Gemeinde Bad Heilbrunn:Vorreiter in der Ganztagsbetreuung

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Im Ruheraum der Mittagsbetreuung schmökern (v.l.) Johanna, Medine und Selim. Bad Heilbrunn hat schon jetzt sein Angebot in der Ganztagsbetreuung erweitert. (Foto: Manfred Neubauer)

Weil Eltern in zwei Jahren einen Rechtsanspruch auf das Angebot haben, stellt sich die Kommune mit eigenem Personal und Räumen in ihrer Grundschule darauf ein. Der Erfüllungsquote beträgt schon jetzt fast 60 Prozent.

Von Klaus Schieder, Bad Heilbrunn

Allzu viel ist an diesem heißen Julinachmittag in der Mittagsbetreuung der Grundschule in Bad Heilbrunn nicht los. Zwei Mädchen und ein Junge erledigen in der Mensa still ihre Hausaufgaben, draußen beschäftigen sich eine Handvoll Kinder mit Wasserpistolen oder einem Skateboard. Das Schuljahr neigt sich langsam dem Ende entgegen – das merke man eben, sagt Silvia Rossberger, Geschäftsleiterin der Ganztagsbetreuung. Normalerweise toben 61 Grundschülerinnen und Grundschüler gleich nach dem Unterricht durch das zum Sportplatz gelegene Seitengebäude.

Bad Heilbrunn verbucht schon jetzt eine Erfüllungsquote von 57 bis 60 Prozent in der Ganztagsbetreuung. Auf dieses Angebot werden Eltern von Grundschülern vom Schuljahr 2026/2027 an einen Rechtsanspruch haben, der stufenweise eingeführt wird – zunächst für Erstklässler, danach auch für allen anderen Jahrgangsstufen. „Was die Gemeinde auf die Füße gestellt hat, zeigt, dass wir der Zeit voraus sind“, sagt Bürgermeister Thomas Gründl (CSU). „Auch die Regierung nimmt uns als Vorzeige-Gemeinde.“

Silvia Rossberger ist die Geschäftsleiterin der Ganztagsbetreuung in Bad Heilbrunn. (Foto: Manfred Neubauer)

Viele Kommunen sind noch nicht so weit wie Bad Heilbrunn. Die meisten lägen bei einer Quote um die 20 Prozent, so Rossberger. In den nächsten zwei Jahren will die Gemeinde auf 80 Prozent kommen, eine Zielmarke, die von der Regierung von Oberbayern angepeilt wird. Ansonsten gibt es wenig Konkretes, Anfragen bleiben deshalb oftmals unbeantwortet. „Wenn die Regierung Ziele setzt, sollte sie zielstrebig dahinter sein, dass die Gemeinden etwas machen können“, kritisiert Gründl. In Bad Heilbrunn wollte er jedenfalls nicht so lange warten, bis die Eltern in zwei Jahren womöglich vor dem Rathaus stehen und den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung einfordern.

„Bei uns muss nichts bezahlt werden, was nicht beansprucht wird.“

Die Mittagsbetreuung in der Grundschule besuchen derzeit 78 Kinder. 61 von ihnen gehen drei Kurzzeitgruppen bis 14 Uhr, 17 in die Langzeitgruppe bis 16 Uhr. Sechs Betreuungskräfte, die bei der Gemeinde angestellt sind, kümmern sich um die Mädchen und Buben. Die Mittagsbetreuung, sagt Gründl, habe einst ein Förderverein gestartet. Aber als immer mehr Kinder kamen, sei es schwierig geworden, „dafür Leute zu finden, die das ehrenamtlich machen“. Deshalb beschloss der Gemeinderat voriges Jahr, dafür Betreuungskräfte anzustellen. Alles bleibe dadurch in einer Hand, erklärt Kilian Spindler (Grüne). „Sonst hat man Parallelstrukturen.“

Als weiteren Vorteil des Modells in Bad Heilbrunn nennt Bürgermeister Gründl, dass die Eltern die Stunden flexibel buchen können. Eine Wochenstunde kostet sieben Euro. „Bei uns muss nichts bezahlt werden, was nicht beansprucht wird“, sagt er. Es gebe keine Pauschalen. Dem pflichtet Rossberger bei: „Ein großer Baustein ist die Flexibilität, die von den Eltern geschätzt wird.“ Das sein „ein großes Zuckerl“. So könnten sie etwa mit ihrem Kind bei schönem Sommerwetter auch mal zum Baden fahren, ohne für die Mittagsbetreuung zahlen zu müssen.

Ein Klassenzimmer im Parterre dient der Hausaufgabenbetreuung. (Foto: Manfred Neubauer)

In dem modernen Seitengebäude der Schule haben die Kinder nach dem Unterricht drei Räume für sich: im Erdgeschoss ein Klassenzimmer fürs Hausaufgaben-Machen und einen Ruheraum mit Spielecke, großem Sofa, Regalen mit Spielen und Büchern; im Souterrain einen Multifunktionssaal mit Kicker und Spielen, dazu die Mensa mit großer Küche und zusammenklappbaren Tischen mit je zwölf Sitzen, die rasch aufgeräumt werden können. Das Essen wird von den Oberland-Werkstätten geliefert. Gleich vor der Tür befinden sich die Sportstätten der Schule. Dieser unmittelbare Zugang sei „ein Riesengewinn“, wie Rossberger sagt. „Wir haben lange überlegt, wie wir die Räume so aufbauen, dass die Schule in sich lebt“, ergänzt Gründl.

Und noch etwas loben alle Beteiligten: das reibungslose Zusammenspiel zwischen Schule und Gemeinde. Als Scharnier fungierte vor allem Susi Bichlmayr vom Bauamt der Gemeinde. „Ohne die Susi wäre hier nichts passiert“, sagt Rossberger. „Sie war die treibende Kraft.“ Und für Bichlmayr wiederum hätte die erweiterte Mittagsbetreuung „nicht funktioniert, wenn sich die Schulleitung nicht darauf eingelassen hätte“.

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