikum Wolfratshausen ist für werdende Mütter nach wie vor die einzige Möglichkeit im Landkreis zu entbinden. (Foto: Hartmut Pöstges)

In Bad Tölz können sich werdende Eltern künftig Beistand bei einer täglichen Hebammen-Sprechstunde holen. Zur Geburt müssen Schwangere aus dem südlichen Landkreis aber weiterhin nach Wolfratshausen oder Garmisch fahren.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Nach dem Ende der Geburtenstation in Bad Tölz müssen schwangere Frauen aus dem Südlandkreis weite Wege auf sich nehmen, um ihr Kind auf die Welt zu bringen. Immerhin soll es nun jedoch eine Hebammen-Sprechstunde geben, die in der Tölzer Asklepios-Klinik stattfindet. Die neue Anlaufstelle wird vom Landkreis von 2020 an mit 23 000 Euro pro Jahr unterstützt, im ersten Jahr zusätzlich mit 11 500 Euro. Eine Notfallambulanz sei dieses Angebot allerdings nicht, stellte Wolfgang Krause, Geschäftsleiter im Landratsamt, am Montag im Kreisausschuss klar. Die Sprechstunde sei "auf keinen Fall" für Hochschwangere gedacht, die unmittelbar vor der Geburt stehen. Die Kreisräte stimmten dem Zuschuss einmütig zu.

2017 hatte der Asklepios-Konzern die Geburtshilfe-Abteilung in Bad Tölz dichtgemacht. Der Kreistag beschloss daraufhin, in Kooperation mit dem Klinikum Starnberg die Geburtenstation an der Kreisklinik Wolfratshausen auszubauen. Für werdende Mütter aus Tölz, Lenggries oder der Jachenau gab es hingegen keine Lösung. Projekte wie ein Geburtshaus in Bad Tölz zerschlugen sich rasch. Und auch mit der neuen Sprechstunde wird es den Schwangeren aus dem Süden des Landkreises nicht erspart bleiben, ihr Kind in Wolfratshausen, Garmisch, Starnberg oder andernorts zu gebären. Aber zumindest hätten sie nun eine Anlaufstelle im Vorfeld der Niederkunft und danach, sagte Krause.

Das Konzept für die Sprechstunde in Bad Tölz wurde maßgeblich von den Hebammen Patrizia Heyde, Kathleen Hobold, Christina Schauer und Nadia Tretter erarbeitet. Die vier Geburtshelferinnen diskutierten ihre Ideen heuer erst in einer großen Runde mit Gynäkologen, Kreisräten und Vertretern der beiden Krankenhäuser im Landkreis, dann noch einmal in zwei kleineren Runden. Das Ergebnis: Die vier Hebammen schließen sich zu einer selbständigen Partnergesellschaft zusammen. In der Tölzer Stadtklinik beraten sie Schwangere, Wöchnerinnen und Stillende in medizinischen, rechtlichen und psychosozialen Fragen, helfen unter anderem bei leichten Beschwerden, nehmen am Wochenende CTG-Kontrollen (Kardiotokografie) vor, kontrollieren das Gewicht der Neugeborenen und helfen bei Schwierigkeiten mit dem Stillen.

Die Sprechstunden findet von Montag bis Freitag jeweils in den späteren Abendstunden (etwa von 19 bis 21 Uhr), am Samstag und Sonntag für jeweils drei Stunden statt. Hinzu kommen je vier Stunden Rufbereitschaft. Dieses Angebot ist zunächst für die Dauer von drei Jahren garantiert. Die Kosten für die Erstausstattung von rund 8000 Euro teilen sich der Landkreis und die Tölzer Klinik.

"Die Sprechstunde ist kein Ersatz für die Geburtshilfe", sagte Kreisrätin Barbara Schwendner von den Grünen, die im Dezember 2018 eine Hebammenambulanz beantragt hatten. Auch wenn sie sich die Ausgaben für die Ausstattung "ein bisschen höher vorgestellt" hatte, sei jedoch ein Konsens gefunden worden, mit dem man erst einmal arbeiten könne, sagt sie. Die Gesamtversorgung der schwangeren Frauen werde sich "nachhaltig verbessern".

Susanne Merk (Freie Wähler) lobte besonders den Einsatz der Kreisrätinnen in den Diskussionsrunden. Die Anschubfinanzierung des Landkreises bezeichnete sie als "sehr wichtig, um den Hebammen eine gewisse Planungssicherheit zu geben". Allerdings betonte auch Merk: "Es handelt sich definitiv nicht um eine Notfall-Einrichtung, man kann dort nicht mit einem Blasensprung oder mit regelmäßigen Wehen ankommen." Für Krause ist es vorstellbar, dass sich weitere Hebammen, die gerade mit der Ausbildung fertig oder neu im Landkreis sind, der Partnergesellschaft anschließen.

© SZ vom 09.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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