Freizeit:Teurer Budenzauber

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Für die Oster- und Christkindlmärkte muss Bad Tölz erheblich mehr Geld ausgeben als ursprünglich kalkuliert. Die Stadträte billigen das Defizit und lehnen Kürzungen beim Bühnenprogramm ab.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Der Christkindlmarkt und der Ostermarkt sind der Stadt Bad Tölz nicht nur lieb, sondern im Wortsinne auch teuer. Die Gesamtkosten beliefen sich voriges Jahr auf knapp 254 000 Euro, dies sind etwa 50 000 Euro mehr als veranschlagt. Um die Ausgaben künftig wieder zu senken, gäbe es für die stellvertretende Kurdirektorin Susanne Frey-Allgaier zwei Möglichkeiten: Das Rahmenprogramm beim Christkindlmarkt mit 44 Auftritten auf der Bühne in der Fußgängerzone wird zusammengestrichen; das Marketing besteht mehr oder weniger nurmehr aus Flyern und Plakaten. Beides lehnten die Stadträte im Haupt- und Finanzausschuss ab. Sie folgten dem Vorschlag der Verwaltung, das Defizit in den nächsten Jahren zu tragen.

Drei Jahre ist es her, dass die Stadt dem zerstrittenen und inzwischen aufgelösten Einzelhändlerverein "Aktive Tölzer" die beiden Märkte aus der Hand genommen hat. Die damalige Kalkulation im Referat für Stadtmarketing, Tourismus- und Wirtschaftsförderung habe auf groben Schätzungen beruht, da die Zahlen der Aktiven Tölzer nur "bedingt verlässlich" gewesen seien, sagte Frey-Allgaier. "Es war nicht alles vollständig." Kostspieliger als erwartet kam der Einsatz des Betriebshofes, von externen Elektrikern und der Security. Auch die Ausgaben für das Marketing überstiegen mit 57 400 Euro die ursprünglich geplanten 40 000 Euro, das Rahmenprogramm kostete 25 000 statt 20 000 Euro. Hinzu kamen die Hütten, die von den Aktiven Tölzern zu einem günstigen Preis an die Stadt übergeben wurden. Allerdings stellte sich Frey-Allgaier zufolge heraus, dass manche der rund 20 Jahre alten Buden nicht den Anforderungen für Lebensmittelhygiene entsprachen.

Zugleich blieben die Einnahmen hinter den Erwartungen zurück. Die Stadt hatte mit gut 145 000 Euro gerechnet, unterm Strich waren es nur 121 700 Euro. Als Grund dafür nannte die stellvertretende Kurdirektorin zum einen die vom Stadtrat beschlossene Reduzierung der Standgebühr für Tölzer Vereine. Darüber hinaus habe man auf eine Hütte mit Vollzeitgastronomie verzichtet, um mehr Platz für kunstgewerblichen Handel zu schaffen, sagte sie. Und schließlich habe sich auch der eine oder andere Fierant angemeldet, sei dann aber unerwartet ausgefallen.

Eine Einsparmöglichkeit sieht Frey-Allgaier beim Rahmenprogramm für den Christkindlmarkt, das dann bloß noch am Wochenende stattfände. Bislang investierte die Stadt 13 500 Euro in die Auftritte auf der Bühne unterhalb des Winzerer-Denkmals, 6000 Euro in "Walking Acts" wie den Krampus-Lauf und 500 Euro in Kutschfahrten. Allerdings seien diese Angebote erfolgreich, die Standbetreiber wünschten sich eine Ausweitung des Programms, sagte die stellvertretende Kurdirektorin. Was das Marketing betrifft, so flossen 12 000 Euro in die Basis-Werbung, 13 000 Euro in Printanzeigen, 8000 Euro in Werbung auf digitalen Kanälen sowie 4000 Euro in Flyer und Plakate. Die Reklame in Printmedien und online könne man drastisch herunterfahren, meinte Frey-Allgaier.

Der Krampus-Lauf gehört zum Rahmenprogramm des vierwöchigen Christkindlmarkts in Bad Tölz. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Dann bekäme die Stadt allerdings ein anderes Problem. Weil es seit zehn Jahren immer mehr Christkindlmärkte gibt, sieht sich Bad Tölz trotz seines vierwöchigen und stimmungsvollen Budenzaubers in der pittoresken Marktstraße zunehmender Konkurrenz ausgesetzt. Dies bedeutet auch, dass sich die Standbetreiber mehr als früher aussuchen können, wo sie mit ihrem Sortiment vertreten sein möchten. "Wenn wir weniger machen, heißt es von ihnen, dann gehen wir halt woanders hin", warnte Kurdirektorin Brita Hohenreiter. "Wir sind da ein bisschen die Getriebenen." Außerdem sei der vorweihnachtliche Markt auch für den ansässigen Einzelhandel "ein Highlight" in einer schwierigen Zeit. "Auch sie treiben uns dazu, den Markt noch attraktiver zu machen."

Für die Stadträte kam es demzufolge nicht in Frage, das Angebot der beiden Märkte auszudünnen. "Das sind zwei Events, die unheimlich wichtig sind für unsere Stadt", sagte Anton Mayer (CSU). Außerdem sieht er die Kostensteigerung nicht als sonderlich dramatisch an, da das Geld fürs eigene Personal wie den Betriebshof ja nach dem Prinzip "linke Tasche, rechte Tasche" ausgegeben werde. Am Ende seien es daher zwischen 20 000 und 25 000 Euro, welche die Stadt draufzahle. "Der Christkindlmarkt muss uns das wert sein." Mayer forderte sogar, das Rahmenprogramm - soweit möglich - auszudehnen.

Für Margot Kirste (FWG) sind die Märkte "ein sozialer Treffpunkt im Herzen der Stadt". Auch sie wandte sich strikt dagegen, den Rotstift beim Rahmenprogramm anzusetzen. Vielleicht könne man aber die Auftritte ein wenig umorganisieren, meinte die Stadträtin: "Schulen und Kindergärten, die etwas einstudieren, könnten diese Plattform nutzen." Franz Meyer-Schwendner (Grüne) merkte bei aller Liebe zu den Märkten an, dass die Mehrausgaben nicht unerheblich seien. "Man sollte alle Einsparmöglichkeiten nutzen", meinte er. Für Bürgermeister Josef Janker (CSU) steht fest: "Beide Märkte sind sehr erfolgreich, wir haben in den letzten Jahren viele Gäste gehabt, die begeistert waren."

© SZ vom 22.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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