In den Wochen vor Heilig Abend, so wirkte es im vergangenen Jahr, kaute ganz Wolfratshausen mitsamt Umland nervös auf den Strohhalmen in der Chili's Tex Mex Bar herum. Denn wohin fortan mit all den ersten Dates und Freundesabenden, wenn die Cocktailbar schloss? Ein Stammgast aber ließ sich von derlei Befürchtungen nicht lähmen. Er hat die Bar in der Geltinger Straße kurzerhand übernommen.
Burger, Burritos, Bier und Cocktails: Das Konzept ist das gleiche, die Möbel auch, selbst die meisten Servicekräfte hat der neue Inhaber Günter Wernthaler übernommen. Auch die kleine Lokomotive, die Schnaps an die Tische ausliefert, fährt wieder an der Wand entlang. Der Name jedoch ist ein anderer. Aus "Chili's Tex Mex Bar" wurd nun die Cantina Cabana, der Name steht auf einem schwarzen Banner, das wie eine Piratenflagge am Zaun hängt.
Cabana ist Spanisch und bedeutet Hütte, erklärt Wernthaler. Und seine Bar befinde sich nun einmal in der ehemaligen Glashütte. Der Hauch von Texas und Mexiko - oder dem, was sich die Deutschen darunter vorstellen - kommt gut an im ruhigen Wolfratshausen. Wernthaler hat es beibehalten, genau wie schon sein Vorgänger Jason Thalhammer.
Seit fünf Jahren lebt der 42-Jährige in dem Städtchen, das er als "abends relativ marode" bezeichnet. Das "Chili's" kannte er von seinen Stammtischen mit dem Fußballverein. Es sei nicht ganz uneigennützig gewesen, die Bar zu übernehmen, gesteht Wernthaler. Er wollte einfach "abends mal nen Cocktail trinken." Das Cabana ist also eine buchstäbliche Schnapsidee. Er habe "ein bisschen rumgesponnen", erinnert sich der Wolfratshauser, und mit seinem Chef darüber gesprochen. Und der spann mit. Denn Wernthaler führt die Bar zusammen mit Hemut Lutter. Dem 58-Jährigen gehört eine Autowerkstatt in Garching, Wernthaler macht dessen Buchhaltung. Beiden habe die Vorstellung, eine eigene Bar zu betreiben, schon immer gefallen, sagt Wernthaler. Doch nie habe sich etwas ergeben. Bis er im vergangenen Winter erfuhr, dass Jason schließen würde.
Sie planten eine Eröffnung für 1. März, dann kam das Coronavirus dazwischen. Die Spaten-Brauerei jedoch, ihr Verpächter, war kulant und änderte das Datum des Pachtvertrags. "Da ist uns die Brauerei echt gut entgegen gekommen", lobt Wernthaler. Sie eröffneten vier Monate später.
Vor allem Mojitos und Havanna Cola mixen die Barkeeper nun am Tresen. Wenthalers Lieblingsgericht von der Karte ist der Bacon Burger, doch hauch die Steaks seien gut, sagt er. Der Koch packe viel frisches Gemüse in alle Gerichte.
Und das ist, neben der Wandfarbe und den beiden Bildschirmen für Fußballübertragung, die eigentliche Neuheit: Am Herd steht nun der einstige Koch vom 500 Meter entfernten Landhaus-Café. "Der wollte sich auch ein bisschen verändern", sagt Wernthaler.