Gastronomie:So wird die neue Tagesbar am Obermarkt

Angela Buchberger hat Safari-Camps in Tansania und Mosambik geleitet. Jetzt eröffnet sie in Wolfratshausen ein Café im "Wirth-Haus".

Von Thekla Krausseneck

Eine Tasse duftenden Kaffees mit Schaumhaube, dazu ein Apfel-Brie-Sandwich oder Kuchen vom Reichersbeurer Konditormeister: Am Wolfratshauser Obermarkt öffnet am Sonntag ein neues Café seine Türen. In der "Tagesbar im Wirth-Haus" sollen die Leute sitzen, plaudern und schlemmen können, eine feste Speisekarte gibt es nicht, dafür wechselnde Snacks, die an schwarzen Tafeln angeschrieben stehen. Was genau sie ihren Gästen servieren wird, weiß Angela Buchberger noch nicht. Sie habe zu viele Ideen, müsse sich beschränken - nur die Sandwiches und der Kuchen stünden schon fest. Seit einigen Monaten arbeitet die 49-Jährige auf Hochtouren an der "Tagesbar", ihrem "dritten Lebensabschnitt", wie sie sagt. Aus dem Gesicht der gebürtigen Tölzerin leuchtet noch die afrikanische Lebensfreude: Es sind erst ein paar Monate vergangen, seit sie aus Tansania zurückgekehrt ist, wo sie gelebt hat. Ein Hauch Afrika soll nun auch durch Wolfratshausen wehen.

Gastronomie: Ein Ort zum Schlemmen, Plaudern und Entspannen.

Ein Ort zum Schlemmen, Plaudern und Entspannen.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Anzusehen ist dies der "Tagesbar" auf den ersten Blick nicht: Sie ist kein Themenlokal, sondern transportiert ganz subtil einen gewissen Lebensstil. Zu erahnen ist dies nur für jene, die um das Haus herumgehen und einen verstohlenen Blick durch die Fenster werfen - oder der Inhaberin Hallo sagen, die hinter dem letzten Fenster in ihrem Büro sitzt, die letzten Vorbereitungen trifft, Lieferungen entgegennimmt oder sich mit Besuchern unterhält. In den Raum, in dem sich von Sonntag an die Gäste tummeln sollen, fällt dämmriges Licht, Fenster und Glastür sind mit braunen Papierbahnen verklebt. Es riecht nach einer frisch renovierten Wohnung, wegen eines in warmem Petrol lackierten Regals. Minimalistisch gestaltete Postkarten und Kaffeetassen liegen zum Verkauf bereit, große Gläser sollen mit Cookies befühlt werden, auf die Bretter wird Buchberger in den kommenden Tagen noch Nudeln, Soßen und Milch stellen, Dinge des täglichen Bedarfs für den schnellen Einkauf der Nachbarn.

Gastronomie: Angela Buchberger.

Angela Buchberger.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Und daraus weht er hervor, der Hauch afrikanischen Lebensstils: In Afrika, erzählt die Kosmopolitin, fahre man manchmal stundenlang durch die Natur. Dann erreiche man plötzlich ein Dorf und finde dort genau einen Laden, in dem es alles gebe: Kaffee, Mittag- und Abendessen, Milch und allerlei anderes. Café, Restaurant, Krämerladen und Zentrum des sozialen Lebens in einem einzigen Raum. Einen Namen hat Buchberger nicht für dieses Konzept. Doch so stellte sie sich das auch für ihr Lokal in Wolfratshausen vor.

Gastronomie: Das soll die Bar sein, die Buchberger am Sonntag im Wirth-Haus eröffnet.

Das soll die Bar sein, die Buchberger am Sonntag im Wirth-Haus eröffnet.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Der dritte Lebensabschnitt: Buchberger weiß, wovon sie redet, wenn sie sich so ausdrückt. Ihre ersten beiden Lebensabschnitte hätten unterschiedlicher nicht sein können. Nach der Schule absolvierte sie eine Ausbildung zur Anwaltsgehilfin und legte eine Bürokarriere hin, auf die sie heute noch hörbar stolz ist. Dann packte sie unversehens ihre Sachen und ging nach Afrika, um dort in Tansania und Mosambik Safari-Camps zu leiten. In ihrem letzten Job in Afrika sei sie für 40 Männer verantwortlich gewesen, die für sie arbeiteten, sagt Buchberger. Von den warmen Regionen des Südens ging es für sie weiter auf hohe See: Sechseinhalb Jahre lang arbeitete Buchberger als Hotelmanagerin auf Schiffen, war bei Expeditionen in die Arktis und die Antarktis dabei und besuchte zehnmal den Nordpol - um sich dann, wie um zu verschnaufen, für ein Jahr in Kanada niederzulassen.

Nach zwei weiteren Jahren in Tansania - inzwischen hatte sie fast 20 Jahre im Ausland verbracht - zog es Buchberger zurück in die Heimat Oberbayerns. In Wolfratshausen hatte sie ihre Familie, Geschwister, Freunde, Bekannte. Als sie im Frühjahr 2016 hörte, dass "Tinas Café" im Obermarkt schließen würde und die Räumlichkeiten dann zu haben wären, reifte in ihrem Kopf gleich die Idee eines eigenen Lokals - nicht etwa, weil sie schon immer davon geträumt hätte, sagt sie, sondern einfach, weil sie es sich zutraute. Von einem Computer in Afrika aus schrieb sie eine Mail an die Vermieterin. Die beiden Frauen trafen sich, "und wir waren sofort auf einer Wellenlänge", sagt Buchberger. Die Vermieterin habe die Erhaltung des "schönsten Hauses in der Wolfratshauser Marktstraße" im Sinn, und sie, Buchberger, blicke auf 20 Jahre Erfahrung in der Gastronomie zurück - Erfahrung, die sie sich erworben habe, indem sie schwierige Situationen mit ungeschultem Personal meisterte.

Obwohl sie das Projekt "Tagesbar" auf eigenen Schultern trägt, sich ohne Partner in Personalführung, Service, Einkauf und Buchführung eingearbeitet hat und der Standort dafür bekannt ist, dass sich Cafés nicht lange an ihm halten, hat Buchberger keine Angst vor der Zukunft. Geht nicht gibt's nicht: Buchberger ist das Anpacken gewöhnt. Das petrolblaue Regal, das noch so sehr nach einem Neuanfang riecht, hat sie selbst gekauft und angemalt. Die Sandwiches sind ihre Eigenkreation. Jetzt fehlen nur noch die Gäste, die sie in ihrem Haus empfangen kann. Buchberger denkt dabei an die afrikanischen Dörfer mit ihren Lokalen zurück. Von dort hat sie eines mitgenommen: "Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen."

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