Freizeit in Wolfratshausen:Rotkäppchen hat ein Hygienekonzept

Coronavirus

Rotkäppchens Großmutter hat ein neues Zuhause; Franziska und Daniel Diessl haben es konzipiert.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Der Märchenwald eröffnet am ersten Tag der Pfingstferien mit viel Desinfektionsmittel, Plexiglaswänden und Zugangsbeschränkungen

Von Felicitas Amler

Das haben Hase und Igel auch noch nicht gesehen: Zwischen ihnen und der Eisenbahn wird ein Desinfektionsspender aufgestellt. Das ist Teil des Hygienekonzepts, mit dem der Märchenwald Wolfratshausen nach der Winterpause wiedereröffnet. Diese Pause war im 52. Jahr des Bestehens der beliebten Freizeiteinrichtung länger denn je. Wegen der Corona-Krise konnte die Betreiberfamilie Diessl nicht wie gewohnt eine Woche vor Ostern fürs Publikum aufsperren. Stattdessen geht's am ersten Tag der Pfingstferien, kommenden Samstag, 30. Mai, wieder los. Zwischen dem "Info-Pilz" im Eingangsbereich und "Frau Holle" im hinteren Abschnitt des vier Hektar großen Geländes werden allerdings einige Sicherheitsvorkehrungen getroffen, die bisher nicht nötig waren.

Franziska und Daniel Diessl lassen sich jedes Jahr eine Neuerung in ihrem Märchenwald einfallen. Die riesige diebische Elster, unter deren Schwingen sich in Sand und Splitt Schätze verbergen, gibt es seit ein paar Jahren, und Franziska Diessl erzählt anschaulich, welche Freude Kinder an der Suche nach Katzengold und Halbedelsteinen haben. Dieses Jahr hat Rotkäppchens Großmutter ein neues Zuhause mit Tisch und Bett - in dem es sich der böse Wolf bequem macht.

200 Liter Desinfektionsmittel

Zusätzlich zu solchen Ausbauten und Verbesserungen sind die Diessls nun aber vor allem damit beschäftigt, Corona-Sicherheitsanforderungen zu erfüllen. So werden gerade insgesamt 62 Meter Plexiglaswände an verschiedenen Stellen installiert und Markierungen am Boden angebracht. Rund 200 Liter unterschiedlicher Desinfektionsmittel habe er angeschafft, erklärt Daniel Diessl: für die Hände, für Flächen, Griffe, Handläufe und für die Plexiglaswände, die aufgestellt werden - dafür sei ein eigenes Mittel nötig, auf Kochsalz- statt auf Alkoholbasis, um das Material nicht anzugreifen. "Die spannende Frage ist, wie lange die 200 Liter reichen", sagt er.

Vieles muss sich eben im Laufe des Betriebs erst zeigen. So sei auch noch nicht abzusehen, wie lange es dauert, im gesamten Märchenpark alles zu desinfizieren und ob es dazu einen oder mehr Mitarbeiter braucht. "Zum Teil ist es ein Testen und Probieren", sagt Diessl. Und dass es ihm aus diesem Grund eigentlich lieber gewesen wäre, an einem normalen Wochentag statt ausgerechnet am ersten Ferientag zu eröffnen. Zumal sich an diesem Dienstag noch einmal veränderte Anforderungen ergeben können, je nachdem, wie das bayerische Kabinett über aktuelle Maßgaben an den Tourismus entscheidet.

Sehr froh sind die Diessls, dass sie ihre beiden Toilettenanlagen längst modernisiert haben, so dass dort Waschbecken und Seifenspender berührungslos zu benutzen sind. Im Park werden insgesamt zehn Desinfektionsspender verteilt, und zwar immer zwischen zwei Fahrstationen, das betrifft neben Hase und Igel zum Beispiel auch Achterbahn und "Blütenwirbel". Eine Station kann gar nicht geöffnet werden: das "Abenteuer-Spielhaus-Labyrinth", denn dort geht es zu eng zu.

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Mitarbeiter Herbert Lamarth montiert eine Hygieneschutzwand an der Achterbahn.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Ganz auf sich gestellt sind die Diessls mit dem Hygienekonzept nicht. Im Verband Deutscher Freizeitparks (VDFU) sei man "gut vernetzt", sagen sie. Allerdings seien die Vorschriften ja in jedem Bundesland anders. Die bayerischen Parks hätten sich gerade in einer Telefonkonferenz verständigt.

Der Märchenwald hat, wie Daniel Diessl sagt, 13 festangestellte Mitarbeiter, darunter Freizeitpark-Dienstleister, aber auch ein Maschinenbau-Ingenieur und ein Bauschreinermeister; dazu je nach Anforderung 30 bis 40 Aushilfen. Die Angestellten sind gewöhnlich rund ums Jahr beschäftigt, denn in der betriebsfreien Zeit gibt es genug zu tun, vom Winterfest-Machen über Wartung und Revision bis zum Auspacken im Frühjahr. Zum 1. Mai aber hat der Märchenwald heuer wegen der Corona-Krise Kurzarbeit angemeldet.

Die Anzahl der Besucher wird auf jeden Fall deutlich reduziert sein. Je nachdem, wie das Kabinett an diesem Dienstag entscheide, gebe es entweder eine "Quadratmeter-Variante", so Diessl, oder eine Beschränkung auf die Hälfte der bisherigen Maximalauslastung - eine Zahl, welche die Betreiber derzeit nicht nennen möchten. Einschränkungen ergeben sich aber allein schon daraus, dass Geburtstagsgesellschaften ebenso wenig zulässig sein werden wie Klassenbesuche. Die "Geburtstagsbaumhäuser" "Zauberschloss" und "Feennest" bleiben unzugänglich. "Der viel zitierte Dornröschenschlaf", so sagt Franziska Diessl, gelte heuer für den Märchenwald "leider schon zu lange".

www.maerchenwald-isartal.de

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In Sand und Splitt unter den Schwingen der diebischen Elster können Kinder Schätze suchen.

(Foto: Hartmut Pöstges)

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