Freizeitspaß versus Naturschutz:Großes Interesse an Isar-Verordnung

Freizeitspaß versus Naturschutz: Schlauchbootfahrer haben auf der Isar reichlich Spaß. In diesem Sommer können sie noch wie gehabt den Fluss hinuntertreiben.

Schlauchbootfahrer haben auf der Isar reichlich Spaß. In diesem Sommer können sie noch wie gehabt den Fluss hinuntertreiben.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Fast 3000 Bürger haben an einer Umfrage zu einem Regelwerk für Flussfahrten teilgenommen. Das soll nun erarbeitet werden.

Von Petra Schneider

Seit Anfang Mai herrscht auf der Isar wieder reger Bootsverkehr. Männercliquen in Billigschlauchbooten, professionelle Raftinganbieter und Kanusportler reihen sich an schönen Tagen fast lückenlos aneinander, um sich mehr oder weniger geräuschvoll flussabwärts treiben zu lassen. Zur Freude der Isarkapitäne, die den Wildfluss erleben oder einfach Spaß haben wollen. Und oft zum Verdruss von Naturschützern, Rettungsorganisationen und Anwohnern, die das massenhafte Treiben reglementieren wollen. Bereits seit längerem wird über eine Verordnung nachgedacht, die das Ökosystem der Isar schützen und deren Nutzung möglichst gefahrlos machen soll. Aller Voraussicht nach wird es eine solche aber auch heuer noch nicht geben.

Denn noch sind die knapp 3000 Fragebögen, die im Herbst bei einer Onlineumfrage eingegangen sind, nicht vollständig ausgewertet. Das Landratsamt Bad Tölz- Wolfratshausen hatte diese gestartet, um ein umfangreiches Meinungsbild zu bekommen. Mitmachen konnte jeder, ein Wohnsitz im Landkreis war nicht zwingend. Mitarbeiter der Fachgebiete Umwelt, Wasser und Boden erstellten einen Fragebogen mit 17 Items, der im September online gestellt wurde. Die Resonanz war enorm: Wie Pressesprecherin Sabine Schmid erklärt, seien 2918 ausgefüllte Fragebögen eingegangen - eine Quote, mit der man nicht gerechnet habe. Die Fragebögen seien inzwischen ausgewertet. Noch nicht allerdings die zahlreichen Vorschläge und Kommentare, die die Teilnehmer in einer offenen Frage ergänzen konnten. Momentan sei man damit beschäftigt, sich mit den Teilnehmern in Verbindung zu setzen, um eventuelle Unklarheiten zu klären.

Diverse Themen wurden in der Umfrage angesprochen: Sollte das Befahren der Isar während der Brut- und Laichzeit bestimmter Vogel- und Fischarten, also im längsten Fall von November bis Mai, verboten werden? Will man Schwimminseln, Tubes oder Stand-up-Boards nicht erlauben? Sollte die obere Isar, ein ökologisch besonders sensibler Bereich, von jeglicher Befahrung freigehalten werden? Wie lauten die Meinungen zu einem absoluten Alkoholverbot auf dem Fluss oder zu einer Schwimmwestenpflicht? Bei der Umfrage sei "alles vertreten" gewesen, sagt Schmid: Bürger, die sich an der Isar erholen wollen, Vertreter von Umweltschutz- oder Fischereiverbänden, Raftingunternehmen, Kanusportler oder die Wasserwacht. Von einer Verordnung nicht berührt wären Floßfahrten: Für sie gelten Wassernutzungsrechte, die bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen.

Auf Grundlage der Umfrage soll nun die Verordnung erarbeitet werden. Ein aufwendiges Verfahren, wie Schmid sagt. Denn die Formulierungen müssten juristisch wasserdicht sein, Stellungnahmen von Trägern öffentlicher Belange eingeholt werden. Entscheidend sei, die Einhaltung der Regeln zu kontrollieren, sagt Schmid. Wie das funktionieren könnte, darüber mache man sich zurzeit Gedanken. Dass man auf das Beispiel der bereits geltenden "Ammer-Verordnung" zurückgreift, wie der Verein "Rettet die Isar jetzt" vorschlägt, sieht man im Landratsamt nicht; die Isar sei mit der Ammer nicht vergleichbar. "Wir brauchen eine eigene Verordnung", sagt Schmid. Diesen Sommer muss es noch ohne gehen. Rettungsaktionen wie im vorigen Jahr, als etwa im August bei Straßlach fünf Menschen und zwei Hundewelpen mit einem Schlauchboot gekentert waren, habe es heuer zum Glück noch nicht gegeben. Auch Fahrverbote wegen Hochwassers musste das Landratsamt bisher nicht aussprechen.

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