Für die Attraktivität der Region:Kräuter zum Erlebnis machen

Für die Attraktivität der Region: Heike Glatzel von der Tourismus- und Regionalberatung Futour hat Stärken und Schwächen im Angebot des Tölzer Landes analysiert.

Heike Glatzel von der Tourismus- und Regionalberatung Futour hat Stärken und Schwächen im Angebot des Tölzer Landes analysiert.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Das Tölzer Land will vor allem mit seiner Flora um Touristen werben, da die naturnahe Erholung bei Urlaubern im Trend liegt. Außerdem sollen auch kommunale Grünflachen wie Verkehrsinseln und Kreisel bepflanzt werden.

Von Julian Erbersdobler

Auch der Küchenchef des Arabella Brauneck Hotels ist in den Kursaal nach Bad Heilbrunn gekommen. Seine Botschaft: "Das Schnitzel in regionaler Kräuterpanade verkauft sich deutlich besser als das normale Wiener Schnitzel." Das klingt zunächst nach einer unwichtigen Notiz. Dahinter steckt aber ein Thema, das weit über die Gastronomie hinaus von Bedeutung ist: Wie attraktiv ist das Tölzer Land als Kräuter-Erlebnis-Region?

"Der Landkreis hat ein riesiges Potenzial, es gibt aber auch Bereiche, die in Zukunft noch optimiert werden müssen", sagte Heike Glatzel am Mittwochabend. Ihre Münchner Tourismus- und Regionalberatung "Futour" hat ein halbes Jahr lang Stärken und Schwächen im Angebot des Tölzer Landes analysiert. Das Ergebnis: "Hier gibt es etwa 100 zertifizierte Kräuterpädagoginnen, das ist schon eine sehr stolze Zahl", sagte sie bei der Abschlusspräsentation im Kursaal. In der Gastronomie sei man dagegen noch nicht so gut.

Verbesserungsbedarf gebe es auch in der Sichtbarkeit der Angebote. "Umso wichtiger sind Projekte wie der neue Kreisverkehr in Bad Heilbrunn, der mit Kräutern bepflanzt werden soll", so Glatzel. Eine Aktion, die Schule machen könnte. Neben naturnahen Firmengärten habe man auch verstärkt kommunale Grünflächen im Blick. Dieses Thema liegt auch Johanna Kirschenhofer am Herzen. Sie arbeitet beim Tourismusbüro "Tölzer Land" und ist für die Kräuter-Erlebnis-Region zuständig. Neben dem Kreisverkehr gebe es auch schon Gespräche über den Begrüßungshügel in Lenggries und Verkehrsinseln in Schlehdorf, sagte sie. Ein anderer Vorschlag: "Im Juli 2018 wollen wir eine Zaunguckerlwoche ins Leben rufen." Dann sollen verschiedene Kräutergärten im Landkreis geöffnet werden und Führungen für Besucher anbieten. Gärten, die an der Aktion teilnehmen, bekommen eine Plakette. "Obwohl das Projekt gerade erst entwickelt wird, haben sich schon 18 Interessenten bei uns gemeldet", so Kirschenhofer.

Neben Kräuterpädagoginnen, Wirten von Vitalhöfen und Besitzern von Ferienwohnungen äußerte sich auch der stellvertretende Landrat Thomas Holz (CSU) zum Thema. Es reiche nicht aus, sich auf den jetzigen Angeboten auszuruhen, sagte er. "Eine der wichtigsten Säulen des Tourismus in unserem Landkreis sind Kräuter." Besonders die naturnahe Erholung liege bei Urlaubern gerade im Trend. Der Bürgermeister von Bad Heilbrunn Thomas Gründl (CSU) bezog sich in seiner kurzen Rede auf den schweren Stand von Kräuterpädagogen in der Vergangenheit. "Heute tun wir alles, um es Ihnen möglichst einfach zu machen." Er betonte, wie wichtig es sei, dass vor allem Kinder schon im Kindergarten und in der Schule mit Kräutern in Berührung kommen. "Ich finde es gut, wenn man im Unterricht auch lernt wie man ein Beet pflanzt." Der Kräuter-Erlebnis-Park in Bad Heilbrunn koste zwar viel Geld und Zeit, zahle sich aber aus. Vier Gärtner kümmern sich darum, das Gelände in Schuss zu halten. Der Park wurde 2008 mit Mitteln des Leader-Programms der Europäischen Union gefördert. Durch das Leader-Projekt wurde auch die Schaffung der Dachmarke "Kräuter-Erlebnis-Region Tölzer Land" 2009 ins Leben gerufen. Gleiches gilt für die Anlage der Schaukräutergarten mit Kneipp-Becken auf der Stie-Alm am Brauneck 2010.

Was muss im Tölzer Land noch besser werden? Heike Glatzel von der Tourismus- und Regionalberatung "Futour" setzt mit Blick auf die Konkurrenz vor allem auf Qualitätssicherung. "Wo Kräuter-Erlebnis draufsteht, muss auch Kräuter-Erlebnis drin sein." Deswegen werde es in Zukunft verpflichtende Schulungen für Pädagoginnen, aber auch unangekündigte Stichprobenprüfungen vor Ort geben, sagte Glatzel. "Es muss das langfristige Ziel sein, dass Kräuter zum Alleinstellungsmerkmal der Region werden." Dafür müsse man Leuchtturmprojekte wie den Erlebnis-Park in Bad Heilbrunn künftig noch besser in Szene setzen.

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