Freizeit:Naturverträglich radeln

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Für Mountainbiker sollen im Landkreis künftig nur noch sieben Wege ausgewiesen werden. Der DAV erarbeitet dazu ein Konzept

Immer mehr Mountainbiker sind im Landkreis unterwegs und belasten Fauna und Flora. Weil es die speziellen Fahrräder inzwischen auch mit Elektromotor gibt, ist das Mountainbikefahren zum Breitensport geworden. Längst sind so Wege und Steige nicht mehr sicher, die eben nicht für die Nutzung durch die Freizeitsportler geeignet sind. Im Landratsamt sucht man nach einem Konsens, um die Interessen von Mountainbikern, Wanderern, Naturschützern sowie Forst- und Landwirten gleichermaßen zu wahren. Hilfe erhält die Behörde durch den Deutschen Alpenverein (DAV). Er hat Bad Tölz-Wolfratshausen und Oberallgäu als Pilotregionen für das Projekt "Bergsport Mountainbike - nachhaltig in die Zukunft" erkoren.

Ziel des Projekts ist es, modellhafte, sozial- und naturverträgliche Mountainbike-Konzepte zu erarbeiten. Diese sollen dann auf andere Regionen übertragen werden. Im Umweltausschuss des Kreistags informierte Benjamin Trotter vom DAV das Gremium. Grundsätzlich gelte in Bayern das freie Betretungsrecht, allerdings müssten alle, die in der Natur unterwegs seien, pfleglich mit Pflanzen und Tieren umgehen. Das inkludiere auch, nur auf geeigneten Wegen unterwegs zu sein. Allerdings gebe es keine gesetzliche Definition von "geeignet". 2017 seien deutschlandweit 3,13 Millionen Fahrräder verkauft worden. Ein Beleg dafür, dass man von Breitensport sprechen könne. Trotter teilt die Mountainbiker in Einsteiger, Tourenbiker, Performancebiker, Trailbiker und Downhiller ein. Sie alle hätten unterschiedliche Interessen. Da der DAV viele Wege in den Bergen unterhält, sehe er sich in die Pflicht genommen, die Massenströme zu kanalisieren. Letztlich gehe es darum, die Natur zu schützen, Konflikte auszuräumen und Schäden an den Wegen zu verhindern, sagte Trotter.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Haftungsfrage. Bislang ist nicht geklärt, wer für einen Schaden aufkommt, verunglückt ein Mountainbiker etwa auf einem Waldweg. Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) machte deutlich, dass die Haftungsfrage entscheidend ist. "Ist die nicht geklärt, wird es keine Einigung geben", sagte er. Denn dann gebe es keine Gesprächsgrundlage mit den Grundstückseigentümern. "In diesem Punkt werden wir keine Ruhe geben", betonte der Landrat. Ferner müsse geklärt werden, wer für den Unterhalt der Wege aufkommt.

CSU-Kreisrat Michael Häsch regte an, dass unbedingt aufgenommen werden müsse, dass die Erholungssuchenden Baumfällarbeiten beachten müssten. Er plädierte dafür, Rad- und Wanderwege während dieser Zeit sichtbar zu sperren.

Das Projekt des DAV läuft über drei Jahren. Die Gesamtkosten liegen bei 380 000 Euro, wobei das bayerische Umweltministerium einen Zuschuss in Höhe von 250 000 Euro zugesagt hat. Den Rest der Kosten übernimmt der DAV. Bad Tölz-Wolfratshausen sei ausgewählt worden als Pilotregion, da bereits eine Mountainbike-Machbarkeitsstudie vorliege, sagte Trotter. Der Landkreis hatte diese Studie beim Alpenforschungsinstitut in Seeshaupt in Auftrag gegeben. Im November 2017 wurde das Ergebnis vorgestellt. Die Untersuchung ergab 58 Konfliktpunkte im Landkreis.

Diese Hotspots, so Trotter, sollten künftig im Mountainbike-Konzept aufgelöst werden. Er empfahl, genutzte Wege weiterhin zur Verfügung zu stellen, da sich die Radfahrer sonst neue Pfade suchen würden. Pro Landkreis möchte der DAV sieben Trails für die Mountainbiker ausweisen. Geplant sind überdies Runde Tische mit den Betroffenen.

© SZ vom 30.11.2018 / veca - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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