Gäste aus Großbritannien:In Bayerns schönster Sauna

Gäste aus Großbritannien: Mal Renaissance-Musik, mal Pop: "The Queen's Six" haben beides drauf. In Wolfratshausen sind sie gute Bekannte und gern gesehene Gäste.

Mal Renaissance-Musik, mal Pop: "The Queen's Six" haben beides drauf. In Wolfratshausen sind sie gute Bekannte und gern gesehene Gäste.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Das Ensemble "The Queen's Six" begeistert in Sankt Michael wieder mit Renaissance und Pop

Von Paul Schäufele, Wolfratshausen

Das Wolfratshauser Publikum hätte es ihnen krummgenommen, wären sie auf ihrer Jubiläumstournee nicht auch für einen Abstecher in die Flößerstadt gekommen. Aber es hat ja dann doch geklappt, Termine ließen sich finden und so steht Wolfratshausen in einer Reihe mit Bern, Dresden, Riga und New York: The Queen's Six begeistern ihre Zuhörer in aller Welt.

Das sechs Mann starke Ensemble musizierte nicht zum ersten Mal in der Region. Und so kann es niemanden verwundern, dass bereits eine halbe Stunde vor Konzertbeginn am Donnerstagabend die evangelische Kirche Sankt Michael bis auf den letzten Platz besetzt war. Die einzigartige Kombination aus Renaissance und Pop - William Byrd und Beach Boys - überzeugt Konzertgänger weltweit seit zehn Jahren. 2008 wurde die Gruppe gegründet anlässlich der Feierlichkeiten zum 450. Krönungsjubiläum von Elizabeth I. Seitdem begleitet das Sextett, bestehend aus zwei Countertenören, zwei Tenören, Bariton und Bass, die Gottesdienste in der St George's Chapel, Eigenkirche der britischen Monarchin in Windsor Castle.

Der erste Programmteil stand im Zeichen dieser Tradition: Eröffnet wurde er mit "Oh Lord, make thy servant Elizabeth our Queen" von William Byrd, einem Komponisten des elisabethanischen Zeitalters. Das Anfangsstück setzte die Maßstäbe für den restlichen Abend: Sechs perfekt aufeinander abgestimmte, sich ideal mischende Stimmen. Das Ergebnis: Strömen und Schweben. Fortgesetzt wurde dieser Teil mit Musik des Byrd-Schülers Thomas Morley, einer Motette des zur selben Zeit in Mexiko tätigen Komponisten Hernando Franco und seines Landsmanns Miguel Dallo y Lana. Den Kontrast zur sakralen Musik des 16. und 17. Jahrhunderts bildeten zwei Werke, die eigens für die Jubiläumstour komponiert wurden: "O clap your hands" von Philip Moore, der sich die Architektur der Stammkirche der Sänger zunutze machte und doppelchörige Effekte mit Jazz-Harmonien verband, sowie "God will be their light" von Nico Muhly nach einem Text der Offenbarung des Johannes. In Muhlys Komposition zeigte sich die Fähigkeit der Sänger, durch Mut zur Dissonanz auch eine gespenstische Atmosphäre zu erzeugen.

Der zentrale Teil des Programms war Volksliedern gewidmet. Das Ensemble trug damit dem Motto der Jubiläumstour Rechnung: "Dedicated Folk". Nach bewegenden Arrangements amerikanischer Folksongs und Spirituals folgte eine Reihe von englischen Volksliedern. Und spätestens hier wurde klar, weshalb die von ihren Fans in bester Boyband-Manier so genannten "Q 6" zu den gefragtesten A-capella-Ensembles dieser Tage gehören. Fähige Interpreten des sakralen Kernrepertoires sind keine Seltenheit mehr. Aber am selben Abend differenzierte Interpretationen geistlicher Renaissance-Musik zu gestalten und anschließend hinreißend komische Darbietungen englischer Traditionals - wer kann das sonst? So wurde auch aus dem längst verwelkten Evergreen vom "Drunken sailor" noch ein Vergnügen. Und die groteske Ballade "The Mermaid" bot den Sängern nicht nur die Möglichkeit, ihre schauspielerischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, sondern war auch durch den Refrain (Rule, Britannia!) ein kleiner patriotischer Gruß an die Heimat - with a twinkle in the eye, versteht sich.

Mit Arrangements von Songs der letzten Jahrzehnte schloss der Abend. Was mit der Virgin Queen begonnen hatte, endete mit dem King of Pop - eine Kombination, die ankommt: Beifallsstürme in Sankt Michael. Auch deshalb finden The Queen's Six immer wieder den Weg nach Wolfratshausen. "In so einer kleinen Kirche ist eine eigene Dynamik, alles ist viel direkter", meinte Dan Brittain, erster Countertenor. Das treibt auch die Innentemperatur in die Höhe. Doch werde sie das nicht abhalten, weiterhin nach Sankt Michael zu kommen, sagte Brittain, in "Bayerns schönste Sauna".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: