Fünfseen-Filmfestival:Flimmern am See

Starnberg Filmfestival fsff

Kino unter freiem Himmel erwartet auch heuer die Besucher des Filmfestivals. Das Starnberger Strandbad ist aber nicht mehr als Spielstätte dabei.

(Foto: Georgine Treybal)

Das Filmfestival von Matthias Helwig kann auch bei der zehnten Auflage mit Prominenz aufwarten. Doris Dörrie, der Schauspieler Heino Ferch und der Regisseur Rosa von Praunheim gehören zu den Ehrengästen

Von Blanche Mamer, Starnberg

Er ist sich sicher, dass er anfangs von einigen Kollegen belächelt wurde. Seine Idee, ausgerechnet im Sommer ein Filmfestival zu organisieren, so kurz nach dem Münchner Filmfest und dann noch in der Provinz, das war ja schon exotisch. Der Gilchinger Kinomacher Matthias Helwig ist mehr als happy, dass ihm der Coup gelungen ist und sein Filmfestival an den fünf Seen so ein Erfolg wurde, mittlerweile eines der anerkanntesten Filmfeste ist und heuer bereits ein kleines Jubiläum feiern kann. Beim zehnten Fünfseen-Filmfestival (FSFF) vom 27. Juli bis zum 7. August werden auf 14 Leinwänden 160 Filme gezeigt, viele als deutsche Premieren, viele jenseits der regulären Kinoprogramme, die nur hier zu sehen sein werden.

Neben der Faszination für Filme, sind es die außerordentlichen Locations, die Landschaft, die Events und die Gäste, die den Charme des Festivals ausmachen, darunter auch heuer wieder etliche bekannte Regisseure und Schauspieler. Ein besonderes Flair haben die Openair-Vorführungen an den Seen. Da heuer die Liegewiese beim Starnberger Strandbad nicht mehr zur Verfügung steht, werden erstmals an sieben Abenden Filme auf dem Liegeplatz des Südbads in Tutzing gezeigt. Zudem kann man vor der Schlossberghalle in Starnberg, im Biergarten des Gasthofs Schuster in Hochstadt und direkt am Wörthsee, im neuen Augustiner Filme unter freiem Himmel schauen. Weitere Vorstellungen gibt es in Weßling im Pfarrstadel, im Augustinum in Dießen und in Kooperation mit Kurt Tykwer vom Filmforum Landsberg im dortigen Stadttheater.

Als Ehrengäste sind die Regisseurin, Autorin und Produzentin Doris Dörrie am Donnerstag und Freitag, 28. und 29. Juli, nach Starnberg, der serbische Regisseur Goran Paskaljević, ist vom 2. bis 5. August auf dem Festival anwesend. Kommen werden auch die deutschen Stars Heino Ferch (29. Juli), Florian David Fitz (30. Juli) und Regisseur Dani Levy (28. bis 30. Juli in Starnberg, Seefeld , Landsberg und Dießen) sowie Nicolette Krebitz, Sebastian Schipper, Rosa von Praunheim und der österreichische Filmemacher Götz Spielmann, der 2008 für "Revanche"auf dem Festival ausgezeichnet wurde.

Neu ist, dass die vier Hauptwettbewerbe nacheinander stattfinden und die Preise gleich nach dem Votum der Jury vergeben werden. Der Horizonte-Filmpreis wird am ersten Wochenende verliehen, die Auszeichnung für den Sieger in der Sparte Dokumentarfilme wird bei der Dampferfahrt am Mittwoch, 3. August, überreicht. Wie schon in den vergangenen Jahren gilt die abendliche Dampferfahrt auf dem Starnberger See als eines der Highligths des Festivals. Am Tag darauf beginnt der Wettbewerb für den besten Spielfilm, während der letzten drei Tage werden dann die ausgewählten internationalen und die Nachwuchsfilme gezeigt, diesmal alle mit Untertitel.

Die Filme für den Publikumspreis ziehen sich über die zwölf Festivaltage, sagte Helwig am Donnerstag beim Pressegespräch. Und weil heuer ein kleines Jubiläum ist, zeigt Helwig eine Auswahl seiner persönlichen Lieblingsfilme von den vergangenen Festivals, wie "Die fabelhaften Baker Boys"(1989), für den Michael Ballhaus die 360-Grad-Kamerafahrt erfand oder den Episodenfilm "Night an Earth", der Armin Mueller-Stahl in Amerika berühmt machte. Die Werkschau widmet sich Fritz Lang. Gezeigt werden nicht nur einige seiner legendären Stummfilme mit Livemusik-Begleitung, wie "Dr. Mabuse" und "Metropolis", sondern auch "M - Eine Stadt sucht einen Mörder", "Rache für Jesse James" und "Die Verachtung" von Jean-Luc Godard, in dem Fritz Lang den Regisseur Lang spielt. Zu sehen ist auch das Dokudrama von Gordian Maugg "Fritz Lang", gespielt von Heino Ferch. Mit Lang, der aus Nazi-Deutschland nach Amerika emigrierte, schließt sich der Kreis zu dem großen Thema Flüchtlingsbewegungen und zur politischen Situation von heute. Diese ist auch in den Filmen von Paskaljević präsent, der seine Heimat im ehemaligen Jugoslawien 1992 verließ und sechs Jahre später darüber den Film "Bure Burata/Das Pulverfass" drehte. Vier seiner frühen Filme zeigt Helwig. " Die Filme sind nicht digitalisiert, die 35-Millimeter-Spulen lagen in Serbien und London und mussten erst abgeholt werden", erzählt Helwig.

Wie schon in den Jahren zuvor gibt es auch wieder die Sparte "In Memoriam", zum Andenken an verstorbene Schauspieler und Regisseure wie Götz George in "Abwärts" (1984), bei dem Helwig Kameraassistent war, oder "Céline und Julie fahren Boot" (1974) von Jacques Rivette.

Neu ist die Sektion "Odeon", die das Festival-Team aus "7 Räume 7 Künste" entwickelt hat. Die Reihe umfasst Veranstaltungen, die im weitesten Sinn mit Kunst und Kultur zu tun haben, von Ballett bis Essen. Ebenfalls neu ist, dass heuer wieder Video-Kunst im Programm ist. Viele treue Fans haben mittlerweile der Kurzfilmwettbewerb, der Short Plus Award und die Reihe "Fokus Drehbuch". Und nicht zu vergessen, die Reihe "Kinderfilm".

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