Fußgängerzone in Bad Tölz:Radeln wieder verboten

Nach Beschwerden von Gastwirten und Senioren gilt das Experiment in der Tölzer Marktstraße als gescheitert - obwohl es während des Testlaufs keine Unfälle gab.

Klaus Schieder

Marktstraße Tölz Ladezeiten

Das Schild in der Marktstraße gilt wieder. Radler bleiben draußen.

(Foto: Manfred Neubauer)

Das Radfahren in der Tölzer Marktstraße ist künftig wieder verboten. Diese Konsequenz zogen die Stadträte im Bauausschuss am Donnerstag aus den Erfahrungen des halbjährigen Probetriebs, der am 1. November endete. Nachdem sich Bürger, Gastwirte und der Seniorenbeirat des Landkreises über das Verhalten von Radlern in der Fußgängerzone beschwert hatten, gilt nach dem Experiment damit der Status quo ante. Dagegen votierten Franz Mayer-Schwendner und Andrea Grundhuber von den Grünen, deren Ortsverband die Öffnung der Marktstraße für Radfahrer beantragt hatte.

Mayer-Schwendner warf Bürgermeister Josef Janker (CSU) vor, nicht nach einer Lösung gesucht zu haben, die den Bedürfnissen von Gegnern und Befürwortern gleichermaßen gerecht wird. Er hätte sich hier "eine Brücke" vom Rathauschef gewünscht, sagte er. Diese Kritik wies Janker zurück. "Mindestens 60 Prozent" der Bevölkerung fühlten sich vom Radverkehr in der Marktstraße bedroht, argumentierte er. Auf der anderen Seite können Radler seiner Ansicht nach damit leben, in der Fußgängerzone aus dem Sattel zu steigen.

Nach dem Probebetrieb hatte sich noch einmal die Verkehrskommission getroffen, der neben Stadträten auch Vertreter der Polizei, der Stadtverwaltung, des Landratsamtes und des Straßenbauamtes angehören. Auch wenn sich während des Testlaufs keine Unfälle ereignet hatten, befassten sie sich mit den Gefahren für radelnde Schüler durch rangierende Lastwagen während der Lieferzeiten in der Marktstraße.

Ebenso mit Radlern, die nicht über das Kopfsteinpflaster, sondern auf den ebenen Seitenstreifen knapp vor den Geschäften und Cafés bergab rasten, mit mangelnden Kontrollmöglichkeiten für die Polizei und geringen Bußgeldern. Am Ende konnte sich das Gremium aber nicht zu einer eindeutigen Empfehlung durchringen. Für ein striktes Radfahrverbot stimmten vier Mitglieder, ebenso viele dagegen, es gab eine Enthaltung. Für die Öffnung sprach sich nur ein Vertreter der Kommission aus, sieben waren dagegen, einer enthielt sich. Auch für eine Freigabe während der Lieferzeiten am morgen, respektive zusätzlich am Abend, fand sich keine Mehrheit.

Für Camilla Plöckl (SPD) hatte die Stadt "großes Glück", dass während des Probebetriebs niemand verletzt wurde. Margot Kirste (FWG) sprach von einer "gefühlten Gefährdung", die man ernst nehmen müsse. Da man sich offenbar nicht darauf verlassen könne, dass einer auf den anderen Rücksicht nehme, müsse man den alten Zustand "leider wiederherstellen", sagte sie.

Außerdem sieht sie Radler, vor allem Schulkinder, durch den Lkw-Rangierverkehr am Morgen bedroht. Mit dem Hinweis auf eine gefühlte Gefahr vermochte Mayer-Schwendner nicht viel anzufangen. Er wolle das zwar nicht gering schätzen, aber "man muss schon ein bisschen abwägen" sagte er. Ihm sei es jedenfalls "zehn Mal lieber", wenn Kinder vom Kurviertel zu den Schulen durch die Marktstraße radelten, als entgegen der Einbahnrichtung in der parallel verlaufenden Nockhergasse. Dies unterstrich auch Willi Streicher (SPD).

Beide wiesen zudem darauf hin, dass das Radfahrverbot in der Fußgängerzone kaum zu kontrollieren und durchzusetzen sei. "So ehrlich muss man sein, dass man das nicht in den Griff kriegt", sagte Streicher. Ein Argument, das Josef Gerg (CSU) in Rage brachte. "Das ist eine Unverschämtheit und kontraproduktiv", wetterte er. Erwecke es doch in der Öffentlichkeit den falschen Eindruck: "Fahrt's halt durch."

In der oberen Marktstraße und in der Hindenburgstraße dürfen Radfahrer weiterhin entgegen der Einbahnrichtung unterwegs sein. Auch dies war im Probebetrieb getestet worden. Der Bauausschuss stimmte einmütig für die dauerhafte Regelung. Einen eigenen Seitenstreifen für Radler wird es nicht geben. Mit Blick auf die Hindenburgstraße sagte Karl Drexl (CSU): "Eine glückliche Lösung ist das nicht, aber alles andere wäre noch unglücklicher."

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