Süddeutsche Zeitung

Gastronomie in Bad Tölz:Bubble Tea und Snacks aus Vietnam

Lesezeit: 3 min

Christin Borowiak will im neu eröffneten "Daily Dose" in der Tölzer Marktstraße zwei Welten miteinander verbinden - die asiatische und die bayerische.

Von Anja Brandstäter, Bad Tölz

"Stop thinking, start drinking": Dieser Slogan steht mit Leuchtbuchstaben an der Wand des "Daily Dose". Von der Decke hängt eine Schaukel, die mit Plastikblumen geschmückt ist. An dieser Stelle ist der Hintergrund des Ladens grün und einer Buchsbaumhecke nachempfunden. Auch sie ist aus Plastik. Ein idealer Ort, um sich mit seinem Bubble Tea fotografieren zu lassen und das Foto gleich auf Instagram zu posten. So tun dies auch Patrizia und Lanya. Die beiden elfjährigen Mädchen kaufen sich den Summer Special, der aus folgenden Zutaten besteht: Slushy - das ist gecrushtes, also aus zerkleinerten Eiswürfeln hergestelltes Eis -, Erdbeeren und Milch. Ganz unten befinden sich die Bubbles. Die zwei Mädels kommen gerne in den Laden "Daily Dose", der den Untertitel "Modern Tea House" trägt. Dort gibt es Bubble Tea und vietnamesische Snacks, zumindest steht es so auf der Karte. Gleich daneben befindet sich das "Lotus Nails", ein Nagelshop. Die zwei Geschäfte sind nicht etwa in Hanoi, sondern im Sporrer-Haus in der Tölzer Marktstraße zu finden. Inhaberin Christin Borowiak steht hinter dem Tresen und freut sich, dass so viele Kunden in den Laden kommen.

Borowiak hat polnisch-vietnamesische Wurzeln. Ihre Eltern haben in jungen Jahren Vietnam verlassen. "Damals waren die Lebensbedingungen sehr schlecht. Viele Menschen waren arm und der Vietnamkrieg ein weiterer Grund, wegzugehen", erzählt sie. Allerdings hatten ihr Vater und ihre Mutter Schwierigkeiten, die deutsche Sprache zu lernen. Das war die größte Barriere für sie. Dieses Problem hat die Tochter nicht: Sie ist in München geboren und sozialisiert. "Wenn es möglich ist, reise ich jedes Jahr nach Vietnam. Dort verändert sich alles rasant", sagt sie und lacht. Früher arbeitete Borowiak in einem Bubble Tea Laden in München. Als der Antiquitätenladen im Sporrer-Haus in Bad Tölz schloss, nahm sie die Gelegenheit wahr, um sich selbständig zu machen.

"Bubble Tea" kommt aus Asien. "Traditionell trinkt man dort Tee mit Milch", sagt Borowiak. Das Getränk wurde in Taiwan erfunden. Als Basis dient grüner oder schwarzer Tee, der dann mit Milch und Fruchtsirup gemischt wird. Getrunken wird er mit einem Strohhalm, durch den man farbige Kügelchen zieht. Diese Bubbles bestehen aus Tapioka und zerplatzen im Mund. Die überwiegend jugendlichen Bubble-Tea-Trinker beschreiben dieses Gefühl im Mund als sensationell.

Außergewöhnlich für Bad Tölz ist sicher auch der völlig rosa gestrichene Laden mit Wackel-Katzen im Schaufenster. Die für Vietnam typischen Lampions hängen von der Decke, ein paar Tische und Stühle aus Plastik ziehen vor allem junge Menschen an. Auch viele Touristen kommen in den Laden, darunter Max aus Hamburg. Er kennt Bubble-Tea schon und kauft sich einen mit der Geschmacksrichtung Pfirsich. Die 14-jährige Gio freut sich über die große Auswahl an Säften und sagt: "Es ist so erfrischend, und die Kugeln machen es so besonders".

Auf der blitzsauberen Theke steht eine Kasse, daran schließt sich das Spülbecken an, gefolgt von großen Behältern, in denen der frisch zubereitete Tee kurz aufbewahrt wird. "Ich verwende Jasmin-Tee, Oolong-Tee und Assam-Tee. Jeden Tag brühe ich ihn frisch auf, denn er darf keinesfalls länger als fünf Stunden stehen", erklärt Christin Borowiak. Investiert hat die junge Frau auch in eine Shaker- und Versiegelungsmaschine, denn Bubble Tea ist ein To-go-Getränk. Eine dünne Zellophanfolie verschließt den Becher. "Für Kinder ist es lustig, den angespitzten Strohhalm durch die Folie zu stoßen, dann knallt es laut", sagt sie. In Vietnam gibt es Bubble-Tee-Läden an jeder Ecke, vergleichbar mit Cafés bei uns. Im Winter gibt es die Teevarianten auch als Heißgetränk.

Ein Bestandteil von Bubble Tea ist Zuckersirup, der im Laden gerade knapp wird. Borowiak geht nach hinten in eine kleine Küche. Ein Topf steht auf dem Herd, sie füllt einen Liter Wasser und ein Kilo Zucker hinein, erhitzt das Ganze und verrührt den Inhalt so lange, bis sich der benötigte Sirup bildet. Neben Bubble-Tea bietet sie auch vietnamesische Snacks an, darunter Bánh mì - eine Art belegtes Brot, das sie mit frittiertem Tofu, frischem Koriander, knackigen Gurken, eingelegtem Rettich und scharfer Soße serviert. "Meine zwei Mitarbeiterinnen und ich bereiten viel selber zu, zum Beispiel die Soßen" erzählt sie Inhaberin. Es seien Familienrezepte, die sie von ihren Eltern gelernt habe. Man koche vietnamesisch mit viel Gemüse und frischen Zutaten. "Mir persönlich ist eine vegane Küche wichtig", erklärt Borowiak. Sie legt beispielsweise Karotten und Rettich mit Zucker, Salz und einer Essigmischung ein, weshalb das Gemüse leicht süß-sauer schmeckt.

Einmal die Woche geht Christin Borowiak auf einen Asia-Markt in München. "Für unsere Küche sind frischer Koriander, Minze und Basilikum sehr wichtig", sagt sie. Durch die Pandemie seien Produkte aus Reis, wie Reismehl, schwierig zu beschaffen oder teuer. Das Gleiche gelte für Tofu, der Hauptzutat für viele Gerichte. "Lieferketten sind unterbrochen. und Anbieter verschwinden vom Markt." Borowiaks Anliegen ist es, mit dem asiatischen "Daily Dose" im bayerischen Bad Tölz zwei Welten miteinander zu verbinden.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5658581
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.