Frauenförderung:Einfach genauer hinschauen

Es ist nur gerecht, wenn Frauen speziell unterstützt werden - vor allem, wenn sie Führungsposten anstreben

Von Ingrid Hügenell

Bestimmt hat Landrat Josef Niedermaier es nur gut gemeint, als er den Vorschlag machte, die Förderung von Frauen und Behinderten in Betrieben als Kriterium für die Verleihung des Wirtschaftspreises gleichzusetzen. Richtig durchdacht war sein Vorschlag aber auch nicht, und er erinnert an das Programm einer Volkshochschule im Oberland, die ihren Schwerpunkt auf "Frauen, Behinderte und andere Minderheiten" legen wollte. Das ist mittlerweile mehr als 20 Jahre her, und man hatte schon gehofft, die meisten Leute hätten inzwischen realisiert, dass es zum einen mehr Frauen als Männer gibt, und dass der weibliche Anteil der Bevölkerung ebenso leistungsfähig ist wie der männliche. Frauen sind nicht behindert, sie werden aber oft behindert, etwa, wenn sie versuchen, in typisch männliche Domänen vorzudringen. Deshalb ist es nur gerecht, wenn Frauen speziell unterstützt werden, vor allem, wenn sie Führungsposten anstreben.

Dass offenbar viele Männer, auch Kreisräte, einen schiefen Blick auf die Lage haben, mag daran liegen, dass man vor allem bei öffentlichen Veranstaltungen weit überwiegend Männer antrifft. Kein Wunder, dass die glauben, sie seien in der Mehrheit, wenn etwa bei einer Feuerwehrdienstversammlung die einzigen Frauen unter 200 Männern im Saal die Schreiberin von der Presse und die Bedienung sind. Und Frauen lassen sich davon leider immer noch einschüchtern, wie bei einer CSU-Versammlung im südlichen Landkreis, als die einzige Frau im Raum lieber bei der Pressevertreterin sitzen wollte als bei ihren Parteifreunden, den ganzen Männern.

Glücklicherweise hatte eine kleine Mehrheit des männerdominierten Kreisausschusses doch ein Einsehen, und Bemühungen um die Gleichstellung von Mann und Frau in Betrieben sollen künftig gewürdigt werden. Es tut sich also doch was, und das gibt einem Hoffnung.

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