Etwa 135 000 Hektar beträgt die Fläche, die in Bayern von rund zwei Millionen Hausbesitzern bewirtschaftet wird. Im Vergleich dazu umfassen Naturschutzgebiete des Freistaats circa 165 000 Hektar. „Wenn alle Gärten naturnah bewirtschaftet werden, was meinen Sie, welche Vielfalt wir damit erreichen könnten, wie viele Lebensräume und Nahrungsangebote dadurch entstehen könnten?“, sagt Anika Dollinger. Sie ist Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landespflege am Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen und Mitglied im Vorstand des Kreisverbands Gartenbau und Landespflege. Vor zwei Jahren hat sie die Naturgartenzertifizierung im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen initiiert.
Am Freitag erhielten elf Gartenbesitzerinnen und -besitzer ihre Urkunde und Plakette „Bayern blüht – Naturgarten“ aus den Händen von Thomas Holz, stellvertretender Landrat des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen. Alle elf Gärten wurden von den sechs Zertifiziererinnen des Landkreises besucht und nach festgelegten Kriterien beurteilt. Zu den ausgezeichneten Personen gehören Irmgard und Franz Breit aus Dorfen, Christine und Johannes Epp aus Lenggries, Waltraud und Veronika Haase aus Wackersberg, Susanne und Johann Kinberger aus Aufhofen, Caroline Ludes aus Greiling, Lilli Manhart aus Sachsenkam, Margot und Otto Stötz aus Bad Tölz, Silke und Wolf-Dieter Vogel aus Bad Heilbrunn, Susanne und Michael Hüttl aus Moosham, Stefan Uhling aus Geretsried und Anita und Franz Hauser aus Achmühle.
„Wir müssen feststellen, dass die Diversität weltweit abnimmt. Viele Tiere sind vom Aussterben bedroht. Es ist ein kleiner, aber wichtiger Beitrag zum Naturschutz“, sagte Thomas Holz und dankte den Gartenbesitzern, die sich zertifizieren ließen.
Sandra Zapf, Erste Vorsitzende des Kreisverbands für Gartenbau und Landespflege Bad Tölz-Wolfratshausen, plädierte für mehr Maßnahmen in Sachen Naturschutz. Sie wies bei der Veranstaltung darauf hin, dass es sechzehn Gartenbauvereine im Landkreis gibt. „Hier kann man fragen und bekommt Hilfe, erhält Versicherungsschutz bei Gartenunfällen und erhält jeden Monat den ’Gartenratgeber’“, sagte sie.
Eine der Zertifiziererinnen für Naturgärten ist Maria Schlögel, Vorsitzende im Obst- und Gartenbauverein Sachsenkam. „Mein Bestreben ist, zum Erhalt der Artenvielfalt und der Verbesserung der Biodiversität beizutragen. Ich stehe in der Verantwortung für das mir anvertraute Stück Erde, in meinem Garten.“ Weiterhin erklärt sie, dass Naturgärten Biodiversitätsinseln im besiedelten Raum sind und damit wichtige Trittsteine im Biotopverbund.
Wichtige Kriterien für eine Zertifizierung sind unter anderem eine biologische Bewirtschaftung ohne chemischen Pflanzenschutz, Verzicht auf chemisch-synthetische Dünger oder der Verzicht auf Torf. Wichtig ist der Gesamteindruck des Gartens mit einer hohen ökologischen Vielfalt. Dazu gehören neben Wildformen auch duftende und nützliche Pflanzen. Die Größe des Gartens spielt keine Rolle, auch kleine Gärten tragen durch naturnahe Bewirtschaftung zur Biodiversität bei. Gewünscht sind verschiedene Lebensbereiche wie beispielsweise Trockenmauern, Stein- und Holzhaufen, Feuchtbiotope, Blumenwiesen, Hecken mit Säumen, Sonnen -und Schattenplätze, Fassaden- und Dachbegrünung, die Vögeln, Schmetterlingen, Bienen, Igeln, Libellen oder Eidechsen Lebensräume bieten sollen. Ferner sollte es ein „wildes Eck“ geben, das heißt eine Fläche, in der sich heimische Pflanzenarten wie beispielsweise Giersch, Brennnessel, Wilde Möhre, Wegerich und Gundermann als wichtige Nahrungspflanzen für Insekten ausbreiten können. Dagegen haben in naturnahen Gärten Mähroboter und Laubbläser nichts zu suchen.
„Wenn ich an einen Garten denke, sind meine Gedanken immer positiv“, sagte Thomas Holz im Rahmen der Urkundenverleihung. Es ist für ihn ein Ort der Erholung und der Entschleunigung.