Freizeit an der Isar:Die Partyzone beginnt jetzt in Schäftlarn

Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen informiert über Isarnutzung

Die Isar ist ein beliebter Freizeittreff. Die neue Bootsverordnung schreibt für den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen nun aber strenge Regeln fest. Nördlich davon bleibt auf der Isar alles beim Alten.

(Foto: dpa)

Die neue Bootsverordnung schreibt für den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen strenge Regeln fest. Nördlich davon bleibt auf der Isar alles beim Alten. Naturschützer wünschen sich deshalb eine Ausweitung der Auflagen.

Von Martin Mühlfenzl

Zwei Enten watscheln gemächlich die Böschung empor. "Euch gefällt's, wenn es so ruhig ist", sagt Erich Rühmer, der den beiden Tieren am Isarufer beim Bruckenfischer an der Schäftlarner Brücke zuschaut. Kein Boot ist auf der Isar unterwegs, ein paar wenige Sonnenanbeter liegen auf den Kiesbänken. Dann holt der 81-Jährige mit den Armen aus, als wollte er die Natur umarmen. "Die Isar war schon in meiner Jugendzeit mein Urlaubsgebiet. Wir haben uns hier als Buben selbständig gemacht", sagt Schäftlarns Altbürgermeister. Und heute? "Meine drei Enkelkinder können alle schwimmen, aber im Hochsommer gehen sie nicht in die Isar. Auch die Wassersportler sind am Wochenende nicht mehr auf dem Fluss", sagt Rühmer. Wohl aber Hunderte Schlauchboote, die dann Deutschlands letzten Wildfluss bevölkern.

Rühmer, der auch Chef des Isartalvereins ist, hat aber die Hoffnung, dass seine Enkel auch im Hochsommer wieder in die Isar springen können. Grund hierfür ist die neue Bootsverordnung des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen, die seit vergangenen Freitag in Kraft ist, und die der Isartalverein maßgeblich mit angeschoben hat. "Wir sind dem Landkreis sehr dankbar, dass es jetzt so schnell gegangen ist", sagt Rühmer. "Die Zustände sind im Sommer einfach nicht mehr haltbar. In Icking werden in fünf Stunden teilweise mehr als 400 Boote mit mehr als tausend Menschen ins Wasser gelassen."

Freizeit an der Isar: Hohenschäftlarn, Aufkirchenerstrasse / Erich Rühmer (1.Vors. Isartalverein) erhält dieses Jahr den Umweltpreis / Foto: = Hartmut Pöstges =

Hohenschäftlarn, Aufkirchenerstrasse / Erich Rühmer (1.Vors. Isartalverein) erhält dieses Jahr den Umweltpreis / Foto: = Hartmut Pöstges =

(Foto: Hartmut Pöstges)

Für Naturschützer ist die neue Verordnung, die etwa das Mitbringen von Glasflaschen und das Betreten der Kiesinseln untersagt, ein Segen - auch, weil sie die zeitliche Nutzung des Flusses einschränkt. Südlich von Bad Tölz darf die Isar nur noch von 1. Juni bis 15. Oktober befahren werden, vom Tölzer Kraftwerk bis zur nördlichen Landkreisgrenze bei Schäftlarn immerhin noch bis zum 31. Dezember. Und das auch nur noch von 7 Uhr morgens bis 20.30 Uhr am Abend.

Fabian Unger vom Tölzer Landesbund für Vogelschutz (LBV) sagt, der Druck sei einfach zu groß geworden - nicht nur von Umweltschützern. "Auch Rettungskräfte haben immer wieder gesagt, dass sie voll am Limit sind." Er selbst habe am Fluss gerade im Sommer immer wieder Aufklärungsarbeit betrieben, sagt Unger, "ich habe da in den letzten fünf Jahren sicher 5000 Menschen erreicht." Und diese Sensibilisierung für die Isar mit ihren "Naturschätzen" sei weiterhin notwendig. "Die Menschen kommen aus München raus und viele haben kein Gefühl für den Naturraum", sagt er. "Deshalb hat es die Verordnung gebraucht und wir sind sehr dankbar dafür." Unger hätte sich sogar gewünscht, Boote erst frühestens vom 15. Juli an auf den Fluss zu lassen. "Denn so lange dauert die Brutzeit der Vögel mindestens."

Hörbare Kritik an der neuen Bootsverordnung kam indes von den Wassersportlern. "Das ist eine Katastrophe für uns", sagte Stefan Schmidt, Ressortleiter Umwelt und Gewässer beim Bayerischen Kanu-Verband, kurz nachdem die Regelungen in Kraft getreten sind. Ausgebildete Kanuten, Kajakfahrer und Paddler, die auch ökologisch geschult werden, würden für den Versuch bestraft, den "Party-Tourismus" im Sommer etwas einzudämmen, sagte Schmidt; dieses Ziel aber werde mit der Bootsverordnung nicht erreicht.

Fabian Unger hat Verständnis für die Sportler. Er hätte sich auch vorstellen können, diejenigen, die im Verband oder Klub organisiert sind, auch in der Brutzeit teilweise aufs Wasser zu lassen. "Das wurde bei uns im LBV auch diskutiert, aber es gab keine einheitliche Linie zu dieser Frage."

Große Hoffnungen setzen Unger und Rühmer in den Einsatz der Isar-Ranger. Drei neue Stellen schafft der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen und erhöht damit die Anzahl der Ranger auf sieben. "Ich glaube schon, dass wir mit den Kontrollen und auch Strafen die Zahl der Schlauchboote reduzieren können", sagt Rühmer, denn es dürften ja nur noch Boote auf den Fluss, die laut Verordnung "geeignet" und "steuerbar" seien. "Wer kein Paddel dabei hat oder mit der Luftmatratze auf die Isar will, darf das nicht mehr", sagt Rühmer.

Die Isarranger sollen auch die mehr als 70 Kilometer Wege links und rechts des Flusses kontrollieren - und da vor allem die Mountainbiker. Allerdings nur bis zur Schäftlarner Brücke, dort endet der Zuständigkeitsbereich der Ranger und mit ihm auch das Tölzer Naturschutzgebiet. Es beginnt der Landkreis München, dessen Isarflächen Landschaftsschutzgebiete sind. Dieser Übergang führe zu manchen Kuriositäten, sagt Ernst Rühmer. "Im Landkreis München kann der Hund frei laufen, aber ab der Brücke muss er angeleint werden."

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