Bad Tölz gegen Miesbach:Landkreise streiten über neues Schulfach "Gesundheit"

In Bad Tölz soll es den Zweig an der FOS geben, in Miesbach an der BOS. Landrat Josef Niedermaier und der Kreisausschuss werfen den Kollegen Wortbruch vor.

Von Alexandra Vecchiato

Der Ton zwischen den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach wird schärfer. Es geht um das Unterrichtsfach "Gesundheit", das es in Bad Tölz vom Schuljahr 2018/2019 an geben soll. Unstrittig ist zwischen den beiden Kreisen, dass die Tölzer Fachoberschule (FOS) diesen vierten Zweig bekommt. Miesbach möchte allerdings verhindern, dass er auch an der Tölzer Berufsoberschule (BOS) angeboten wird. Stattdessen soll der Zweig an der BOS in Miesbach eingeführt werden. Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) sprach im Kreisausschuss des Kreistags davon, dass er seinem Amtskollegen in Miesbach, dem Grünen Wolfgang Rzehak, seine Enttäuschung mitgeteilt habe. Dass Absprachen keine Gültigkeit mehr hätten - "diesen Umgang bin ich so nicht gewöhnt", sagte Niedermaier in der Sitzung am Montag.

Niedermaier betont, es habe zwischen ihm und Rzehaks Vorgänger, Jakob Kreidl (CSU), die Vereinbarung gegeben, dass der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen den Zweig "Gesundheit" bekomme, Miesbach indes "Internationale Wirtschaft". Dafür habe er Zeugen. Rzehak interessiere sich nicht für die Absprachen mit seinem Vorgänger. Er pocht auf andere verbindliche Vereinbarungen, wonach die bestehende BOS mit Schwerpunkt Sozialwesen in Miesbach die Ausbildungsrichtung "Gesundheit" erhält. Grund dafür ist die Stärkung der Miesbacher BOS, die von etwa 60 Schülern besucht wird. Rzehak führt an, dass dies unter anderem im Beisein der für die beiden Landkreise zuständigen Ministerialbeauftragten protokolliert worden sei. Für Bad Tölz-Wolfratshausen ist der Ministerialbezirk Augsburg, für Miesbach der Bezirk Straubing zuständig.

Niedermaier zweifelt an, wie lange diese "Mini-BOS" überhaupt Bestand hat. Und er sorgt sich, ob sich die beiden Berufsoberschulen "kannibalisieren" könnten. Seinem Miesbacher Kollegen seien frühere Gespräche "wurscht". Das sei nicht die feine englische Art.

Dass ein Landrat sich für seinen Kreis einsetze, sei in Ordnung, sagte Zweiter Landrat Thomas Holz (CSU). Aber verbindliche Absprachen gehörten zum kommunalpolitischen Geschäft. Die beiden Landkreise hätten auf vielen Ebenen Schnittpunkte, da könne es nicht angehen, ein Klima zu schaffen, wo ein Landrat sich nicht mehr auf das Wort eines anderen verlassen könnte. Ob nicht Dritter Landrat Klaus Koch von Grünem zu Grünem mit Rzehak sprechen wolle, schlug Holz vor.

Koch bot sich an, den Miesbacher Landrat zu kontaktieren, bat aber auch darum, das Ganze nicht eskalieren zu lassen. "Das ist nur ein Punkt, sonst ist die Zusammenarbeit doch gut." Der Grünen-Kreisrat konnte sich einen Seitenhieb in Richtung Miesbach jedoch nicht verkneifen. Man habe die Wolfratshauser Landwirtschaftsschule auch abgeben müssen, als in Holzkirchen das neue Grüne Zentrum errichtet wurde. "Und das bedeutet für unseren Landkreis erhebliche Mehrkosten", sagte Koch.

Niedermaier war um Deeskalation bemüht. Er wolle ungern einen Streit anzetteln, schon gar nicht auf dem Rücken der Schulen. Es könne passieren, so interpretiere er Äußerungen der zuständigen Ministerialbeauftragten, dass bei einem anhaltenden Streit zwischen Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach ein anderer Standort den Zuschlag für den Zweig "Gesundheit" an der Berufsoberschule bekomme. Sollte die Tölzer BOS den vierten Zweig in Zukunft anbieten und danach die Miesbacher BOS aus welchen Gründen auch immer aufgelöst werden, sei klar, dass im Nachbarlandkreis alle den Tölzern die Schuld geben werden.

Der Kreisausschuss folgte einstimmig der Empfehlung des Bau- und Schulausschusses: An der FOS Bad Tölz soll der Zweig "Gesundheit" 2018/2019 eingerichtet werden, an der Tölzer BOS zu einem späteren Zeitpunkt.

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